Originaltitel: Zhan Lang II__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Wu Jing__Darsteller: Wu Jing, Frank Grillo, Celina Jade, Hans Zhang, Yu Nan, Wu Gang, Shi Zhaoqi u.a. |

Wu Jing rettet im Alleingang Afrika! Was ein toller Hecht äääh „Wolf Warrior 2“!
„Liebe Landsleute, wenn ihr im Ausland in Gefahr seid, verliert nicht die Hoffnung, denn ihr habt ein starkes Vaterland hinter euch!“ Nach einem wahren Metzel-Marathon mit abgeschlachteten Frauen und Kindern, zerbombten Fieswichten und einer chinesischen Nation, die sich mit Pomp und Gloria als neue Weltpolizei inszeniert, ist es dieser Spruch, der vor dem Abspann in goldenen Lettern auf ein chinesisches Passpapier geprägt wird und selbst bei einem beinahe ausschließlich chinesischen Publikum für wahres Hohngelächter sorgt.
So platt patriotisch wie „Wolf Warrior 2“ war lange kein Film mehr. Selbst „Wolf Warrior“, eine unverhohlene Leistungsschau der chinesischen Armee, war im Vergleich zu der Fortsetzung maximal mild patriotisch. Daraus resultieren dann viele platt peinliche Momente, gegen die die Michael Bay’schen Zelebrierungen der US-Flagge fast schon wie Kindergeburtstag anmuten.
Gelingt es einem, über diesen Stumpfsinn hinwegzusehen, wird man zumindest als Actionfan sehr ordentlich bedient. Das beginnt schon bei einer großartig in Szene gesetzten – ganz sicher mit versteckten Schnitten arbeitenden – Plansequenz direkt zu Beginn des Filmes. Diese wird mit einem Drohnenflug entlang eines afrikanischen Flusses bis zu dessen Mündung ins offene Meer eröffnet. Die Drohne fliegt hier über zwei Booten dahin, deren Insassen sich als Piraten entpuppen, die sich auf die Enterung eines Schiffes vorbereiten…
Die Drohne fliegt auf das Schiff und verfängt kurz bei einem Kerl, der sogleich ins Wasser hechtet. Die Kamera fliegt hinter ihm her und präsentiert nun einen großartig choreografierten Unterwasserkampf zwischen dem Kerl und den ins Wasser beförderten Piraten. Eine Explosion später ist die beeindruckende Plansequenz beendet und „Wolf Warrior 2“ prangt auf dem Screen.
Schaut in das Actionbrett „Wolf Warrior 2“ hinein:
httpv://www.youtube.com/watch?v=Ck-ekBZl9tc
Natürlich war der kampfkräftige Kerl Leng Feng. Der Beste unter den „Wolf Warriors“, eine Spezialeinheit der chinesischen Armee. Doch was treibt er in Afrika? Nun, seine große Liebe Long ist bei einem Einsatz in Afrika verschwunden. Eine eigenwillig designte Kugel ist die einzige Spur, die Leng Feng hat und natürlich versucht er alles, um Long zu finden oder zumindest abzuklären, ob sie noch lebt. Da trifft es sich gut, dass er kürzlich wegen eines Fehlverhaltens bei den Wolf Warriors rausgeflogen ist. So kann er nach dem Absitzen einer Haftstrafe problemlos als Zivilist nach Afrika reisen.
Hier streift er von Krisenherd zu Krisenherd, immer auf der Suche nach seiner Long. Als er wieder mitten in eine Gewalteskalation gerät und mit seinem kindlichen Freund Tundu auf einem Schiff der Chinesen aus dem Krisengebiet fliehen will, stellt sich sein Buddy Tundu quer. Seine Mutter müsse unbedingt aus dem Landesinneren des offensichtlich zusammenbrechenden afrikanischen Staates befreit werden.
Selbstverständlich zieht Leng Feng sofort los, Tundus Mutter zu retten. Dabei gabelt er die sexy Ärztin Rachel Prescott Smith auf und gerät mit ihr von einer verheerenden Ballerei in die nächste, wobei sich alles irgendwie um einen gefährlichen Virus und dessen Heilmittel dreht. Am Ende erlebt Leng Feng beinahe seine eigene Wiederauflage des Bruce-Willis-Filmes „Tränen der Sonne“, wenn er eine Gruppe Afrikaner und eine Handvoll Chinesen quer durchs „Feindesland“ bugsieren will…
Erzählerisch ist „Wolf Warrior 2“ schwach aufgestellt. Die Story folgt eher dem Aufbau eines Videospiels denn einer ausgefeilten Dramaturgie. Hetzt Leng Feng von einer Nebenqueste zur nächsten und tut sich schwer damit, Verbindungen zwischen ebenjenen herzustellen, die irgendwie relevant oder spannend wären. Häufiger hat man infolgedessen den Eindruck, Leng Feng wisse eigentlich gar nicht mehr, warum er ursprünglich zu seiner Metzel-Tour durch Afrika aufgebrochen ist. Diverse Entwicklungen quittiert man infolgedessen irgendwann nur noch mit einem Augenrollen.
Dazu gesellen sich unangenehm schlechte Dialoge, dämliche Ideen (Ein sterbenskranker, halluzinierender Charakter gibt den Chauffeur zweier kerngesunder Figuren? Echt jetzt?) und platteste, ans Rassistische grenzende Klischees über die schwarzen Ureinwohner des afrikanischen Kontinents. Die sind nicht nur glücklich, wenn irgendwo ein Lagerfeuer zündelt, um das sie tanzen können (was ein paar Chinesen sogar genauso verbalisieren dürfen!!!), nein, sie brauchen auch noch die Chinesen, die sie überall raushauen. Allerdings erst mit Erlaubnis der UNO. Denn der Chinese an sich ist ja kein verrückter Amerikaner. Herrlich!
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Wu Jing kann wirklich in jeder Situation den Abzug betätigen…
Zudem vergreift sich „Wolf Warrior 2“ häufiger im Ton. Da landet man nach einer turbulenten Verfolgungsjagd vollkommen sinnloserweise in einem Massengrab. Da werden eiskalt Busse voller Frauen und Kinder gesprengt und kaltblütig Wehrlose umgenietet. Immer wieder schlägt so der eigentlich lockere Actionton des Filmes um in düstere Gefilde, die aber kein Stück auf dieses Patriotengeschwurbel passen.
Kurzum: Wer „Wolf Warrior 2“ verreißen will, der muss dazu nicht großartig suchen oder ins Detail gehen. Der Film ist aus sich heraus so schlecht, wie ein Film nur sein kann. Und dennoch, und jetzt werden manche wieder nur höhnisch über mich lachen, kann man mit dem Film auch seinen Spaß haben. Denn Leerlauf kommt bei aller Idiotie des Filmes nie auf. Langeweile kennt der Streifen infolgedessen nicht. Das Tempo ist hoch. Die Schauplätze zahlreich und angenehm exotisch. Die Optik ist knallig bunt, die Bebilderung durchgehend angenehm dynamisch und der Soundtrack rockt so brutal geil episch durch, dass es eine einzige Freude ist.
Und in Sachen Action legt „Wolf Warrior 2“ im Vergleich zum Vorgänger extrem zu! Geriert sich nicht mehr als eine lange Actionsequenz mit spärlich gesäten Highlights, sondern ist ganz anders konzipiert. Setzt auf lang ausgedehnte, highlightartig in die Erzählung gesetzte Actionsequenzen, denen er jeweils etwas ganz Eigenes mitgibt. Die Plansequenz gleich zu Beginn ist direkt ein früher Höhepunkt. Doch auch die restlichen Actionszenen knallen gewaltig.
Actionszene zwei ist dahingehend ein harter Brocken. Erinnert im Grunde ziemlich an „John Rambo“ – kombiniert also grausige Realität (hier Genozide in Afrika) mit knalliger Action, krassem Bodycount und einigen deftigen – leider mies getricksten – Härten. Wu Jing („Lethal Warrior“) ist hier als Held mehr damit beschäftigt, zu überleben, als irgendwie richtig in die Action eingreifen zu können.
In Szene Nummer drei dominiert dann ein lockerer Ton. Eine Autoverfolgungsjagd mitten durch eine Wellblechhüttensiedlung ist rein vom vermuteten Kollateralschaden her arg geschmäcklerisch geraten, bietet aber coole Stunts, rasantes Tempo und amtlich Minigun-Geballer. Ab Szene drei bleibt der Schauplatz der Action leider immer derselbe. Allerdings wird ebenjener dann auch mit Schmackes in seine Einzelteile zerlegt.
In einem Fabrikgelände wird nun gleich drei Mal in Folge gekickt und geballert, gesprengt und verreckt, dass es eine wahre Actionfan-Freude ist. Im großen, etwas zu lang geratenen Showdown setzt es dann auch noch übergroß skalierte Panzeraction, bei der man richtig auf den Putz hauen wollte…
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Genauso schwach in Szene gesetzt wie Scott Adkins in „Wolf Warrior“: Frank Grillo als Lump
Wollte? Ja, denn leider ist nicht einmal die geile Action fehlerlos. So münden fast alle Szenen um die Panzer in peinlich getrickste Finalszenen. Es spritzt in der harten Action leider viel zu viel blödes CGI-Blut. Diverse Treffereffekte stammen sichtlich aus der Konserve. Und dass Wirbelwind Wu Jing sich selbst schon wieder eher selten bei Martial-Arts-Momenten abfilmt, will man ihm einfach nicht mehr verzeihen. Klar, er hat ein cooles, absolut unrealistisches Waffenhandling und schießt aus allen Lagen. Aber der soll kicken, verdammich! Zumindest tut er selbiges häufiger als im Vorgänger. Die grottig eingebundenen Stock-Footage-Aufnahmen der chinesischen Flotte sind ein wahrhaft schlechter Witz. Obendrein wirkt so manche Actionszene arg hektisch geschnitten.
Last but not least verheizt Regisseur Wu Jing seine Schurken wieder ziemlich. Zwar bekommen die Brecher rund um Obermotz Frank Grillo („Wheelman“), dessen Schurkenname „Big Daddy“ schon alles über den Intelligenzlevel dieses Filmes aussagt, die eine oder andere coole Szene zugeschanzt (vor allem Heidi Moneymaker („Plan B“) sei hier genannt), letzten Endes mutieren sie in Gegenwart von Leng Feng aber teilweise sehr krass zu bloßem Kanonenfutter. Auch Grillo wird als Anführer wenig bedrohlich oder gar cool in Szene gesetzt.
Wu Jing setzt sich selbst in diversen Szenen arg selbstverliebt in Szene, macht ansonsten als Held der Chose aber einen ganz ordentlichen Eindruck und verliert den Zuschauer auch nicht in den blöden Saufgelage-Szenen, in denen er schon hemmungslos chargiert. Celina Jade ist als sein Love Interest wirklich süß. Nan Yu („Expendables 2“) hat als Long ein paar Gastauftritte in Rückblenden. Der Rest der Darsteller bleibt kaum in Erinnerung.
Was am Ende bleibt, ist die große Frage, was ausgerechnet dieser Film mit all seinen Fehlern in der chinesischen Volksseele getriggert hat, dass er ein solcher Publikumserfolg werden konnte. Denn selbst für mich als Actionfan ist der Film einfach nur megaschwer zu beurteilen. In seiner gesamten Anmutung ist „Wolf Warrior 2“ im Vergleich zu seinem Vorgänger der bessere, der rundere Actionfilm. Die Konzentration der Action an neuralgischen Punkten der Handlung und die Zuspitzung auf highlightartige Szenen machen mehr Laune als in „Wolf Warrior“, sind aufwändiger in Szene gesetzt, protzen mit derben Gewalttätigkeiten und haben richtig Pfeffer im Arsch. Auch das Tempo der Chose passt und langweilig wird es nie. Das Drumherum um die fünf starken Actionszenen ist allerdings so mies, dass man es teilweise gar nicht fassen kann. Der Patriotismus ist extrem drüber, die Schwankungen in der Tonalität vom Völkermord zum lustigen Lumpenkillen sind enorm, die Handlung wirkt seltsam zerfahren und die Dialoge lassen einem die Ohren bluten. Und als wäre das noch nicht genug, hagelt es selbst in der Action Problemherde satt. Ich flüchte mich darum vorerst auf einen Gleichstand mit dem Vorgänger. Die Zeit wird zeigen, ob es dabei bleibt.
„Wolf Warrior 2“ lief im Rahmen einiger Special Screenings in ausgewählten Kinos in Deutschland. In der Originalsprache mit deutschen, eilig zusammengeschusterten, teilweise arg unrund wirkenden Untertiteln. Eine FSK 18 Freigabe dürfte für den Film trotz aller Härten machbar sein. In den USA erscheint der Film am 12. Dezember 2017 auf DVD und Blu-ray von dem Label Well Go USA. Beide Scheiben laufen dank fehlendem Regionalcode auch auf europäischen Playern. Die Briten legen am 29. Januar 2018 nach. Über eine deutsche VÖ ist mir noch nichts bekannt.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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