Originaltitel: Vindicta__ Herstellungsland: USA-Kanada__ Erscheinungsjahr: 2023__ Regie: Sean McNamara__ Darsteller: Elena Kampouris, Travis Nelson, Jeremy Piven, Sean Astin, Jaime M. Callica, Daniel Cudmore, Bradley Stryker, Karolina Cubitt, Michasha Armstrong, Olivia Summers, Adam Pateman, Todd Masters, … |
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Bei „Vindicta“ handelt es sich um einen B-Movie-Horror-Thriller aus dem Jahr 2023, der dank seiner Hauptdarstellerin und seines Trailers meine Neugier zu erwecken vermochte sowie von Sean McNamara inszeniert wurde – seines Zeichens ein routinierter Regisseur, in dessen umfangreicher Filmographie sich mehrere Teile der (wahrhaftig existierenden) „Baby Geniuses“-Franchise ebenso entdecken lassen wie die bekannten Sport-Dramen „Soul Surfer“ und „the Miracle Season“, der im Vorfeld seines Erscheinens lange Zeit verschobene Fantasy-Abenteuer-Flop „the King’s Daughter“ (mit Pierce Brosnan und Kaya Scodelario) sowie das 2024er Biopic „Reagan“ (mit Dennis Quaid als US-Präsident). Im Genre dieses Streifen hier begrenzte sich McNamara’s Vorerfahrung dagegen im Grunde bloß rein auf seine 2022er Veröffentlichung „Dangerous Game: The Legacy Murders“ (mit Jonathan Rhys Meyers und Jon Voight)…
Das zugehörige Drehbuch wurde von Ian Neligh („Utopia“) und Steven Paul verfasst – welcher bereits seit den Achtzigern als Skript-Autor aktiv ist (siehe u.a. „Never too young to die“, „V for Vengeance“, „Tekken 2“ und „Air Force One Down“). Soviel schonmal vorweg: Das letztlich gebotene Ergebnis leidet schwer unter seiner grobschlächtig-uninspiriert zusammengeschusterten Vorlage – aus der McNamara wiederum nicht genügend Suspense herauszuholen und/oder Eye-Candy zu kredenzen imstande war, um die inhaltlichen Schwächen so zumindest noch ein Stück weit besser kaschieren zu können. Generell hätte ein höheres Budget auch nicht geschadet. Aber der Reihe nach. Und für all diejenigen, die kein Latein beherrschen: Ins Deutsche übersetzt lautet der Titel entweder Strafe/Rache oder Erlösung/Befreiung – wobei erstere Option die im Vorliegenden maßgeblich gemeinte ist…
In Seattle herrscht gerade Chaos: Angesichts diverser Vorwürfe und Berichte über gravierende Korruptionsfälle innerhalb verschiedener Behörden der Metropole sind neben friedlichen Protesten inzwischen heftige gewalttätige Ausschreitungen ausgebrochen – Plünderungen, Körperverletzungen und Brandstiftungen inklusive. Da Ausgangssperren die zunehmende Eskalation nicht einzudämmen scheinen, wägt man nun sogar ab, eventuell die Nationalgarde zu entsenden, um die Lage erneut unter Kontrolle zu bekommen. Vor diesem Background geschieht es eines Abends, dass der Feuerwehr-Inspektor Hale (Michasha Armstrong) sowie der Police-Officer Thomas (Todd Masters) während der Begehung eines alten, eigentlich leerstehenden Wohngebäudes „spurlos verschwinden“, in welchem jüngst ein Brand ausgebrochen war, bei dem drei Obdachlose starben…
Hale’s und Thomas‘ Schicksale erhält der Zuschauer aufgezeigt: Brutal werden sie von einem schwarz-gekleideten Herrn ermordet, der dabei eine weiße David-Maske trägt – also eine des Antlitzes der berühmten Marmor-Statue Michelangelos. Frisch mit ihrer Ausbildung fertig, tritt die junge Sanitäterin Lucy ‚Lou‘ O’Connor (Elena Kampouris) am folgenden Morgen ihren Dienst bei einer Rettungswache an, die von Chief Rick (Sean Astin) geleitet wird. Jener ist unverhohlen skeptisch darüber, ob sie den Belastungen des Jobs gewachsen ist – denn nach dem Tod ihrer Mutter hat Lou wiederholt bestimmte wichtige Entscheidungen akut hinterfragt: Im Falle einer Triage zählt jedoch jede Sekunde. Ihr Vater Patrick (Jeremy Piven) – ein ranghoher Cop im Ruhestand – glaubt derweil fest an sie – und wegen all des Bedarfs in der City schickt Rick sie (unabhängig seiner Zweifel) dann auch prompt in den Außeneinsatz…
Lou wird der Ambulanz ihres Kollegen Jason (Jamie M. Callica) zugewiesen – und gemeinsam fahren sie raus in einen besonders betroffenen Bezirk, aus dem ein Notruf eingegangen war. Parallel dazu findet Detective Russo (Travis Nelson) ein paar Blocks entfernt die enthauptete Leiche Thomas‘ – und als Lou im Rahmen des Behandelns einiger Verletzter dem Hören eines grässlichen Schreis nachgeht, entdeckt sie kurzerhand die grotesk getötete Reporterin Lana (Olivia Summers) sowie deren malträtierten Kameramann (Adam Pateman). Beide Tatorte weisen mit Blut geschriebene lateinische Worte auf. Zudem wurde einem Wohnungslosen nahebei ein weiteres in den Bauch geritzt. Zum Glück hat Lou die Sprache auf dem College erlernt – weshalb sie Russo in der Hinsicht gut auszuhelfen vermag. An seiner Stelle würde ich übrigens ebenfalls lieber mit ihr reden als bspw. einfach Google zu bemühen…
„Vindicta“ ist fern von subtil gestrickt. Als Hale sich eingangs dem Gebäude nähert, blitzt vor seinem inneren Auge ein „Mini-Flashback“ auf – und Rick erwähnt im Gespräch mit ihm per Funk, dass man jenes vor Jahren bereits hätte abreißen sollen. Auf Anhieb wird einem deutlich gemacht, dass diese Location Story-technisch einen wichtigen Stellenwert besitzt. Überdies gibt’s einen klassischen Erschrecker durch Katze obendrauf. Stracks schlägt nun der Killer zu: Man sieht ihn in seinem kompletten (an sich nicht uncoolen) „Outfit“ – sowie verbildlichte Erinnerungen seinerseits, in denen eine Frau und ein Kind am Fenster eines der Apartments panisch um Hilfe flehen, während lodernde Flammen sie just zu erreichen drohen. Das raubt dem Streifen natürlich sogleich eine gewisse Mystery-Komponente, die problemlos noch einträglich nutzbar gewesen wäre. Aber darauf waren die Verantwortlichen offenbar nicht aus…
Sportlich vorm Frühstück eine Runde joggend, erfährt Lou etwas später ihre Einführung – im Zuge dessen dem Publikum nicht verborgen gehalten wird, dass jemand sie stalkt und fotografiert. Via Medien-Berichterstattung ist bei ihrer Heimkehr zu vernehmen, dass in ein History-Museum eingebrochen wurde und man dort mehrere antike Waffen entwendet hätte. Flüchtig werden die auf sie einwirkenden Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit angerissen und das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Vater etabliert – wobei ich es jedoch als „leicht schräg“ empfand, dass sie sogar eine Bobblehead-Figur von ihm auf dem Armaturenbrett ihres Autos stehen hat. Dass Patrick mit Sicherheit auch irgendwie in die Geschehnisse verwickelt ist, kann man sich im Prinzip allein schon deswegen denken, weil der Part mit Piven besetzt wurde. Immerhin bewegt sich der Verlauf von Anbeginn an zügig von einer Szene zur nächsten…
Das Skript wartet mit unterschiedlichen Plot-Elementen auf, die jeweils nicht ohne Reiz sind – allerdings nie wahrhaft ergiebig ineinander greifen und somit insgesamt nicht tiefer als bloß oberflächlich ausgeschürft werden. Korrupte Beamte und eine aufgebrachte Bevölkerung, Lou’s Trauma und wie das ihre Leistung im Job beeinflusst, die oft zehrende, belastende Arbeit von Rettungs-Sanitätern sowie der Serienkiller, seine Motive und die Ermittlungen der Cops: Quasi „Asphalt City“ vermengt mit „Se7en“ vermengt mit „Saw“ vermengt mit diversen x-beliebigen Slashern – plus eine Prise „Strange Days“ und „Battle in Seattle“. Apropos: Zwar entfaltet sich auch dieser Film in letzterer nordwest-amerikanischen Metropole – wurde aber im kanadischen Vancouver gedreht; mit dem markanten „Space Needle“-Turm (ebenso wie einzelne Brände und/oder aufsteigender Rauch) digital in mehrere Einstellungen eingefügt…
Ähnlich wie z.B. Ariel Vromen bei „1992“ nicht genügend Geld zur Verfügung hatte, um das tatsächliche Ausmaß der damaligen L.A. Riots anschaulich nachstellen zu können, ist in vergleichbarer Weise evident, dass McNamara unter denselben Einschränkungen litt. So manches Ereignis spielt sich in einem von der Lage hart gebeutelten Stadtteil ab – bei dessen Haupt-Straßenzug es sich unverkennbar um ein Backlot-Set handelt: Keine ernsthaft störende oder schlimme Sache – doch fällt es nunmal auf (selbiges gilt für ein bis zwei Requisiten, die bemerkbar leichter sind als die entsprechenden Gegenstände eigentlich sein sollten). Unambitioniert ist das Werk nicht unbedingt – nur hätte es dem Ganzen vermutlich besser gestanden, wenn man zumindest auf die mit dem Rest nicht wirklich konkret verzahnten Ausschreitungen verzichtet hätte; passabel integrierter realer Archiv-Aufnahmen zum Trotz…
Umgehend befördert „Vindicta“ Lou an ihrem ersten Tag im Einsatz in ein Problem-Viertel mit zahlreichen Obdachlosen, Junkies, Kriminellen, Vandalen sowie ihren Frust und Ärger zum Ausdruck bringende Anwohner. Die Situation ist unübersichtlich, gefährlich und stressvoll – komplett mit Zerstörung, Verletzten sowie einer Reihe von Leuten, die den Rettungswagen gern plündern würden. Lou ist ohnehin schon von Anfang an „innerlich angespannt“, denn sie muss sich (sich selbst und anderen gegenüber) nun beweisen. Als Kind hatte ihre Mutter ihr die Notfall-Nutzung eines EpiPen-Injektors beigebracht – doch reagierte sie schließlich (aus Angst und Schock) ausgerechnet in dem Moment nicht schnell genug, als jene eine heftige allergische Reaktion erlitt: Sie starb – und Lou gibt sich seither die Schuld dafür. Ihr Bestreben ist es, Menschen zu helfen – allerdings kann jegliches Zögern da gravierende Folgen haben…
Lou’s Character-Arc ist erfreulich gut ausgestaltet worden: Ihr Trauma ist simultan ihr Antrieb wie auch etwas, das sie hemmt. Darüber hinaus will sie ihren Paps stolz machen. Während es plausibel ist, dass sie Latein gelernt hat, übertreibt es die Vorlage aber (ein weiteres Mal) damit, dass sie obendrein Mandarin beherrscht – was locker hätte weggelassen werden können (eine Szene in einem Asia-Markt wäre in der Beziehung leicht umzuschreiben gewesen). Gespielt wird sie von Elena Kampouris („Before I fall“) – welche eine beherzte, überzeugende Performance abgeliefert hat sowie grundsätzlich hochwertigere Projekte verdient als dieses hier (oder bspw. „Children of the Corn“, 2020). Derweil verkörpert der mir übrigens noch nie sonderlich sympathische Jeremy Piven („the System“) ihren Vater okay – wobei es aber keine Überraschung sein sollte, dass dessen Cop-Vergangenheit bei all dem nicht frei von Bedeutung ist…
Sean Astin („Toy Soldiers“) und Jamie M. Callica („Trap House“) agieren jeweils solide als Lou’s Boss und ihr Kollege Jason – können aber genauso wenig einen bleibenden Eindruck heraufbeschwören wie Travis Nelson („Tucker and Dale vs Evil“) als ermittelnder Detective: Ein Resultat generisch-schlicht verfasster Parts sowie dieser „unfordernden“ Gegebenheit angepasstem Engagement der Gecasteten. Weitere Nebenrollen tauchen indes meist nur kurz auf, bevor sie vom Killer getötet werden – á la Olivia Summers („the Deep End of the Ocean“) und Adam Pateman („Nightmare at the End of the Hall“) als News-Team, Bradley Stryker („Get Fast“) und Karolina Cubitt („Lost Boys 2“) als Ganoven-Pärchen, Michasha Armstrong („Deadpool 2“) als Brand-Inspektor sowie F/X-Profi Todd Masters („Lowlifes“) als Polizist: Sie sind die typischen Horror-Genre-Opfer, die einem als Zuschauer absolut nichts bedeuten…
Dadurch, dass „Vindicta“ mehrere Flashbacks aufweist, innerhalb derer zu früh zu viele Informationen preisgegeben werden, verschenkt der Film das „Gewicht“, welches die im Schluss-Viertel seitens eines gefundenen Videos (also da mal nicht via Rückblende) unterstützte Aufklärung der Hintergründe hätte haben können. Der Killer ist auf Rache aus – doch ergibt sein Vorgehen nicht gerade vernünftig Sinn: Warum sollte er auf der Basis des ihm Widerfahrenen Lou etliche Monate lang stalken, sich Latein aneignen sowie derart maskieren – geschweige denn extra in ein Museum einbrechen, irgendwie verschiedene Ausstellungsstücke (von denen eins zudem recht schwer ist) entwenden und diese binnen ein paar Stunden in seinen Plan integrieren, anstatt die Betreffenden einfach „unverschnörkelt-direkt“ zu entführen und zu bestrafen? Natürlich ist das rein dafür da, um dem Streifen einen interessanteren Hook zu verleihen…
Der Killer nutzt u.a. Klingen, einen Speer sowie (bei Lana) eine „Mundbirne“, um seine Opfer zu töten – was in der Hinsicht eine willkommene Abwechslung gegenüber verwandter Kost markiert; alles in allem aber nicht dermaßen herausragt, um sich wahrlich abzuheben und/oder sonstige Schwächen „übertünchen“ zu können. Die Taten reichen von konventionell über grotesk bis hin zu (in einem Fall) extrem explizit – wobei die Practical-Effects (wie z.B. Wunden, Verbrennungen oder ein abgetrennter Kopf) von guter Qualität sind, während jene der CGIs (in erster Linie: Feuer) zwischen annehmbar und mies schwankt. In klassischer Slasher-Manier beobachtet der Mörder Lou in einer Sequenz (in der just dann seltsam leeren Rettungswache) beim Duschen – und hat er überdies (klischeehaft) mehrere Mannequins und Kerzen in seinem Versteck stehen sowie bekritzelte Zeitungsausschnitte und Fotos an den Wänden hängen…
Obgleich es dem Skript an Fokus und Originalität mangelte, der Regie an Pep sowie dem an sich düsteren Gebotenen an Atmosphäre, haben mich diese spannungsmauen 83 Minuten nie wirklich gelangweilt und wussten mir einzelne Passagen ebenso durchaus zuzusagen wie die arrangierte Optik; von der Farbgebung, der Kamera-Arbeit des „Cold Meat“-Cinematographers Ryan Petey sowie bestimmten weiteren netten Eigenschaften her (darunter Kampouris‘ schicke Frisur). Punktuell stößt das Werk in gewisse Guilty-Pleasure– oder unfreiwillig komische Gefilde vor – wozu sich der Showdown zählen lässt, bei dem Final Girl Lou gegen den auf einmal im Prinzip „übermenschlich“ nicht totzukriegenden Killer antritt; und das samt eines lol-igen Voiceovers und Oneliners („Carpe fucking Diem!“) sowie einer in Flicks dieser Art inzwischen deutlich zu oft verwendeten allerletzten Einstellung vor Einsetzen der Credits…
gnädige knappe
Während „Vindicta“ in mehreren Ländern bei verschiedenen Anbietern als Video-on-Demand oder innerhalb eines Streaming-Abos (bspw. bei „Paramount+“) verfügbar ist, sind mir bis heute (03/2025) indes weder Release-Pläne für Deutschland noch generell irgendwelche DVD- oder BluRay-Veröffentlichungen bekannt…
Stefan Seidl
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(© Republic Pictures, Paramount Global Content Distribution)
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Copyright des „Vindicta“ Postermotivs sowie der Screenshots/Pics: SP Media Group / Paramount Global Content Distribution / Republic Pictures__ US-Freigabe: Rated R__ DVD/BluRay: nein/nein |