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Wings of Freedom

Originaltitel: W.B., Blue and the Bean__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: Max Kleven__Darsteller: David Hasselhoff, Linda Blair, Tony Brubaker, Thomas Rosales Jr., John Vernon, Gregory Scott Cummins, Wayne Montanio, Jack Jozefson, Sheree Bodoff, Valerie Swift, Joe Tornatore, Charlie Brill, Danny Trejo, Max Kleven u.a.
Wings of Freedom

“Wings of Freedom” sollte David Hasselhoff als Actionstar etablieren – hat nicht ganz geklappt

Max Kleven kann auf eine genreorientierte Filmographie zurückbringen: Er begann als Stuntman, Stunt Coordinator und Nebendarsteller in schauwertreichen Werken wie „In 80 Tagen um die Welt“ und „Ein stahlharter Mann“, arbeitete später verstärkt als Second-Unit-Regisseur von Filmen wie „Silver Streak“ und „Blinde Wut“ und durfte auch ein paar Arbeiten als Regisseur verantworten. Dazu gehört auch dieser 1989er Versuch TV-Star David Hasselhoff als Actionhelden im Kino zu etablieren.

Während der Film im Original auf den Titel „W.B., Blue and the Bean“ hört und mancherorts als „Bail Out“ veröffentlicht wurde, wählte man hierzulande “Wings of Freedom” als Namen und schnippelte einen Eigenbauvorspann mit Szenen aus dem folgenden Film zusammen, die von Hasselhoffs großem Hit „Looking for Freedom“ begleitet werden. Das Lied kommt zwar noch mal im Abspann, das war dem deutschen Verleih aber wohl nicht genug. Im Gegenzug muss der deutsche Zuschauer dann auf den launigen Einstieg verzichten, bei dem man Alan (Charlie Brill) bei der Fahrt zum Büro sieht – oberflächlich grüßt er alle und jeden nett, nur um jedes Mal eine gemurmelte Verwünschung hinterher zu schieben. Er fährt bei seinem Liebchen vorbei (das von der Behandlung nicht ausgenommen wird) und tauscht seine schicke Karre gegen einen anderen Wagen, was in jedem vernünftig geschriebenen Film einen eventuell plotrelevanten Sinn hätte, hier aber nicht.

Alan leitet ein Kautionsbüro, bei dem die drei im Original titelgebenden Kopfgeldjäger arbeiten. Roger Donaldson (David Hasselhoff) alias W.B. (kurz für White Bread) ist ein Frauenheld mit Faible für schicke Sportwagen. Mason Walcott (Tony Brubaker) alias Blue ist ein schwarzer Ex-Footballer, der jedem gerne Geschichten aus seiner Sportlerglanzzeit auf die Nase bindet. Bean ist, wie es sich für einfältige Eightes-Actionkomödie gehört, natürlich mexikanischer Abstammung, heißt eigentlich Casper Garcia (Thomas Rosales Jr.) und hat daheim eine Frau und diverse Kinder, weshalb er dringend Knete braucht, aber meist nur die schlechtbezahlten Kackaufträge bekommt, was Max Kleven, der “Wings of Freedom” nicht nur als Regisseur, sondern auch als Drehbuchautor und Produzent verantwortete, wohl schweinelustig fand.

Als W.B. sicherstellen soll, dass Annette ‘Nettie‘ Ridgeway (Linda Blair), ihres Zeichens Tochter aus reichem Hause, pünktlich bei einem Gerichtstermin erscheint, damit die hohe Kaution nicht verschütt geht, wird die Dame vor seinen Augen entführt. Da die Kidnapper schwer bewaffnet sind, holt W.B. lieber seine Freunde zu Hilfe…

httpv://www.youtube.com/watch?v=1xrtxxNRAIY

Ob es an Strippenzieher Max Kleven oder seinem Hauptdarsteller lag, ist nicht ganz klar, aber eines ist sicher: “Wings of Freedom” ist voll und ganz auf David Hasselhoff („Kung Fury“) zugeschnitten, der hier mit Zahnpasta-Grinsen den lässigen Typen gibt, auf den die Frauen fliegen und an dessen Manneskraft niemand heranreicht, was Hasselhoff immerhin mit einem gewissen Maß an Selbstironie spielt. Tony Brubaker („Ohne Ausweg“) und Thomas Rosales Jr. („Need for Speed“) entstammen eher dem Stuntgeschäft, sind als spleenige Sidekicks schauspielerisch nicht so gefordert, aber schlagen sich dann doch ganz launig und wacker in ihren Parts. Linda Blair als zweiter großer Name des Casts, die zuvor mit Hasselhoff schon den Horrorschinken „Witchcraft – Das Böse lebt“ und unter Klevens Regie „Ruckus“ abgedreht hatte, hat die undankbare Rolle der Frau, die andauernd gekidnappt wird und als besserer MacGuffin dient. In einer Szene ist kurz Danny Trejo („Dead in Tombstone“) zu sehen – natürlich als halbseidener Mexikaner. Woran es dem Film so richtig mangelt, sind brauchbare Fieslinge: Diese kommen kaum im Film an und werden dann auch durch die Bank weg blass verkörpert, was “Wings of Freedom” nicht sonderlich gut tut.

Denn charismatische Antagonisten können ja allein schon für eine größere Fallhöhe sorgen, da sie viel bedrohlicher wirken und die Situation für die Helden gleich viel dringender erscheint. Von Dringlichkeit oder Nervenkitzel ist bei “Wings of Freedom” dagegen wenig zu merken. Unter anderem deshalb, da das Drehbuch jede Menge Schwächen hat: Dass Nettie einen Kartellmord beobachtet hat, erfährt man so nebenbei, wie die Pläne der Kartellschurken aussehen nur im Ansatz. So erzählt “Wings of Freedom” seinen episodenhaften Simpelplot derart konfus, dass er fast schon wieder komplex wirkt und Fragen aufwirft – jedoch nur Verständnisfragen, da Kleven es mit der Plotentwicklung nicht so genau nimmt. Hauptsache, bei den Ermittlungen des Trios knallt es zwischendrin immer mal wieder und das Ganze läuft auf einen Showdown hinaus.

Die daraus resultierenden Actionszenen sind dann auch mit der Professionalität in Szene gesetzt (mit Ausnahme einer bärig schlecht ausgeleuchteten Rauferei bei einer Befreiungsaktion), die man von jemanden aus Klevens Metier erwarten würde und liefern einige Shoot-Outs, Verfolgungsjagden und Explosionen. Die machen dann durchaus Laune, sind aber allesamt etwas kurz und erinnern von ihrer Inszenierung her eher an zeitgenössische TV-Serien wie „Das A-Team“, nicht an die Kinoknaller der Ära. Doch Spaß macht das Ganze schon, zumindest auf etwas niedrigerem Niveau.

Ähnliches kann man auch über den Humor sagen. Denn W.B. und seine Kumpane benehmen sich selten so als ginge es hier wirklich um Leben und Tod, sondern verhalten sich andauernd wie große Kinder, die anderen und auch einander alberne Streiche spielen. Auch Nettie macht da mit und verarscht W.B. in einer Szene ziemlich derbe, was die Hasselhoff-Macho-Verehrung auch wieder ironisch bricht und Nettie mal kurz über Objektstatus hinauskommen lässt – danach verhält sich die Holde aber mal wieder bahnbrechend blöd und wird direkt zum wiederholten Male entführt, was diese kurze Eigeninitiative schnell wieder vergessen lässt. Doch immerhin hat das Geblödel phasenweise durchaus seinen Charme, etwa wenn sich Bean wie Bolle darüber freut, dass er endlich in eine Situation gerät, in der er das „We don’t need no stinking badges“-Zitat aus „Der Schatz der Sierra Madre“ anwenden kann.

“Wings of Freedom” ist schlecht geplottet und mäßig gespielt, serviert aber in regelmäßiger Frequenz mehr oder weniger gelungene Gags und harmlose Standard-Action, sodass die knapp 90 Minuten einigermaßen fix um sind. Somit ist der Hasselhoff-Actionstar-Versuch nicht die oft beschriene Katastrophe, aber ein guter Film oder zumindest einer, von dem irgendetwas hängen bleibt, dann auch nicht.

Starke:

“Wings of Freedom” gibt es hierzulande nur gekürzt, schon allein des weggeschnittenen Prologs und selbstgebauten Vorspanns wegen. Auf der DVD von Voulez Vous/Intergroove fehlen zudem zwei Dialogszenen, aber diese sowie der Prolog befinden sich immerhin als Extras auf der DVD. In Sachen Action und Gewalt ist die DVD komplett. Wer den Film ungekürzt am Stück sehen will, der greift am besten zu den britischen oder amerikanischen DVDs, die unter dem Titel „Bail Out“ erschienen sind.

© Nils Bothmann (McClane)

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