Originaltitel: Truth or Dare__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Jeff Wadlow__Darsteller: Lucy Hale, Tyler Posey, Violett Beane, Sophia Ali, Nolan Gerard Funk, Landon Liboiron, Sam Lerner, Brady Smith, Hayden Szeto, Aurora Perrineau u.a. |
Wir alle kennen das diesem Film zugrundeliegende Spiel: In geselliger Runde stellt man sich die „Wahrheit oder Pflicht“-Frage. Entsprechend der Wahl des jeweils Befragten muss dieser nun entweder eine meist peinliche Frage wahrheitsgemäß beantworten oder eine ihn in Verlegenheit bringende Aufgabe erfüllen…
Eine Zufallsbekanntschaft der sozial extrem engagierten und ansonsten am Leben vorbeilebenden Olivia hat sie und ihre Freunde dazu überredet, genau dieses Spiel in einer abgeschiedenen Kirche am letzten Tag ihres Spring-Break-Urlaubs in Mexiko zu spielen. Schnell wird dabei offenkundig, das es zwischen den Freunden so manches Geheimnis zu geben scheint. Irgendwann reißt Olivias Zufallsbekanntschaft die Situation an sich. Er verkündet der baffen Olivia, dass sie und ihre Freunde fortan dazu verdammt seien, für immer „Wahrheit oder Pflicht“ zu spielen!
Weigern sie sich, zu spielen, sterben sie. Sagen sie nicht die Wahrheit, sterben sie. Erfüllen sie eine Pflicht nicht, sterben sie. Natürlich glauben Olivia und ihre Freunde dem Fremden kein Wort. Doch dann schlägt das Spiel erbarmungslos zu und beginnen Olivias Freunde, zu sterben wie die Fliegen. Olivia setzt nun alles daran, den Fluch zu brechen…
Schaut in “Wahrheit oder Pflicht” hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=11n4zyHLpJw
Die „Blumhouse“-Formel des erfolgreichen Horror-Produzenten Jason Blum ist berühmt berüchtigt: Ein Regisseur soll für möglichst schlankes Geld (kolportiert sind 5 Millionen) einen möglichst ertragreichen Horrorstreifen in Szene setzen. In der Folge wird gespart, wo es nur geht: Das Ensemble sollte schlank sein, die Anzahl der Schauplätze überschaubar und die meisten Beteiligten erhalten gerade einmal den gewerkschaftlichen Mindestlohn. Was nach außen sehr sparsam klingt, wird von manchen Kreativen durchaus auch als Befreiung empfunden. Man denke an M. Night Shyamalan, der unter Blumhouse zuletzt förmlich neu aufblühte („Split“).
Blöderweise ist Jeff Wadlow („Kick-Ass 2“) kein M. Night Shyamalan. Zudem kämpft er beständig gegen eine beknackte Prämisse an. Denn die Dämonisierung des „Wahrheit oder Pflicht“-Spielprinzips mit Horrorfratzen und bemüht brutalen Folgen verlangt eine Menge Entgegenkommen vom Zuschauer – und scheitert trotzdem weitgehend. Einfach weil die Mechanismen hinter dem ganzen Bohei so generisch und formelhaft sind, dass so mancher Zuschauer vermutlich schon entschlafen ist, bevor „Wahrheit oder Pflicht“ überhaupt damit beginnt, gruselig sein zu wollen.
Hinzu kommt, dass man mit den Figuren des Filmes niemals warm wird. Manche sind derart unsympathisch, dass man deren Ableben förmlich herbeisehnt. Doch sogar die sympathisch gemeinten Figuren verfangen nicht, verhalten sich teils arg seltsam und sind einem irgendwann genauso egal wie die restliche Opfersuppe. Spannung kommt so keine auf. Zumal vom ersten Take an absehbar ist, wer hier warum überleben wird. Erst gegen Ende bemüht der Film einen zynischen Kniff, um sich zumindest ein wenig von dem Genre-Einerlei abzuheben. Wirklich begeistern mag das Finale aber dennoch nicht. Weil es seine Figuren verrät.
Die werden von eher blassen Darstellern verkörpert. Lucy Hale („Scream 4“) führt das Ensemble von „Wahrheit oder Pflicht“ an, wird vom Drehbuch aber so extrem zum Fähnchen im Wind gemacht, dass die Heldin mehr und mehr zu nerven beginnt. Und Hale ist bei weitem nicht gut genug, um dagegen anzuspielen. Deutlich besser agieren der aus „Teen Wolf“ bekannte Tyler Posey als Lucas und die aus „The Flash“ bekannte Violett Beane als Markie. Letztere hätte eine weitaus bessere Heldin abgegeben, zumal ihre Figur auch deutlich interessanter geskriptet ist als die öde Olivia. Die restlichen Darsteller sind Opfermasse pur und funktionieren in dem Rahmen durchaus ordentlich.
Inszenatorisch macht „Truth or Dare“ einen erstaunlich aufwändigen Eindruck. Die Schauplätze wechseln deutlich häufiger als von „Blumhouse“-Produktionen gewohnt. Das Ensemble ist relativ groß. Die Bilder verströmen zwar keinen Hochglanz, sind allerdings wertig umgesetzt. Und vor allem das Finale in einer einstürzenden Kirche ist fast schon zu Desaster-Movie-mäßig geraten. Hier erweist sich Regisseur Wadlow zumindest als versierter Handwerker, denn er durfte sogar nur mit 3,5 Millionen Dollar hantieren – was man dem Film nie ansieht.
Die Wahrheit über “Wahrheit oder Pflicht”: Pure Durchschnittskost
Was am Ende bleibt, ist leider zu generische Horrorkost, die vor allem daran scheitert, dass es nicht gelingt, dem „Wahrheit oder Pflicht“-Grundprinzip echten Horror abzuringen. Die überbordend oft eingesetzten Versuche mit dämonisch verzerrten Fratzen, die im Film selbst als „schlechter Snapchat-Filter“ ironisch gebrochen werden, verleiten eher zu höhnischem Lachen. Ebenso die Todesfälle rund um das Spiel. Nichts will überraschen, aufschrecken lassen oder irgendwie mit einem Twist begeistern. Dazu gesellt sich eine gelangweilt abgespulte Story mit allen hinlänglich bekannten Stereotypen, Charakteren und Dialogen des Genres. Was man „Wahrheit oder Pflicht“ zugutehalten muss, ist seine wertige technische Umsetzung und das allgemein ordentliche Tempo der Chose.
Die deutsche DVD/Blu-ray zum Film erscheint am 13. September 2018 von Universal Pictures Home Entertainment und präsentiert den Film mit einer FSK 16 Freigabe in seiner ungeschnitten unrated Fassung. Die ist im Vergleich zur Kinofassung minimal brutaler geraten, präsentiert in erster Linie aber die Helden beim vermehrten Saufen. Denn auch zu viel Alkoholgenuss kann in den USA ein PG 13 gefährden.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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