Originaltitel: The Mountie__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Wyeth Clarkson__Darsteller: Andrew W. Walker, Jessica Paré, George Buza, Earl Pastko, Tony Munch, Andrey Ivchenko, Matthew G. Taylor, Dean Williams, John Wildman, Kestrel Martin, Ada H. Chan u.a. |
1894. Ein Mountie reitet einsam durch die endlosen Weiten Kanadas. Da erspäht er ein Mädchen, das versucht, mit einem Gewehr einen Strick zu zerschießen, mit dem ein Kerl an einem Baum aufgeknüpft wurde. Der Mountie hilft dem Mädchen und reitet mit der Leiche und dem Mädchen in eine unweit entfernt liegende Einwanderersiedlung. Hier hofft er, herauszufinden, wieso der Kerl sterben musste. Die kleine Zeltstadt ist fest in russischer Hand und lebt von einem florierenden Opiumhandel. Diesem will der Mountie nebenbei auch ein Ende setzen, macht sich damit aber mächtige und gnadenlose Feinde…
„Way of the West“ ist ein Western, der sich einen wenig strahlenden Helden als Hauptfigur auserkoren hat. Der Mountie namens Wade Greyling ist ein gebrochener Mann. Im Opiumrausch tötete er einst ein Kind und hat sich als Konsequenz daraus selbst in die kanadische Einöde versetzen lassen. Hier entpuppt er sich zwar als Meisterschütze, ist ansonsten aber auch alles andere als unbesiegbar. Vor allem die prügelfreudigen Kosaken hauen ihn mehrmals aus den Lederstiefeln. Dieser Held trifft durchweg auf Charaktere, die weder eindeutig gut noch eindeutig böse gezeichnet werden. Jeder Charakter hat hier sein Scherflein zu tragen und hinter jeder noch so frommen Fassade verbergen sich teilweise tiefste menschliche Abgründe. Nur die Kosaken wirken durch die Bank leider zu klischeehaft böse gezeichnet und dürfen keinerlei Ecken und Kanten zeigen.
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Die Story von „Way of the West“ wird geradlinig vorangetrieben und gönnt sich keinerlei Nebenhandlungen, die vom Kern der Geschichte ablenken. Dennoch ist die Handlung recht lange wenig zwingend. Die Ermittlungen des Mounties in der Zeltstadt wirken wenig inspiriert, was noch dadurch verstärkt wird, dass die Stadt recht menschenleer daherkommt und auch ausstattungstechnisch eher sehr funktional und schmucklos gestaltet wurde. Dementsprechend früh löst der Film sein Whodunit auch auf und hält sich mit Twists oder Überraschungen komplett zurück. Nun werden die Kosaken dämonisiert und die kanadische Natur zelebriert, bis der Showdown anrollt und die Fronten geklärt werden. Die Action ist dabei wie der Film sehr naturalistisch, sehr realistisch angelegt. Es wird blutig im Dreck verreckt und Held wie Bösewichter hätten keine Probleme damit, dem Gegner in den Rücken zu schießen. Die Schießereien sind dabei wenig dynamisch inszeniert und schon gar nicht großartig durch choreographiert. Mancher Kill wirkt im Gegenteil sehr willkürlich/zufällig. Abgesehen von diesen Shootouts bietet der Film keine große Action. Es wird kaum geprügelt und die Explosionen im Film fallen eher sehr klein aus.
Was rundweg gefällt, ist die raue, stimmungsvolle Umsetzung des Filmes. Die Bilder wirken farbentzogen und richtiggehend abweisend kalt, selbst die rote Mountie-Jacke will nicht richtig knallen. Die Natur Kanadas wird schroff und ungemütlich in Szene gesetzt, große Naturpanoramen verschlagen den Atem und das scheinbar durchweg raue Klima lässt einen auch im heimischen Sessel bibbern. Selbst von der Tonspur pfeift beständig ein fieser Wind, der nicht nur den Filmcharakteren in die Knochen fährt. Der Soundtrack wartet mit einem sehr eigenwilligen Themenspektrum ab, ist aber höchst memorabel und geht einem nicht so schnell wieder aus dem Kopf.
In der Hauptrolle weiß Andrew Walker („The Torturer“) zu überzeugen. Der Mime entwirft einen sehr charismatischen Charakter, zu dem der Zuschauer selbst dann nicht die Bindung verliert, als er von dessen wenig rühmlicher Vergangenheit erfährt. In der gesamten Anlage der Figur erinnerte mich der Mountie im Übrigen an die Hauptfigur aus „Hell on Wheels“, die ebenfalls einen wenig strahlenden Helden abgibt, gleichzeitig aber alle Sympathien auf sich zu vereinen vermag und trotz diverser Niederlagen einfach saucool rüberkommt. Damit ist der von Walker gegebene Mountie irgendwie das komplette Gegenteil des Idealbildes, das man von den kanadischen Gesetzeshütern (stets nett, freundlich, zuvorkommend, wenig waffenverliebt) sonst so hat. In den weiteren Rollen müht sich ein ordentlicher Cast, von dem mir mehr oder weniger nur Jessica Pare („Mad Men“) ein Begriff war, die hier lange Zeit gar nicht zu erkennen ist.
Kurzum: Wer mal wieder Lust auf einen durchaus gelungenen Neowestern hat, der dank ambivalenter Charaktere, schroffer Naturkulisse, harter Action und wirklich guter Darsteller zu überzeugen weiß, der wird bei „Way of the West“ fündig. Leider hat der Film kleinere Tempoprobleme, etwas zu wenig Action und ausgerechnet die Bösewichter sind viel zu eindimensional gezeichnet. Des Weiteren hätte man vor allem die Ermittlungen des Mounties stärker ausbauen können, denn einen „Hardboiled“ Detektiv mit Mountie-Uniform im Wilden-Westen-Setting hat man noch nicht so oft gesehen. Doch hier dürfte das niedrige Budget das Hauptproblem gewesen sein, was man am Setting und dem Umfang des Figureninterieurs am deutlichsten bemerkt. So bleibt ein unterhaltsamer, aufgrund seiner naturalistischen Inszenierung sehr unbequem rüberkommender Western, der nicht alles aus seinen Möglichkeiten zu machen vermag.
Die deutsche DVD/Blu-ray kommt von Tiberius Film/Sunfilm und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
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