Originaltitel: Vampira__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1974__Regie: Clive Donner__Darsteller: David Niven, Andrea Allan, Nicola Austin, Peter Bayliss, Minah Bird, Bernard Bresslaw, Veronica Carlson, Carol Cleveland, Teresa Graves, Linda Hayden, Nicky Henson, Penny Irving, Freddie Jones, Jennie Linden, Aimi MacDonald, Hoima McDonald, Patrick Newell u.a. |
David Niven gehörte zu einer Garde von Schauspielern, die in einer Tradition urtümlicher Schaustellerei standen, wie es sie inzwischen vielleicht nicht mehr gibt. Seine Stärke lag nicht gerade darin, den Zeitgeist abzubilden oder gar die Zukunft auszumalen. Er stellte lediglich nach, was auch ohne sein direktes Mitwirken längst zum Konsens geronnen war. Bei ihm ging es weniger um Innovation als vielmehr um Wiedererkennung von Altbekanntem und dessen lustvolle Verzerrung. Wer ihn mitsamt seiner verdutzten blauen Kulleraugen, seines altmodischen Oberlippenbarts und seiner Gesichtsbügelfalten als Darsteller engagierte, hatte wohl vor allem eine Parodie auf Vergangenes im Sinn.
Wann immer die Figur des Grafen Dracula als Ziel solcher Parodien auserkoren war, hatte Christopher Lee höchstselbst dafür längst den Weg geebnet. Nicht nur waren die Fortsetzungen seiner Paraderolle aus „Dracula“ (1958) mit der Zeit zu einer Parodie ihrer selbst geraten, nein, Lee forderte die Selbstverballhornung auch ganz direkt heraus, zum Beispiel durch seinen Cameo in Jerry Lewis’ Komödie „Die Pechvögel“ (1970). Überhaupt war Dracula als Zielscheibe postmoderner Schießwut bereits komplett durchlöchert, bevor Niven auch nur in die Nähe von Cape und Plastikgebiss gelangen konnte. Spätestens nach der Pigmentbehandlung im Blaxploitation-Horror-Mix „Blacula“ (1972) war der einst so leichenblasse, an starre Regeln geheftete Vampirfürst endgültig zu einem Aushängeschild transkulturellen Filmemachens geraten. Ein früher Repräsentant zerfließender Identität sozusagen, die weit über die zweigleisige Verwandlung vom Menschen zur Fledermaus und wieder zurück hinausreichte.
Kurzum: „Vampira“ ist offensichtlich viel zu spät dran mit seinem knitterigen Dracula der alten Schule. Béla Lugosis Abbild mit Frack und Medaille in einen Spiegel zu bannen und dann an den Proportionen zu rupfen, erscheint selbst für 1974 wie ein Plan von vorgestern. Der melancholische Schlossherr, der mit seinem Bediensteten ohne Punkt und Komma Worttennis spielt, wirkt dermaßen altbacken, dass selbst das Einschalten des elektrischen Lichts zum schrulligen Witz gerät, wie ihn genauso gut George Jetson in Fred Feuersteins Höhle hätte reißen können. Und dann, ja, dann wird die im Tiefschlaf verweilende Geliebte per Bluttransfusion ins Leben zurückgerufen und verwandelt sich ausgerechnet in eine Dunkelhäutige. Schockschwerenot!
Als der Graf sie beäugt wie einen gruseligen Hausgeist unter einem schwarzen Bettlaken, da wird jeglicher Fortschritt der vergangenen Jahre praktisch revidiert. Nach „Blacula“ ist das beinahe so, als hätte man den ollen Latex-Fliegenkopf aus „Die Fliege“ (1958) nochmal für einen neuen Einsatz entstaubt – NACH dem Remake von David Cronenberg, wohlgemerkt.
Offener Rassismus ist „Vampira“ ab diesem Moment schnell vorgeworfen, denn wenn zwei alte Fürze mit den Charaktereigenschaften angestaubter Möbelstücke aus dem 19. Jahrhundert die grazile Teresa Graves mit einem Ausdruck unterdrückter Abscheu mustern, dann ist man doch recht gespannt, wie sich der Film aus dieser Sackgasse der Geschmacklosigkeit wieder zu befreien gedenkt.
Aber natürlich ist gerade das Eingesessene und Verbohrte als Stilmittel beabsichtigt. In den USA vermarktet unter dem Alternativtitel „Old Dracula“, lag die Strategie darin, sich als Kontrastprogramm an die Fersen von Mel Brooks’ Spoof-Comedy „Young Frankenstein“ zu heften. Man darf also doch annehmen, dass all die schweren Relikte aus alten Zeiten nur deshalb so mühsam aufgerichtet wurden, um sie schließlich wie Hindernisse überwinden zu können – Kreuze, Knoblauchzehen und Rassismus inbegriffen.
Und man muss Clive Donner schon zugestehen: So ranzig er den ersten Akt im Schloss auch inszeniert, die Heiterkeit, mit der David Niven seinen Untoten demontiert, ist in dieser Phase des Films durchaus ansteckend. Im Zusammenspiel mit seinem Co-Star Peter Bayliss ergeben sich einige Gags dieser Sorte, über die man nicht lachen will, aber muss, und die Sequenz in einem wirklich schick ausgestatteten Speisesaal mit Orgelspiel, Donnergrollen und haufenweise Gadgets gibt schon mal einen genüsslichen Vorgeschmack auf Nivens nahenden Murder-Mystery-Comedy-Klassiker „Eine Leiche zum Dessert“ (1976). Das etwas hölzerne Spiel von Teresa Graves hat man bei all ihren optischen Vorzügen zwar sehr schnell als Störfaktor ausgemacht, ansonsten scheint sich zu diesem Zeitpunkt aber eine beherzte Abrechnung mit dem Status Quo Ante anzubahnen. Auf britische Art wird hier Ähnliches zu erreichen versucht, wie es die amerikanische Blaxploitation-Welle vorgemacht hatte: Dem weißen Etablissement einen Arschtritt zu verpassen, bis der Stock, in diesem Fall wohl eher der Pfahl, oben wieder rauskommt.
Kaum hat Dracula jedoch sein Domizil verlassen, fällt das Kartenhaus in sich zusammen. Wo Niven als Graf von Gestern mit der Londoner Großstadt interagiert, wirkt er immerzu so, als habe die Fledermaus in ihm den Zugriff auf die Navigationskarte verloren. Der angestrebte Culture Clash entwickelt keinerlei Durchschlagskraft, auch weil sich Dracula lediglich wie ein Schatten durch die Kulissen bewegt; in den Etagen eines Parkhauses etwa, im Getümmel einer Party oder auf der äußeren Seite des Fensters eines Hochhauses. Bei den Spezialeffekten wird man von den drei bis vier Jahrzehnte älteren Universal-Horror-Klassikern regelrecht vorgeführt; inzwischen muss man sich mit einer Schnittmontage begnügen, bei der Niven gegen die Großaufnahme eines Flughundes ausgetauscht wird. Der Handlungsbogen um Nebendarsteller Nicky Henson, der als eine Art Renfield ausgesandt wird, um für seinen Boss mit falschen Zähnen das Blut weißer Frauen zu sammeln, führt auch zu wenig mehr als ein wenig Pillow Talk in bieder eingerichteten Schlafzimmern, die ebenso wie der Film selbst mit Tapeten aus den vergangenen Jahrzehnten ausgestattet sind.
Interessante Entwicklungen ergeben sich in dieser Phase allenfalls noch bei Titelfigur Vampira. Die entledigt sich nämlich unbemerkt der Ketten ihrer Ehe und findet Gefallen am selbstbestimmten Leben in Londoner Clubs und Betten, nachdem sie ihre neue Hautfarbe im Gegensatz zu ihrem Gatten ohnehin sofort mit offenen Armen empfangen hatte. Bedauerlicherweise findet diese einzig nennenswerte Transformation des Films stets eher am Rande statt, während im Vordergrund weiter der Graf und seine Gehilfen durch ihre zwecklose Mission zappeln. Es hätte aber wohl einer Darstellerin mit mehr Ausdruck bedurft, um diesen Aspekten mehr Tiefe zu geben.
So verfehlt Clive Donner bei allen Anstrengungen schließlich das Ziel, das Altmodische und mit ihm das Rassistische zu überwinden. Mehr noch, mit seiner finalen Pointe steckt er noch tiefer im Schlamassel als zu Beginn des Films, wird doch hier auf ein heute ausdrücklich verpöntes Stilmittel des klassischen Theaters zurückgegriffen. Dies natürlich augenzwinkernd in Unschuld badend. Doch zeigt sich Donner ratlos, die letzte schrille Enthüllung auf einer subversiven Ebene zielführend aufzubrechen, weil die Aussage uneindeutig bleibt, auch aufgrund der fahrigen Struktur des Drehbuchs, das spätestens nach Verlassen des Schlosses einen konkreten Masterplan vermissen lässt.
Natürlich war „Vampira“ nicht der Letzte seiner Art. Wiederum Lee in „Die Herren Dracula“ (1976), George Hamilton in „Liebe auf den ersten Biss“ (1979), Duncan Regehr in „The Monster Squad“ (1987), schließlich auch noch einmal Mel Brooks, der Leslie Nielsen im vorläufigen Schlusspunkt „Dracula – Tot aber glücklich“ (1995) ein letztes Mal Spinnweben aufhängen ließ… Noch bis in die 90er hinein folgten Parodien, die oft nicht weniger rückwärtsgewandt agierten als „Vampira“, zumal noch mehr Zeit zwischen ihnen und den Ursprüngen verstrichen war. In nur wenigen Vampirkomödien, wie Polanskis „Tanz der Vampire“ (1967), pulsierte überhaupt eine progressive Ader. Aber es hat seinen Grund, dass „Vampira“ mehr noch als seine Nachkommen so völlig aus der Zeit gefallen scheint. Er strebt diese Wirkung nämlich ganz gezielt an, versäumt es dann aber, sie so radikal zu brechen, wie er es eigentlich tun müsste. Als Ergebnis bleibt eine seichte Komödie mit dezentem Beigeschmack zurück, deren Versuche, sich von den Altlasten freizustrampeln, zum Alibi verkommen. David Niven kümmert das alles nicht; er ist der Dracula, der er zu jeder Zeit an jedem Ort gewesen wäre. Erst recht gilt das aber für Teresa Graves: Während der Abspann läuft, tanzt sie unbeschwert zu zeitgenössischer Musik; genauso, wie sie es vor ihrer Erweckung 50 Jahre früher getan hätte. Oder heute.
Informationen zur Veröffentlichung von “Vampira”
Black Cinema Collection #14
Mehr als 30 Jahre lang fristete „Vampira“ ihr Dasein im Plastiksarg einer Videokassettenhülle. 1986 erschien die eigenwillige Vampirkomödie über Thorn Emi auf VHS. Mitte der 2010er rief dann endlich die Unsterblichkeit in Form von Digitalisierung. In Ländern wie Italien und Spanien erschienen nach und nach DVDs und Blu-rays, auch Großbritannien wurde 2017 über Fabulous Films mit einem Blu-ray-Release versorgt. Bei uns war vorläufig nur eine DVD drin, die 2018 über Savoy Film / SchröderMedia in den Regalen landete – zwar ganz ohne Extras und Untertitel, aber immerhin mit Original- und Synchro-Spur und dem schicken Cover-Motiv mit bedröppelt dreinschauendem David Niven vor knallrotem Hintergrund. Letztlich ist das aber alles keine Konkurrenz für das Blu-ray/DVD-Set von Wicked Vision, das inzwischen als Teil 14 der „Black Cinema Collection“ erschienen ist.
Das Artwork
Von außen sieht der neue Sarg aus wie der alte, denn das VHS-Motiv wurde erneut verwendet, so dass sich die gute Vampira trotz neu gekauften Betts fühlt wie in der Ewigkeit. Statt des Knallrot der Savoy-DVD dominiert nun also wieder Dunkelblau, das im Hintergrund mit schwarzen Schatten verschmilzt und das ebenso schwarze Schloss nur durch den weißen Mond leuchten lässt. David Niven und Teresa Graves teilen sich die Fläche oberhalb des roten „Vampira“-Schriftzugs und sind vom Zeichner fotorealistisch getroffen. Die Sofa-Szene im unteren Bereich sieht dafür eher nach einem Michael-Jackson-Musikvideo der 80er aus. Da die VHS 1986 erschien, ist davon auszugehen, dass die Popkultur jener Zeit wohl auch Einfluss auf den Künstler ausgeübt haben dürfte.
Das Booklet
Die Originalplakate vom Kino-Release jedenfalls gemahnen da deutlich mehr an die 70er, sowohl die „Vampira“- als auch die „Old Dracula“-Variante. Beide kann man sich im beigelegten Booklet anschauen, ebenso wie noch einmal das VHS-Motiv, das spanische und das französische Plakat. Dadurch kommt die Beilage auf einen beachtlichen Umfang von 36 Seiten, denn zuvor liefert Lio Schlösser noch einen aus interpretativer Sicht höchst ergiebigen Essay. Der Text ist akademisch strukturiert, bezieht sich auf akademische Quellen und strebt nach einem Niveau, das nur wenige Autoren von Medien-Begleittexten bieten können. Anstatt sich an den Biographien der Beteiligten abzuarbeiten, wird jegliche Energie in die Interpretation des Werks gesteckt anstatt in den Hintergrund der Schaffenden. Lediglich Teresa Graves und in Ansätzen David Niven werden ansatzweise biografisch eingeordnet, was schon ein Statement für sich ist. Schlösser verknüpft anschaulich die Eigenschaften des Blaxploitation-Kinos mit dem klassischen Vampirfilm und zeigt dadurch auf, wie „Vampira“ unter dem Mantel einer anspruchslosen Gruselkomödie in Wirklichkeit so manchen Standard verschiebt, was die Repräsentation schwarzer Kultur im Kino angeht. Es mag sein, dass die eigentliche Zielgruppe wenig mit einem Text anfangen kann, der einen Exploitation-Stoff mit Begriffen wie „Heteronormativität“ oder „Male Gaze“ anreichert oder alternative Rezeptionsstrategien schwarzer weiblicher Zuschauerinnen solcher Stoffe diskutiert, am Ende sind es aber gerade solche tiefgehenden und gar nicht mal den Punkt verfehlenden Analysen, die eine Wiederentdeckung von Filmen wie „Vampira“ so lohnenswert machen. Und im geschmackvollen Rahmen der vorliegenden Reihe ist man guter Dinge, dass viele Leser dies auch zu schätzen wissen. Gelesen werden sollte ein derart ins Detail gehender Text natürlich erst nach Filmsichtung, wie auch ein Spoilerhinweis zu Beginn mitteilt.
Das Booklet selbst ist abgesehen von den farbigen Postern wie immer schwarzweiß gehalten, was auch für die abgebildete Szene auf der Innenseite des Sleeves hinter dem Scanavo Keep Case gilt. Das homogene Design trägt eben nach wie vor entscheidend zur gekonnten Präsentation der Filme bei.
Bild und Ton
Letztlich ist es aber die audiovisuelle Aufbereitung, die über das Gelingen der Präsentation entscheidet. Sollten die technischen Angaben in der ofdb stimmen, wies das Bild der Savoy-DVD noch das Format 1,85:1 auf, das oben und unten stets schmale Balken aufweist. Bei Wicked Vision bekommen wir aber nun 1,78:1 geboten, das dem exakten Seitenverhältnis eines Standard-Breitbildfernsehers entspricht, womit das Bild vollständig ausgefüllt wird – auf der Blu-ray selbstverständlich in 1080p. Im Wesentlichen bestimmen die abwechslungsreichen Kulissen den Charakter. Im Schloss dominieren sehr dunkle Holztöne, die allerdings vom Transfer sehr feingranular wiedergegeben werden, so dass die Detailwut des Ausstatters trotz des wenigen Lichts frei atmen kann. Das Produktionsdesign setzt immer wieder schrille Kontraste, etwa in dem grellweißen Erweckungsraum Vampiras oder in der Popart der Londoner Inneneinrichtungen. Ein dünner Film aus aufblitzenden Schmutzpartikeln ist zwar immer zugegen, kann aber die spannenden visuellen Kontraste nicht stören. Lediglich einige Außenaufnahmen von London bei Nacht wirken etwas unscharf und kontrastarm. Insgesamt aber ein schönes Upgrade, das jede einzelne Gesichtsfalte David Nivens gebührend zelebriert.
Deutsch und Englisch lautet einmal mehr die Auswahl bei den Tonspuren. Große Überraschungen findet man hier nicht. Sowohl Synchronisation als auch Original liegen jeweils in Mono vor, das über zwei Kanäle ausgegeben wird, und zwar in dem von Wicked-Vision-Veröffentlichungen fast immer bevorzugten DTS-HD-Master-Audio-Tonformat. Die Originalspur klingt insgesamt knackiger und präziser, sie entbehrt außerdem des dezenten Hintergrundrauschens, das man beim deutschen Ton erahnen kann, welcher insgesamt aber qualitativ Anschluss halten kann, zumal die Synchronisation selbst durchaus Spaß macht. Englische und deutsche Untertitel werden einmal mehr bereitgestellt.
Der Audiokommentar
Alleine schauen macht ja bekanntlich weniger Spaß als gemeinsam und womöglich fällt es schwer, einen Kumpel zu finden, der sich darauf einlassen würde, einen „Vampira“ mitzuschauen. Für solche Situationen wurde wohl der Audiokommentar erfunden. Mit Dr. Gerd Naumann, Christopher Klaese und Matthias Künnecke findet man sich in bester Gesellschaft für eine nicht nur unterhaltsame, sondern auch aufschlussreiche Zweitsichtung. Relativ früh wird die Feststellung getätigt, dass der Film im Wesentlichen in drei Akte zerfalle, und selbiges kann man auch über den Kommentar behaupten: Zunächst dreht sich die Diskussion um Dracula und seinen Wechsel vom Horrorfilm zur Komödie mitsamt so ziemlich aller filmischen Referenzen, die dazu gehören, mit dem ersten Auftritt von Teresa Graves erfolgt die Überleitung zur Blaxploitation und zum schwarzen Kino im Allgemeinen, bevor zum Ende hin die Mainstream-Qualitäten des Films herausgestellt werden. Und am Ende hat man wie immer das Gefühl, nicht nur einen Film gesehen zu haben, sondern eine ganze Dekade voller Filme studiert zu haben.
Die Extras
Die Special Features werden wieder von Dr. Andreas Rauscher und Dr. Marcus Stiglegger eröffnet. „Old Dracula – Old Jokes“ behandelt jenen Ausschnitt ihrer über die Black-Cinema-Reihe hinweg sehr ausführlichen Unterhaltung, der sich ausschließlich um „Vampira“ dreht. In Netto-Laufzeit ist das nicht sehr viel; die Featurette läuft diesmal nur rund acht Minuten und wird auch noch mit auffällig langen Ausschnitten aus dem Hauptfilm und der ein oder anderen Referenz aufgestockt, nicht zu vergessen den (äußerst professionell gemachten) Vor- und Abspann. Aber wie die Herren es schaffen, den Film in nur wenigen Sätzen so akkurat zu charakterisieren, verdient wahrlich eine Verbeugung. Rauscher versteckt jedoch in seiner hochpräzisen Deutung ganz bewusst eine Spur Ratlosigkeit dahingehend, wieso der Film so ist, wie er ist… was ihm wiederum eine gewisse Faszination abringt, obwohl er ihn offensichtlich insgesamt nicht allzu hoch einstuft. Dass das deutschsprachige Feature optionale englische Untertitel an Bord hat, weist übrigens darauf hin, dass man mit der Black Cinema Collection wohl auch ins Ausland schielt.
Weiterhin an Bord ist ein Interview mit Kameramann Tony Richmond (9 Min.). Wie eine Texttafel zu Beginn aufklärt, wurde es im Jahr 2020 im Rahmen der Covid-Pandemie per Videokonferenz geführt, was eine entsprechend mäßige Bild- und Tonqualität zur Folge hat. Inhaltlich bleibt es leider auch ein wenig trocken Richmond liefert einen kurzen Abriss seiner Karriere, ausgehend von seiner Zusammenarbeit mit Nicolas Roeg an „Walkabout“ und „Wenn die Gondeln Trauer tragen“. Wie es zu seinem Engagement bei „Vampira“ kam, dazu hat er nichts Erleuchtendes zu erzählen (Clive Donner habe eben gefragt und er habe angenommen), das Ergebnis halte er aber für einen guten Film. Am Ende erfahren wir noch, dass er derzeit an der New Yorker Filmakademie als Fakultätsvorsitzender arbeitet.
Zwei Trailer zum Hauptfilm sind auch dabei, sie unterscheiden sich lediglich in der Einblendung des Filmtitels: einmal „Vampira“, einmal „Old Dracula“. Die kratzige Stimme des Off-Erzählers ist übrigens bemerkenswert fies geraten, dem Herrn könnte man noch eine Stunde dabei zuhören, wie er alte Vampirschinken anteasert. Stattdessen gibt es noch eine 4-minütige Bildergalerie mit Postern, Artworks, Lobby Cards, Stills und Mediencovern.
Und weil es so schön ist, gibt es den „Blax History Month“ von Justin Murray mit einem Beitrag zu „Slaughter“, dem allerersten Titel in der „Black Cinema Collection“, noch als Sahnehaube oben drauf. Mit Murrays Videos konnte man auf der vergangenen Edition zu „Hit!“ erstmals Bekanntschaft machen. Das hier präsentierte Format würdigt 28 Blaxploitationfilme in 28 humoristisch aufbereiteten Episoden. Zwar werden hier und da mal gehässig Logikfehler und andere Probleme an den Pranger gestellt, allerdings bemüht sich Murray immer um Respekt dem Betrachtungsgegenstand gegenüber und arbeitet durchaus ambitionierte Interpretationsansätze in sein Review ein, was das Video reflektierter erscheinen lässt als vergleichbare Formate auf den gängigen Portalen.
Und weil so ein Vampir zwei Reißzähne hat, braucht man ja auch zwei Easter Eggs… oder wie war das? Zu finden entweder per eigenem Bemühen oder, sofern die Geduld fehlt, auf Seite 2 dieses Artikels.
Sascha Ganser (Vince)
Bildergalerie
Die Black Cinema Collection bei den Actionfreunden:
01: Slaughter [1972]
02: Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs [1970]
03: Strasse zum Jenseits [1972]
04: Ghetto Busters [1988]
05: Die Organisation [1971]
06: Foxy Brown [1974]
07: Car Wash [1976]
08: Coffy [1973]
09: Visum für die Hölle [1972]
10: Black Caesar – Der Pate von Harlem [1973]
11: Cotton Comes to Harlem [1970]
12: Riot – Ausbruch der Verdammten [1969]
13: Hit! [1973]
14: Vampira [1974]
15: Sugar Hill [1974]
16: Hell Up In Harlem [1973]
17: Friday Foster [1975]
18: In the Heat of the Night [1967]
19: Cooley High [1975]
20: Hammer [1972]
Sascha Ganser (Vince)
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