Originaltitel: Cybernatural__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__ Regie: Levan Gabriadze__Darsteller: Shelley Hennig, Renee Olstead, Jacob Wysocki, Will Peltz, Courtney Halverson, Heather Sossaman, Moses Jacob Storm, Matthew Bohrer, Mickey River u.a. |
Genau ein Jahr ist es her, dass sich die High-School-Schönheit Laura umgebracht hat. Grund für ihren Freitod war ein peinliches Video von ihr, das Unbekannte ins Netz gestellt hatten. Lauras Leben glich fortan einem Spießrutenlauf. Überall wurde sie erkannt und ausgelacht. Im schlimmsten Fall gar gemobbt.
Als Blaire, die ehemals beste Freundin der Verschiedenen, am ersten Todestag von Laura ihre Freunde zu einer Skype-Session einlädt, loggt sich auch ein unbekannter Nutzer in das Gespräch ein. Vehement bleibt der Fremde am Ball und lässt sich von den Teenagern nicht aussperren. Schnell ahnt Blaire, dass diese Vorgänge etwas mit Lauras Tod zu tun haben könnten. Und wirklich: Der Fremde hat sich offensichtlich Zugang zu den ehemalige Accounts von Laura erschlichen.
Mehr und mehr übernimmt der Fremde die Regie über die Skype-Session und startet ein Spiel, das tödliche Auswirkungen hat. Dabei offenbart er Wissen, das nur ein Eingeweihter haben kann. Welches Ziel verfolgt der „Unknown User“?
httpv://www.youtube.com/watch?v=s5jghJW0iqs
Alles, was in „Unknown User“ passiert, findet ausschließlich auf dem Desktop eines Laptops statt. Die Kamera filmt sozusagen die virtuelle Arbeitsfläche des Rechners von Blaire ab, auf dem sich beständig Fenster öffnen und schließen und die Handlung vornehmlich in Skype-Fenstern vorangetrieben wird. Ausschließlich darüber bekommt man dann auch die Charaktere des Filmes präsentiert. Selbige bleiben einem leider komplett fremd. Man sieht einfach nur andauernd sechs Nasen in eine Webcam starren, ohne wirklich etwas über sie zu erfahren.
Blaire, Mitch und wie sie alle heißen mögen, werden nie zu lebendigen geschweige denn glaubwürdigen Charakteren. Mitfühlen oder gar mitfiebern will man mit ihnen nie. Zumal es „Unknown User“ nicht gelingt, sie irgendwie sympathisch erscheinen zu lassen. Eher ganz im Gegenteil: Schon früh wird offenbar, was man da eigentlich für Spackos gegenüber sitzt. Was dann auch flott zur Lösung des ganzen Filmes hinführt.
Spannung kommt so niemals auf. Nicht einmal dann, wenn es spannend sein soll. Der von Jason Blum („The Purge“) und Timur Bekmambetov („Wanted“) höchst preiswert produzierte Film teilt uns dies über viel Geschrei und Gezeter der unbedarften, teilweise extrem hölzernen Darsteller und noch mehr Bild-Darstellungsfehler mit. Denn immer, wenn die mörderische Entität im Film loslegt, blitzt, zappt und standbildet es, was das Zeug hält. Die Bilder werden megakörnig und die für Sekundenbruchteile dargereichten Splatter-FX verschwinden irgendwo im weißen Rauschen.
Zumindest ist die technische Darbietungsweise des Filmes sehr interessant. Innovativ ist sie nicht mehr. Da kam „Unknown User“ der zwar stark konstruierte, aber deutlich spannendere und unterhaltsamere „Open Windows“ von Nacho Vigalondo dazwischen. Dennoch ist es nach wie vor spannend, zu sehen, dass man alleine durch das beständige Klicken auf einem Desktop genug passieren lassen kann, um den Eindruck eines in sich geschlossenen Filmes entstehen zu lassen.
Wobei es „Unknown User“ irgendwann auch ziemlich übertreibt. Denn wenn die Hauptfigur mal eben gleichzeitig Google-Mail, Google, Chat-Roulette, Skype, den Skype-Chat, Facebook UND Youtube zum Kommunizieren nutzt, ist es an gebotener Abwechslung wirklich zu viel. Traurigerweise wird der Film mit dieser Darstellung der mehr als kurzlebigen, flüchtigen und egalen Kommunikation der heutigen Jugend sogar ziemlich nahe kommen. Eine Art der Kommunikation, bei der man sich, anstelle zu kommunizieren, aus zig Kanälen ein Gespräch zusammensucht. Hier bekommt man dann irgendwie doch Angst.
Überhaupt generiert der Film in Bezug auf die neuen Medien interessanten Subtext. In diesem geht es darum, was passiert, wenn man sein Leben via Videos, Chat und Co. immer mehr in die virtuelle Welt trägt. Eine Welt, in der nichts vergessen wird. Eine Welt, in der jeder jedem alles an den Kopf wirft, weil er sich anonym wähnt. Eine Welt, in der jeder jeden Mist nachplappert und dann etwas von Meinungsfreiheit palavert. Eine Welt, in der man dank Datenkraken wie Google und Co. überhaupt keine Kontrolle mehr über SEINE Daten hat und eine Welt, in der Sammelbecken wie Youtube alle Katastrophen und Glücksmomente eines Menschen zum dumpfbackigen Kommentieren bereithalten. Genau hier ist „Unknown User“ extrem aktuell, schafft es aber nicht wirklich, einen brauchbaren Kommentar dazu zu formulieren oder sich irgendwie zu positionieren.
Muss er aber auch nicht. Vielleicht reicht es ja schon, einfach mal aufzuzeigen, dass das Internet eben nichts vergisst. Egal was dahingehend zum Beispiel im europäischen Raum für Gesetze und Beschlüsse verabschiedet werden. Blöd für den technisch interessant dargereichten „Unknown User“ ist allerdings, dass er nicht einmal auf der Ebene funktioniert, auf der er punkten wollte: Der Unterhaltungsebene. Dazu generiert er zu wenig Spannung, involviert kein Stück und schafft es nicht einmal über Jump Scares, so etwas wie eine beunruhigende Stimmung aufkommen zu lassen. Stattdessen geht einem der Film irgendwann nur noch auf den Geist. Spätestens dann, wenn das „Spiel“ gestartet wird und sich die Charaktere in einer Tour anschreien und anzicken und einem immer noch unsympathischer werden. Genau hier macht man dann das, was man den Figuren im Film schon ganz am Anfang geraten hätte, als der Spuk noch in den Kinderschuhen steckte: Man drückt einfach den Powerknopf. Kaum etwas funktioniert besser als das – selbst in unserer ach so modernen neuen Welt…
Die deutsche DVD und Blu-ray zum Film erscheint am 7. Januar 2016 von Universal Pictures Home Entertainment. Der im Kino noch ab 12 freigegebene Streifen wurde für den Heimkinostart unverändert auf eine FSK 16 hochgestuft.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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