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Wolves – Die letzten ihrer Art

Originaltitel: Wolves__Herstellungsland: Frankreich, Kanada__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: David Hayter__Darsteller: Jason Momoa, Lucas Till, Merritt Patterson, Kaitlyn Leeb, Jennifer Hale, Adam Butcher, Stephen McHattie, Miriam McDonald, John Pyper-Ferguson, Melanie Scrofano, Alain Moussi u.a.

„Spannende Werwolf-Action im Stil von ‘Twilight’… aber mit ein bisschen mehr Biss.“

Wolves

Werwölfe satt gibt es in “Wolves”.

Als Marketing und PR-Angestellter hat man es schon manchmal nicht leicht. Jeder Film will an den Mann/die Frau gebracht werden. Wobei die Zielgruppe möglichst groß sein soll. Die Ergebnisse der Überlegungen sind oft eher wenig nachvollziehbar. So auch bei „Wolves“. Ich gebe zu, der obige Claim hätte mich bei dem Film von einem Kauf abgehalten. „Im Stil von ‘Twilight’“ ist einfach nichts, was mein Interesse wert wäre. Und eine weitere PG-13 Romanze unter handzahmen Horrorfilm-Ikonen brauche ich auch nicht. Glücklicherweise stand bei mir der Beschaffungsbeschluss schon fest, da wusste ich noch gar nichts von dem Werbeclaim. Erhalten habe ich einen sicherlich nicht tadellosen, dafür sehr unterhaltsamen Streifen!

Cayden, gerade erst 18 Jahre alt geworden, führt nach außen ein perfektes Leben: Er hat eine schöne Freundin, wohlhabende Eltern und ist obendrein die bewunderte örtliche Sportskanone. Dem scheinbar perfekten Schein stehen Alpträume, unkontrollierbare Wutausbrüche und seltsame Kraftschübe gegenüber. So recht kann sich Cayden nicht erklären, was mit ihm los ist. Eines Abends verliert er dann vollends die Kontrolle…

Als er am nächsten Morgen erwacht, schwimmen seine Eltern in ihrem Blut und er ist über und über mit selbigem bedeckt. Panisch flüchtet Cayden vom Schauplatz seines mörderischen Tuns. Er fühlt, dass er mit seiner Schuld nicht weiter leben kann und will Selbstmord begehen, als ihm ein Fremder namens Wild Joe begegnet. Dieser erklärt ihm, dass es mehr „Menschen“ wie Cayden gebe. Die sich wie er in Bestien verwandeln. Sie würden in einem Städtchen namens Lupine Ridge leben und hätten sicher noch mehr Antworten auf all seine Fragen.

Natürlich zieht es Cayden beinahe magisch in die Stadt. Hier angekommen erfährt er alles über Werwölfe. Und über ein lange gärendes Familiendrama, das die Stadt voller Werwölfe entzweite und das eng mit Caydens Schicksal verknüpft ist…

httpv://www.youtube.com/watch?v=qMUuWIJ5kYo

Natürlich verliebt sich Cayden in Lupine Ridge auch in eine schnuckelige Barbesitzerin und natürlich muten beide ein wenig zu glatt und perfekt an. „Twilight“ lugt hier aber dennoch nicht wirklich um die Ecke. Dazu nimmt sich „Wolves“ selbst viel zu wenig ernst und blendet auch nicht ab, wenn es sowohl nackter als auch herzhafter wird. Mutet die Story-Entwicklung zu Beginn noch relativ 0815 an, überrascht sie im Detail immer wieder mit kleineren Schlenkern. Erstaunlich ist, dass sie den Werwolf-Mythos im eigentlichen Sinne kaum aufnimmt. Keine Silberkugeln, keine Verwandlung bei Vollmond,… Stattdessen errichtet „Wolves“ eine eigene Mythologie um die Horrorikonen, die zielgerichtet auf den Aspekt der Auseinandersetzung zwischen Reinblütern und „Durch-einen-Biss-Verwandelte“ fokussiert. Zum Ende hin bekommt die Story sogar einen netten Schlenker hin, der die bisherige Story noch einmal in ein anderes Licht taucht.

Wolves

Cayden vergnügt sich mit seiner bissigen Holden…

Auch die agierenden Figuren sind ein köstlicher Gegenpol zu den stocksteifen Blassvampiren und lavieren gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Comic Reliefs und durchaus ernstzunehmenden Charakteren mit Herz und Seele. Das gilt auch für den zunächst sehr blassen Lucas Till („X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“) als Cayden. Er wirkt lange Zeit wie das schwächste Glied in der Kette, allerdings wächst er erstaunlich glaubwürdig in seine Aufgabe hinein und macht letzten Endes gar keine so üble Figur. Die restlichen Werwölfe werden von Originalen wie Stephen McHattie („300“), John Pyper-Ferguson („Drive“) und Jason Momoa („Shootout“) gegeben und jene haben sichtlichen Spaß an ihren Rollen! Vor allem Momoa kommt sogar unverwandelt wie ein Tier rüber. Final hätte man(n) lecker Merritt Patterson („The Hole“) gerne viel mehr Screentime gegönnt, denn sie ist als Barbesitzerin einfach hinreißend.

Allen gemein ist, dass sie sich irgendwann in ihre Fellanzüge werfen müssen. Hierbei punktet „Wolves“ mit seinem Ansatz, vollkommen auf klassische Make-Up- und „Man in a Suit“-Effekte zu setzen. In der Folge gibt es nicht einen einzigen CGI-Werwolf zu sehen (Die Kanadier scheinen dahingehend eine berechtigte Aversion zu haben: Siehe auch den komplett mit handgemachten Effekten arbeitenden “Wolfcop“). Der Rechner darf nur in kurzen Momenten ran, wenn sich die Menschen verwandeln. Allerdings zeigt „Wolves“ keine einzige Verwandlung von Anfang bis Ende oder in der Totalen. Der Film fokussiert auf ein Detail (meist eine sich verwandelnde Hand/Pfote) und überlässt den Rest – sicher auch aus Kostengründen – der Fantasie des Zuschauers. Die Kostüme und Masken funktionieren dabei ordentlich, lancieren aber auch unfreiwillig komische Momente. Vor allem, da man allen Wölfen ein individuelles „Gesicht“ geben wollte. So sieht Cayden als Wolf mehrmals eher wie ein Hündchen fürs Handtäschchen aus. Und seine große Liebe erinnert eher an ein Kätzchen denn an einen Wolf…

Wolves

Jason Momoa kommt auch ohne Fell tierisch männlich rüber.

Die Action, die die Werwölfe entfesseln, ist ebenfalls weitgehend handgemachter Art. Etwas irritierend ist der massive Wirework-Einsatz, dank dem die Wölfe mehr an Kung-Fu-Asiaten erinnern. Mitten auf die Zwölf sind dafür die herzhaften Momenten, bei denen ordentlich mit Kunstblut herumgesaut wird. Zu brutal wird es aber nie. Sprich, selbst wenn im actionreichen Showdown Figuren aufgespießt werden, behält der Film seinen locker flockigen, größtenteils vollkommen unbeschwerten Ton bei. Inszenatorisch erinnert „Wolves“ mehrfach an einen Comic. Die farbsatten Bilder transportieren in manchen Szenen ganz bewusst eine gewisse Künstlichkeit, die der unwirklichen Szenerie gut steht. Auch die Darreichung der großen Hintergrundgeschichte in minimal animierten Standbildern lässt eine gewisse Comicnähe durchblicken und sieht einfach fabelhaft aus.

Wolves

Die “Wolves” sind alles andere als Kuscheltiere!

Kurzum: Will man den „Twilight“-Vergleich wirklich bemühen, könnte man „Wolves“ als den leichten, lockeren, witzigen und sehr unterhaltsamen Sidekick des Vampir-Franchises bezeichnen. „Wolves“ zieht seine kurzweilige Geschichte flott durch und punktet vor allem dank charmanter Charaktere und ebensolcher Darsteller. Das Ergebnis dürfte in seiner Gesamtwirkung für alteingesessene Horrorhasen deutlich zu jugendlich, modern und oberflächlich sein. Vermutlich werden nicht nur einmal abwertende Vergleiche zu der aktuellen TV-Serie „Teen Wolf“ gezogen werden, der „Wolves“ tatsächlich recht nahe kommt. Auch das Fehlen jedweder gruseliger Momente oder die aufgebrochenen Werwolf-Stereotypen werden nicht jedem schmecken. Allerdings macht „Wolves“ auch keinen Hehl daraus, lieber auf Humor, Action und Tempo zu setzen und sorgt durchaus für Abwechslung im Werwolf-Film. So wirken die Werwölfe in den wireworklastigen, mit Zeitlupen und Fast-Forward-Momenten gepimpten Actionszenen eher wie Superhelden denn wie animalische Wesen, sorgen aber auch für ordentlich Bewegung und verhalten sich zumindest wie Bestien. Was für den einen oder anderen blutigen Moment sorgt. Leider hat Universum Film für Deutschland nur die R-Rated Fassung lizensiert, während in Kanada auch eine Unrated Version kursiert (gut zu erkennen an der Sexszene zwischen Cayden und seiner Bardame). Das sorgt in Verbindung mit weiteren kleinen Problemherden (Nicht immer optimale Kostümierungen der Werwölfe, halbgare CGIs im Finale) für weitere Punktabzüge. Trotzdem bleibt „Wolves“ ein rundweg sympathischer, augenzwinkernder Action-Horror-Streifen für ein junggebliebenes Publikum.

Knappe:

Die deutsche DVD/Blu-ray von Universum Film/Square One entspricht mit ihrer FSK 16 Freigabe der R-Rated Fassung.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Universum Film__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Ungeschnittene Kinofassung, es existiert aber auch eine längere Unrated-Version__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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