Originaltitel: War Pigs__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Ryan Little__Darsteller: Dolph Lundgren, Mickey Rourke, Luke Goss, Ryan Kelley, Noah Segan, Chuck Liddell, K.C. Clyde, Maclain Nelson, Angie Papanikolas, Blake Webb, Steven Luke u.a. |
1944 landen die Alliierten in der Normandie und stoßen von dort immer weiter gen Deutschland vor. Darunter auch Captain Jack Wosick mit seinen Mannen. Den verlustreichen Kämpfen begegnet Wosick nur zu gerne mit Befehlsverweigerung bzw. einer sehr großzügigen Auslegung der Vorschriften. Das bringt ihm ob seiner Verdienste zwar die Anerkennung seiner Männer, andererseits macht er sich mit dem Verhalten bei seinen Vorgesetzten nicht sonderlich beliebt. Eine Degradierung später wird er zum Kopf eines Himmelfahrtskommandos ernannt. Weit im deutschen Feindesland soll er eine von Hitlers Superwaffen ausspionieren.
Zumindest lässt man ihn nicht vollkommen alleine aufbrechen. Die „War Pigs“ sollen ihn begleiten. Was martialisch klingt, entpuppt sich als Haufen insubordinant denkender Lahmärsche. Gemeinsam mit Captain Hans Picault, einem Fremdenlegionär, macht er die Soldaten überlebensfähig und erarbeitet sich ihr Vertrauen. Dann ist der Tag ihres Einsatzes da. Blöderweise läuft selbiger bei weitem nicht so reibungslos wie erhofft…
httpv://www.youtube.com/watch?v=14EXRhsFrcg
Noch blöder: Bis der Film zu diesem Einsatz kommt, ist er bereits gut eine Stunde alt. Und hat irgendwie jedwede Gelegenheit verpasst, mal richtig Action zu machen. Stattdessen reiht „War Pigs“ ein seltsames Training ans andere. Witzigerweise hat keine der Trainingseinheiten irgendeinen Einfluss auf den Ablauf des Showdowns. Stattdessen soll uns dieser Abschnitt wohl die Figuren nahebringen. Was kein Stück funktioniert. Denn die „War Pigs“ sind absolut lustlos gezeichnete, viel zu glatte, langweilige Vollpfosten, deren Auflehnen gegen ihren neuen Chef beinahe kindisch naiv wirkt. Trotzdem legt das Drehbuch Wosick Aussagen in den Mund, laut denen die „War Pigs“ echt harte Kerle mit Ecken und Kanten wären. Na zumindest ein Lacher im Film, ist doch auch was…
Die ganze erste Stunde würde wohl vollkommen baden gehen, wären da nicht Dolph Lundgren als Fremdenlegionär und Luke Goss als neuer Vorgesetzter der „War Pigs“. Zunächst ist man erstaunt, wieso Wosick Chef der Einheit und Lundgrens Picault nur sein Handlanger sein soll. Bald hat man sich aber mit der Paarung abgefunden, zumal man die Auflehnung gegen Lundgrens Figur vonseiten der „War Pigs“ eh nie hätte ernst nehmen können. Der hätte jene mit einem fiesen Blick auf Spur gebracht. Lundgren („Universal Soldier“) erfreut mit einer spielfreudigen Leistung und etabliert einen coolen Charismatiker, der in der deutschen Fassung immer mal wieder lustige französische Bonmots in seine Anweisungen einfließen lässt. Im Original amüsiert Lundgren hingegen mit einem haarsträubenden französischen Akzent. Wie gewohnt fighten darf er in seiner Rolle nicht. Das hätte aber freilich auch nicht zum Sujet gepasst.
Luke Goss („Death Zone“) macht als harter Hund mit leichtem Kriegstrauma eine gute Figur und seine Chemie mit Lundgren stimmt. Der dritte „große“ Name im Cast gehört Mickey Rourke („The Expendables“). Der sorgt einerseits mit schräger Kostümierung, einem seltsam bekloppten Cowboyhut und schmieriger Langhaarfrisur als eine Art Parodie auf einen Army-General für Schmunzler. Andererseits erschreckt er mit seinem ins Groteske verzerrten Antlitz. Rourke sah selten gruseliger aus als in „War Pigs“. Als habe er mit seinem Gesicht Minensuche betrieben und einmal zu erfolgreich die Erde umgegraben…
So erschreckend ist die Optik des Streifens nicht geraten. Allerdings wirkt sie durchaus sehr preisgünstig. Dabei hat man dem Film alle Farbe entzogen und ließ den monochromen Rest in ein kaltes Braun kippen. Als Schauplatz dominiert ein zumindest idyllisch wirkendes Waldstück. Erst gegen Ende darf man auch in einer Kleinstadt herumballern. In Sachen Ausstattung gibt es hier einiges zu sehen. Gerade bei den Deutschen erwartet man irgendwann, dass auch ein paar Matrosen mal ums Eck schauen. Soll heißen: Irgendwann wirkt „War Pigs“ wie eine Art Wandermuseum für alle Uniformen, die jemals im zweiten Weltkrieg von den verschiedenen deutschen Heeresteilen aufgetragen wurden. Und die aufgetriebenen Kriegsgeräte der Deutschen sind eine echte Schau!
Actiontechnisch grausts einen in den ersten Minuten: CGI-Wunden, CGI-Mündungsfeuer, CGI-Explosionen, Wackelkamera… „War Pigs“ macht wirklich alles falsch, was man falsch machen kann. Nach dieser kurzen Exposition hat die Action erst einmal gewaltig Pause. Es sei denn, man will die Minensuche, Seilgekrabbel und etwas Gerenne während des Trainings als Action deklarieren. In der letzten halben Stunde fährt „War Pigs“ dann größer auf. Und sorgt für den zweiten großen Lacher des Filmes:
Die Einheit ist in zwei Teile aufgeteilt. Beide haben Kontakt mit den Deutschen und gehen vor ihnen in Deckung. Bei beiden Einheitsteilen machen die Deutschen plötzlich vis-a-vis ein Päuschen und bei beiden sorgt ein dummer Zwischenfall für die Entdeckung. Da war Freund Zufall aber nicht der beste Freund der „War Pigs“…
Doch ab jetzt stimmt zumindest die Action: Es gibt kein CGI-Mündungsfeuer mehr und es platzen zwar verhältnismäßig kleine, dafür aber echte Bloodpacks. Und Lundgren darf einem Typ mit einer Pumpgun das Gesicht wegballern. Ein paar Kehlenschnitte gibt es obendrein. Wirklich ausladend brutal wird der Film aber nicht. Dafür steigt jetzt der Bodycount deutlich an und man stolpert halbwegs plausibel von Actionszene zu Actionszene. Dass dabei in unmittelbarer Nähe gezündete Handgranaten und Sprengkörper mal wieder nur für purzelbaumschlagende Helden sorgen, die ansonsten ohne jedwede Schramme davonkommen, lege ich mal als künstlerische Freiheit aus.
„War Pigs“ entpuppt sich letzten Endes sehr schnell als äußerst schmalbrüstiges Remake des Kriegsfilmes „Die Kanonen von Navarone“ und erinnert freilich obendrein überdeutlich an „Das dreckige Dutzend“ und wäre sicher gerne auch ein „Inglourious Basterds“ Widergänger. Diese Klassiker des „Krieg als Abenteuerspielplatz“-Filmes haben „War Pigs“ deutlich stärkere Darsteller, sattere Action, eine stimmigere Ausstattung und eine filmisch profundere und vor allem wertigere Umsetzung voraus. Zudem stimmt bei diesen Filmen der Spannungsbogen, während die Figuren und die Story gleichermaßen mitreißen. Während man bei den ersten Punkten auch bedenken muss, was „War Pigs“ für ein Budget hatte, kann man ihm die letzteren Punkte definitiv vorhalten. Denn eine spannende und gute Story mit ordentlichen Figuren kann man auch mit geringen Mitteln realisieren. Das ist „War Pigs“ nicht wirklich gelungen. So manch schräger Moment (etwa alle Mickey-Rourke-Szenen), der insgesamt solide Showdown und die nette Paarung Lundgren/Goss sorgt dennoch für insgesamt durchschnittliche B-Kriegsaction.
Die deutsche DVD/Blu-ray des Filmes erscheint am 18. August 2015 von dem Label Ascot Elite und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Ascot Elite__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |