Originaltitel: White Ghost__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: BJ Davis__Darsteller: Reb Brown, Rosalind Chao, Graham Clark, Wayne Crawford, Martin Hewitt, Karl Johnson, William Katt, Raymond Ma u.a. |
Shepards Einheit wurde während des Vietnamkrieges komplett aufgerieben. Er selbst galt seitdem als verschollen. Denn weder fand meine seinen toten Körper noch gab es ausreichend Hinweise, die vermuten ließen, dass er noch am Leben war. Doch Shepard lebt. Jahre nach seinem Verschwinden streift er im Tarzan-Outfit durch den Dschungel und sammelt die Hundemarken gefallener GIs.
Von den Vietnamesen wird der gewagt kopfbehaarte Vokuhila-Narr als „White Ghost“ bezeichnet, der im Dschungel Vietnams die Seelen seiner gefallenen Kameraden befreie. Dass er nebenbei noch so manchen Vietcong killt, unterstreicht seinen mystischen Charakter nur noch.
Auf jeden Fall hat Shepard langsam die Schnauze voll vom Kriegspielen. Zumal seine große Liebe Thi Hau, eine lecker Vietnamesin, gerne in Sicherheit mit ihrem blondgelockten Shepard und dem sich ankündigenden Nachwuchs leben möchte. Also meldet Shepard sich mal eben bei seinen Leuten als lebendig zurück. Und da die glauben, dass der während seiner Jahre der Abwesenheit lauter wichtige Infos sammeln konnte (vermutlich um einen zweiten Vietnamkrieg zu gewinnen), beschließen sie, ihn aus Nam rauszuholen.
Doch als Shepard und sein eilig aus Söldnern zusammengewürfelter Abholtrupp aufeinandertreffen, zieht deren Anführer die Knarre und ballert auf Shepard. Durch den Krach angelockte Vietcong verschleppen daraufhin Thi Hau. Fortan muss Shepard vor den Söldnern und deren irren Anführer Walker fliehen und nebenbei irgendwie noch seine große Liebe rausboxen…
Schaut in den Metzelmarathon „White Ghost“ hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=th7Zo9FYwik
Und beide Handlungsstränge sind mindestens einer zu viel (vor allem, wenn man bedenkt, dass man dann schon jenen um den herbeieilenden Reb Brown („Der Kampfgigant 2“) auf einer wahrhaft sinnlosen Mission komplett ausgeblendet hat). Alles steht sich hier irgendwie gegenseitig im Weg. Nichts wirkt irgendwie durchdacht und nirgends sind die Motive der handelnden Figuren auch nur ansatzweise klar. Und da einem obendrein alle Figuren scheißegal sind, kommt auch keinerlei Spannung auf. Man sollte, damit „White Ghost“ halbwegs funktioniert, selbigen genau so begreifen, wie er sich selbst begreift:
Als comiceske Aneinanderreihung von Gewalteinlagen.
Da werden Messer in Hälse getrieben, Kehlen aufgeschlitzt, Menschen zersprengt, aufgespießt und durchbohrt, dass es nur so scheppert. Die wie eine Gruppe Zehntklässler auf Wanderfahrt rüberkommenden Vietcong schleppen abgetrennte Köpfe in ihren Rucksäcken mit sich herum und die Bloodpacks zerplatzen wild suppend in der grünen Hölle.
Diese derben Momente ballen sich nicht etwa an ein oder zwei neuralgischen Punkten, sondern ziehen sich nach äußerst zähem Start der gesamten Chose gut verteilt über den ganzen Film. Vermutlich, damit der Zuschauer ob der ansonsten gebotenen Langeweile nicht wegnickt. Und obwohl immer irgendwer abgeschlachtet wird (Söldner oder Vietcong ist dabei vollkommen Latte), wirkt „White Ghost“ sehr behäbig. Einfach weil die echten Highlights – und damit meine ich aufwändigere Actionszenen – extrem rar sind.
Die derben Bluteffekte werden nämlich immer recht unmittelbar aus der Hüfte abgefeuert und fallen dementsprechend auch sehr kurz auf. Es gibt kein Geballer drumherum, keine großen Keilereien. Die Momente kündigen sich an, werden durchgezogen und schon muss man wieder dem seltsam ausschauenden Shepard-Darsteller William Katt („House 1 + 4“) zuschauen, wie er durch den wenig überzeugend gedoubelten Dschungel hirscht.
Nur in zwei Szenen wird „White Ghost“ zur echten Nam-Action. Wenn Shepard gleich zweimal die Lager irgendwelcher Vietcong stürmt und dabei sowohl für ordentliche Bodycounts als auch für nett in Szene gesetzte Strohhütten-Explosionen sorgt. Wo er all die Granaten dafür her hat, fragt der Actionfan freilich nicht nach. Denn diese Szenen machen richtig Laune – und auch ein wenig wehmütig, weil man hier sieht, was „White Ghost“ auch hätte sein können.
Der punktet dafür auch abseits der Action mit ein paar erstaunlichen Perspektiven, hat allgemein ein paar hübsche Bilder an Bord, schaltet gerne mal in den Zeitlupenmodus und wartet vor allem auf der aktuell auf den Markt geworfenen Blu-ray von Endless Classics mit einer Bildqualität auf, die teilweise vermuten lässt, der 1988 erschienene Film sei erst ein oder zwei Jahre alt. Dadurch wirken manche Dschungelabschnitte und Interieurs von Räumlichkeiten zwar noch kulissiger und unechter als ohnehin schon, aber insgesamt kann man hier nur den Hut ziehen.
„White Ghost“ wurde von BJ Davis in Szene gesetzt. Der ist vorrangig als Stuntman tätig (zuletzt „The Amazing Spider-Man 2“), hat ein Jahr nach „White Ghost“ aber auch den Brandon-Lee-Streifen „Laser Mission“ in Szene gesetzt. Der funktionierte ähnlich wie „White Ghost“: Ein paar Derbheiten versuchten von einer nicht vorhandenen Story abzulenken und ein eher kleines Budget verhinderte wirklich große Action. Im Vergleich ist „White Ghost“ trotz einer gewissen Behäbigkeit und Zusammenhanglosigkeit der bessere und unterhaltsamere Film geworden. Der zudem trotz weiterer Mängel (schwache Darsteller, öde Musik, wenig dynamischer Schnitt) diverse andere Nam-Exploitationer seiner Zeit locker aussticht. Einfach weil er in manchen Punkten so herrlich seltsam ist: Dieser blondgelockte Held mit wirrem Blick, dieser psychopathische „Retter“, dieses Liebesspiel zwischen Held und Love Interest, diese Gesinnungsumschwünge mancher Söldner oder diese lapidar komischen Szenen, in denen manche Figuren mit genialem Slapstick-Timing aus dem Leben scheiden. Einfach spitze. Von der deutschen Synchronisation ganz zu schweigen: Da nennt der Held seine große Liebe Sumpfkröte und aus der „Fire in the Hole“-Granaten-Wurf-Warnung eines GIs wird mal eben ein Feuerüberfall. Nur geil!
Die deutsche VHS zum Film war derbst gekürzt. Endless Classics legte nun eine Veröffentlichung auf DVD / Blu-ray vor, die Staunen macht: Uncut (mit den bisherigen Cuts verbundene Dialogsequenzen sind deutsch untertitelt) und mit einer, bereits im Review angedeuteten, saustarken Bildqualität.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Endless Classics__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |