Originaltitel: When Hell broke loose__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1958__Regie: Kenneth G. Crane__Darsteller: Charles Bronson, Violet Rensing, Richard Jaeckel, Arvid Nelson, Robert Easton, Dennis McCarthy, Robert Stevenson, Eddie Foy III, Kathy Carlyle, Anne Wakefield u.a. |
Steve Boland ist ein windiger kleiner Buchmacher, der den schönen Frauen und den sonstigen Verlockungen des Lebens nicht abgeneigt ist. Doch ein unzufriedener Kunde verpfeift ihn und er droht für einige Jahre einzufahren. Aber der Richter gewährt ihm Straffreiheit, wenn Boland in die Armee eintritt. Die hat gerade ihren ultimativen Tag der Schande erlebt: Die Attacke auf Pearl Harbor.
Ein halbes Jahr später sitzt Boland mal wieder im Kittchen. Diesmal im Militärknast. Seine Vorgesetzten kommen mit seiner unangepassten Art gar nicht zurecht. Und freilich kann er auch hier dem schnellen Dollar nicht widerstehen. Neben den Gaunereien steht allerdings auch der harte militärische Drill, dem sich Boland zwar zu entziehen versucht, wo er nur kann, aber ganz geht dieser Scheffel nicht an ihm vorbei.
Irgendwann steht der Tag bevor, an dem er und seine Kameraden den Drill hinter sich lassen und ihren Marschbefehl erhalten. Steve selbst schlägt sich auch im europäischen Ausland gewohnt schlitzohrig durchs Leben und lässt weder das Wetten noch das Fraternisieren mit deutschen Damen sein. Dabei verliebt er sich Hals über Kopf in Ilsa. Deren Bruder Karl entpuppt sich als Mitglied der sogenannten Werwölfe. Deutsche Soldaten, die als GIs verkleidet hinter den Linien der Alliierten für Chaos, Ablenkung sowie Sabotageakte verantwortlich sind und einen Anschlag auf General Dwight D. Eisenhower planen…
Low-Budget-Kriegsfilm mit Charles Bronson
„Wenn die Hölle losbricht“ ist einer dieser Filme, die sichtlich keinen Dollar zu viel kosten durften. Alles, was mit dem Krieg zu tun hat und aufwändige Bilder erfordern würde (D-Day, Befreiung Frankreichs und so weiter und so fort), wird mithilfe von Ausschnitten aus Material der zeitgenössischen Kriegsberichterstattung bebildert.
Schnittbilder auf einen feuernden Charles Bronson sollen ihn dann eher lachhaft in die Szenerien integrieren. Die selbst inszenierte Action beschränkt sich vornehmlich auf Gerenne und Gehetze, während zumindest die Soundspur massiv vor sich hin knallt. Alle größer skalierten Szenen sind geschichtliches Archivmaterial – mit teils extremer Wucht.
Die eigentlichen und den Film dominierenden Spielszenen hingegen finden weitgehend in Bretterverhauen oder abgerissenen Räumlichkeiten mit wenigen Darstellern statt. Hier wird dann viel und teils sehr inhaltsleer gelabert. Die wenigen Außenszenen werden entweder von massivem Nebel oder sehr einschränkenden Bildausschnitten dominiert, so dass man die Grenzen der Kulissen nicht direkt sieht.
Aus technischer Sicht ist das Ergebnis ein reichlich inkohärenter Flickenteppich, bei dem trotz 4:3-Format und schwarzweißem Bild das Archivmaterial und die selbst gedrehten Szenen nicht zueinander finden. Die Bildsprache selbst ist relativ langweilig und starr geraten.
Charles Bronson und die Werwölfe in „Wenn die Hölle losbricht“
Interessant an der gereichten Story ist, dass sie auf ein Element der Geschichte des Zweiten Weltkrieges abstellt, das Charles Bronson in dem wesentlich aufwändigeren „Die letzte Schlacht“ noch einmal begegnen sollte. Denn auch hier werden ihm die hinter den alliierten Linien agierenden deutschen Saboteure Kopfzerbrechen bereiten. In „Wenn die Hölle losbricht“ werden die Ziele und Hintergründe dieser Truppen allerdings deutlich ausführlicher abgehandelt. Und wie bei „Die letzte Schlacht“ fragt man sich schon, ob es nicht schlauer gewesen wäre, stärker auf diese Truppen und deren „Abenteuer“ abzustellen.
Leider greift das Story-Element um die Werwölfe in „Wenn die Hölle losbricht“ viel zu spät. Zumindest müht sich der Film, aus dem Dreieck Klaus, Ilsa und Steve noch etwas Spannung herauszuquetschen. Infolgedessen gerät vor allem die Zeichnung von Ilsa sehr interessant. Während jene von Steve eher seltsame Auswüchse annimmt. Denn der reagiert durchaus denkwürdig auf das Zusammentreffen mit Karl, den er spontanerweise sofort als Deutschen enttarnt. Untermalt wird das Ganze mit Fahrstuhlmusik. Spannung geht anders…
Charles Bronsons Schauspieldebüt – oder auch nicht
Charles Bronson („Death Wish 4“), der im Vorspann einen „Introducing“-Credit bekommt, obschon er schon einige Filme vor „Wenn die Hölle losbricht“ gedreht hatte, schauspielert hier noch ganz anders als in den Jahre später folgenden Superhits seiner Karriere. Hier ist die Miene noch nicht eingefroren. Hier sagen Blicke noch nicht mehr als Worte oder Gesten, auch wenn das bei einigen verquasselten Szenen sicherlich besser gewesen wäre. Dementsprechend ist hier noch richtig Leben in Bronsons Gesicht. Die Arme untermalen beinahe jedes Wort mit ausladenden Gesten. Das Wichtigste: Man nimmt Bronson den schlitzohrigen, immer auf den eigenen Vorteil bedachten Steve durchweg ab. Nur der verliebte Boland, der funktioniert nicht ganz so gut.
Was aber auch an der etwas arg unterkühlten Violet Rensing in der Rolle der Ilsa liegt, die mit Bronson keine gute Chemie aufzubauen vermag. Fast noch interessanter ist da das frühe Aufeinandertreffen Bronsons mit Richard Jaeckel („Delta Force 2“) als Karl. Mit dem würde er nämlich Jahre später in „Das dreckige Dutzend“ einen gewaltigen Erfolg feiern. In „Wenn die Hölle losbricht“ leidet Jaeckel allerdings an seiner zu geringen Screentime. Einen glaubwürdigen Charakter bekommt er hier nicht etabliert.
„Wenn die Hölle losbricht“ bietet wenig Krieg für wenig Geld
„Wenn die Hölle losbricht“ hat mit seiner Story um die Werwölfe eigentlich einen sehr interessanten Story-Ansatz, aus dem Regisseur Kenneth G. Crane nicht allzu viel herauszuholen vermag. Er braucht viel zu lange, um die Werwölfe in seiner Handlung ankommen zu lassen. Hat er es dann endlich geschafft, schmeißt er sofort den Turbo rein und drückt in Richtung Showdown.
In diesem darf der charismatisch aufspielende Charles Bronson dann sogar mal richtige Action machen, doch das allgemein sichtlich schmale Budget sorgt auch hier final eher für lange Gesichter. Denn der Showdown wird nach einigen Minuten einfach als beendet erklärt, obschon er gerade noch mitten am Rollen war. Dieses lieblose Ende passt zumindest sehr gut zu dem ansonsten ebenfalls eher lieblos und vor allem extrem billig rüberkommenden Low-Low-Budget-Kriegsfilm.
Eine deutsche DVD gibt es von dem Label Schröder Media. Diese ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
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Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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