Originaltitel: World Gone Wild__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1987__Regie: Lee H. Katzin__Darsteller: Bruce Dern, Michael Paré, Catherine Mary Stewart, Adam Ant, Anthony James, Rick Podell, Julius Carry, Alan Autry, Mindy McEnnan, Bryan J. Thompson u.a. |
Im Jahr 2087 ist die Vernichtung der Weltbevölkerung aufgrund eines Atomkrieges bereits 75 Jahre her. Vor 50 Jahren fiel zudem der letzte Regen. Ausgerechnet in einer Wüste fand eine Gruppe Überlebender eine schier nie versiegende Trinkwasserquelle und lebte fortan an diesem Ort friedlich vor sich hin.
Doch eines Tages taucht der wenig friedfertige Derek in der Siedlung namens Lost Wells auf und veranstaltet ein mittleres Massaker unter den Einwohnern. Zudem verschleppt er mit seinen sektenartigen Jüngern einige Bewohner der Siedlung. Kaum ist Derek verschwunden, hat Lost-Wells-Chef Ethan ein unbestimmtes Ziehen in seinem linken Hoden. Er befürchtet, dass Derek alsbald wiederkehren und den Rest der Siedlung plattmachen könnte.
Also bricht Ethan in die Reste der menschlichen Zivilisation auf, um hier Kämpfer zu rekrutieren, die Derek einen Scheitel ziehen können. In seinem alten Mitstreiter George findet er den Helden, den er braucht. Gemeinsam rekrutiert man noch weitere kampfkräftige Hurensöhne und pimpt Lost Wells zur verteidigungsfähigen Burg.
Schaut in den Endzeit-Actioner mit Michael Pare hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=tLxabsH6_rg
Spätestens wenn diese errichtet wird, dürfte auch dem letzten Zuschauer klar sein, welche Filme hier Pate gestanden haben. Es waren natürlich „Mad Max 2“ als offensichtlichstes Vorbild und freilich „Die glorreichen Sieben“ und deren Epigonen. Ein Mehr an Story als soeben vorgestellt, darf man sich dabei nicht erwarten. „World Gone Wild“ greift die Genre-Versatzstück seiner großen Vorbilder auf und getreu dem Motto „Lieber gut geklaut, als schlecht selbstgemacht“ schraubt sich der Film ohne großes Vertun in Richtung großer Showdown.
Was für einen gewissen Grad an Abwechslung sorgt, sind die angeschrägten Charaktere und ihre spielfreudigen Darsteller. Der ständig bekiffte oder direkt total breite Bruce Dern („Once Upon A Time… In Hollywood“) quatscht als Ethan den ganzen Film über einen Unsinn, dass sich die Bretter biegen. Nicht viel anders ergeht es Musiker Adam Ant („Nomads – Tod aus dem Nichts“) als Fieswicht Derek. Der liest seinen Jüngern aus einer Bibel von Charles Manson vor und lässt gerne mal Sprüche ab wie jenen: „Vielleicht bist du genauso voller Scheiße, wie ich es bin!“ Joar…
Selbsterkenntnis ist der beste Weg zur Besserung. Auch die seltsamen Helden um Michael Pares („Schachmatt“) George haben anscheinend diverse Male zu lange in der sengenden Sonne der Wüstenlandschaften des Filmes gestanden.
Die vielen gelungen bedienten Klischees und das verrückte Figuren-Interieur lassen direkt vergessen, dass sich die Action von „World Gone Wild“ etwas unvorteilhaft am Ende ballt. Auf dem Weg dahin spielt Action leider keine große Rolle. Und rollt die Action dann endlich, ist sie nicht zwingend eine Zierde des Genres. Sie wirkt grob, ungelenk, abgehackt. Nur ein paar Stunts gefallen, kleinere Explosionen machen Laune und bei fast allen Opfern platzende Blutbeutel fetzen auch. Dafür wird der Showdown schön breit ausgespielt.
Zudem kommen immer mal wieder auch eigenwillige Waffen zum Einsatz. Beispielsweise angeschliffene Radkappen, mit denen gerne mal Kehlen aufgeschnitten werden. Dass die Action allgemein ein wenig rumpelig und wenig durchdacht wirkt, könnte im Übrigen auch damit zu tun haben, dass „World Gone Wild“ für ein R-Rating in den USA bereits stark entschärft werden musste. Wer weiß, was man hier ohne die MPAA alles zu sehen bekommen hätte.
Das Finish des Oberlumps deutet schon an, dass Miami-Vice-Regisseur Lee H. Katzin eigentlich mit einem gewissen Gespür für Gewalttätigkeit agierte. Auch ein plötzlich verlustig gegangenes Auge von Oberlump Derek sorgt zumindest für kleinere Fragezeichen über dem Kopf des Zuschauers.
Die guten bis sehr guten Bilder stammen von Kameramann Don Burgess, der Jahre später für „Forrest Gump“ eine Nominierung für den Kamera-Oscar einheimsen sollte. Bebildern darf er vornehmlich einen strahlend blauen Himmel über einem schön staubigen, weitläufigen Wüstensetting, das ein paar Wellblechhütten beherbergt und von eine Mauer aus Autowracks umgeben ist. Cool ist auch die Homebase des Oberlumps: Ein Friedhof für Hubschrauber. Was zudem für einen steilen ersten Auftritt von Derek genutzt wird, bei dem er mit einem von einem militärischen Transportvehikel gezogenen Kampfhubschrauber auftaucht.
Ebenfalls sehr gelungen ist die musikalische Untermalung, die besten 80s-Schlonz abliefert und mit „World Gone Wild“ einen steil rockenden Theme-Song an Bord hat.
„World Gone Wild“ ist ein unterhaltsamer No-Brainer
Was am Ende bleibt, ist ein unterhaltsamer No-Brainer mit gut aufgelegten Darstellern, die hier im „Mad Max 2“-Endzeitszenario die „glorreichen Sieben“ zu neuem Leben erwecken. Das wird unterhaltsam gereicht, hat feine Bilder zu bieten und wird in Richtung Finale immer mehr mit Action angereichert. Diese ist wie der gesamte Film: Alles andere als perfekt, aber man kann damit definitiv seinen Spaß haben.
Der Film wurde von dem Label Daredo in einer sogenannten Limited Vintage Edition, einem Mediabook, veröffentlicht. Selbiges enthält den Film auf DVD und Blu-ray. Beide enthalten den erstmals ungeschnitten in Deutschland veröffentlichten Film (entspricht der R-Rated-Fassung). Die ab 18 freigegebenen Datenträger haben leider nur schmale Extras (Originaltrailer, Artwork-Galerie) an Bord. Dazu kommt ein 16-seitiges Booklet. Dieses erinnert allerdings eher an ein abgespecktes Presseheft und hat leider nicht wirklich viel Erhellendes zum Film beizutragen. Dafür hatte die einst produzierende MGM in Sachen Film offensichtlich ein mehr als gutes Master zur Verfügung und so kann man sich in Sachen Technik wahrlich nicht beklagen.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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