Originaltitel: World War Z__Herstellungsland: Malta, USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Marc Forster__Darsteller: Brad Pitt, Eric West, Mireille Enos, Matthew Fox, James Badge Dale, David Morse, Elyes Gabel, Michiel Huisman, David Andrews, Julian Seager, Daniel Newman u.a. |
Normalerweise sind Filme um Zombie-Plagen dadurch gekennzeichnet, dass sie den Ausbruch derselben meist auf einen engen Raum begrenzt zeigen. Entweder sind die Zombiefizierungsausbrüche dann obendrein komplett auf diesen Landstreifen begrenzt, oder aber man bekommt von weltweiten Vorgängen maximal über Nachrichtensendungen oder Zeitungsschlagzeilen ein komplexeres Bild. Es handelt sich also meist um Zombie-Epidemien. „World War Z“, und das ist wohl die größte Leistung dieses Filmes, geht von diesem Mikrokosmosansatz weg und zeigt in wuchtigen und einzigartigen Bildern eine weltweite Pandemie.
„World War Z“ basiert auf dem Roman „World War Z: An Oral History of the Zombie War“ von Mel Brooks’ Sohn Max Brooks. Dieser berichtet anhand von angeblichen Augenzeugenberichten von einer weltweiten Zombie-Pandemie und dem Überlebenskampf der Menschheit. Dieses brachte dadurch, dass die Zombies auch zu einem politischen Problem wurden und damit eben auch staatliche Institutionen „interessieren mussten“, ganz neue Dimensionen ins Genre. Weshalb Brad Pitt und die Produktionsfirma „Plan B Entertainment“ früh bei den Verfilmungsrechten zuschlugen. Der Rest ist eine Chronologie des Scheiterns. Zumindest fast…
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Zunächst einmal strukturierte man das Buch komplett um und legte den Fokus auf den Ausbruch der Pandemie, ließ also von Brooks’ Idee nicht mehr viel übrig. Dann begann man, wie in Hollywood mittlerweile üblich, mit den Dreharbeiten, bevor das Drehbuch überhaupt fertig geschrieben war. Nebenbei explodierten den Machern die Kosten unterm Hintern und „World War Z“ wurde teurer und teurer … und sammelte nebenher viel Häme unter den Filmfans. Grund dafür: Unpopuläre Entscheidungen wie die Ausrichtung auf ein PG 13 Rating. Im Nachhinein eine echte Schnapsidee, die dem Film auch gehörig schadet. Richtig aus dem Ruder lief das Unternehmen, als das bisherige Ende so gar keinen Anklang bei den Produzenten fand und man einen 40minütigen!!! Showdown nachdrehen musste. Zu diesem Zeitpunkt hätte wohl niemand mehr auch nur einen Pfifferling auf den Film gegeben.
Dieser präsentiert sich als „Outbreak“ mit Zombies und dreht sich um UN-Mitarbeiter Gerry Lane, der sich nicht ganz freiwillig aufmacht, um den Ausbruchsherd der Pandemie ausfindig zu machen. Diese Suche führt ihn quer über den Globus und lanciert für den Zuschauer die stärksten Momente des gesamten Filmes. Wenn sich die Zombies in Israel zu gigantischen, menschlichen Pyramiden auftürmen, in Philadelphia für Chaos sorgen, in Südkorea zuschlagen und final eine Airline ins Chaos stürzen, hat der Film Momente, die so im Zombiegenre absolut neu sind. Optisch setzt Regisseur Marc Foster dabei auf gigantische Bilder, die einen enormen Gänsehautfaktor haben und dem Style over Substance Prinzip folgend diverse Probleme der Geschichte mühelos übertünchen. Das gelingt auch aufgrund des unheimlichen Tempos, das Foster an den Tag legt. Er gönnt seinen Figuren keinerlei Form von Ruhe, pusht die Handlung unentwegt voran und zeigt einen fast atemlos durch den Film hetzenden Brad Pitt, der selten so präsent wirkte, wie in „World War Z“. Dass die wenigen Momente der Ruhe in diesem adrenalingespickten Spießrutenlauf für Pitts Figur dann wie Fremdkörper wirken und fast schon nerven (Gerry Lanes kleine Familie sticht dabei überdeutlich hervor) … geschenkt.
Foster macht das einzig Richtige. Er tritt die Flucht nach vorn an und scheint förmlich zu rufen: Egal was alle unkten, ich bereite euch eine spannungsgeladene Zeit. Dabei geraten dann Hochkaräter wie David Morse ebenso unter die Räder wie die Charakterzeichnung abseits von Gerry Lane. „World War Z“ mag den Zombievirus in die Welt hinausblasen, eigentlicher Star der Chose ist aber definitiv Brad Pitt. Der schlägt sich mit der gesichtslosen Masse an Zombies herum, die alleine aufgrund ihrer schieren Menge und der Tatsache, dass sie zur rasend schnellen Variante der Untoten gehören, für ordentlich Druck sorgen. Dabei setzt Foster immer auf Totalen des Treibens, wobei vor allem CGI Zombies zum Einsatz kommen, die durchaus ordentlich aussehen und nicht an die seltsamen Wesen in „I am Legend“ erinnern. Leider sind Fosters Zombies, PG 13 sei Dank, extrem handzahme Gestalten. Keine Ausweidungen, keine Fressgelage, keine herzhaften Bisse … Blut gibt es in den ersten 90 Minuten so gut wie keines zu sehen. Und die Soldaten, die gegen die Zombies vorgehen, faseln zwar viel über „Kugel in den Kopf und dann am besten verbrennen“, zu sehen bekommt man aber nur unblutige Körpertreffer. Auch vom Make Up der Untoten bekommt man nicht wirklich viel zu sehen. Erst im Showdown ist es dann soweit …
Und der passt sichtlich nicht so wirklich zum Rest des Filmes. Plötzlich befinden wir uns wieder in einem eng abgesteckten, isolierten Schauplatz und das Große und Weitläufige wird plötzlich intim und klein. Man sollte vielleicht erwähnen, dass dieser intime Showdown – wie eingangs erwähnt – eine Massenschlacht zwischen Überlebenden und Zombies ablöste, was schon aufzeigt, dass „World War Z“ ursprünglich immer als großer Zombiefilm angedacht war, nicht als Gangschleicherei mit creepy Momenten. Allerdings hat auch der neue Showdown, wenngleich er nicht zum Ton des Filmes passt, durchaus seine Momente! Das starke Zombie-Make-Up kommt hier voll zur Geltung, die Jump Scares sitzen und der Gigantismus und auf flotte Action ausgelegte Beginn wird durch eine durchaus funktionierende Spannungsdramaturgie ersetzt. So werden alle enttäuscht, die sich einen Showdown in der Form der bisherigen Filmminuten gewünscht hatten, und so wirklich rund will sich das an den unspektakulären Showdown angepappte 0815 „Der Kampf beginnt erst“ Ende auch nicht anfühlen. Dennoch kommt man nicht umhin, festzustellen, dass „World War Z“ in dieser Form durchaus gut unterhalten konnte und die spannenden Momente gegen Ende dem Film definitiv nicht geschadet haben.
Was bleibt, ist ein Film, dem man die chaotische Entstehung durchaus anmerkt. Er ist unrund und zerfällt spürbar in zwei Hälften, die auch vom gesamten Grundton her nicht zusammen passen: Die ersten 90 Minuten sind spektakuläres, hochtouriges Actionkino, das in den Momenten, in denen Foster nicht wie besessen an der Kamera rüttelt, spektakelwütige Totalen vom Allerfeinsten auf die Leinwand bannt und dem Zombiegenre in der Größe definitiv neue Seiten abgewinnen kann. Die letzten 40 Minuten dagegen sind stinknormales Zombie-Genrefutter ohne neue Ideen oder Impulse für die untoten Gangschlurfer. Zumindest aber wird die Zombie-Moorhuhnjagd hier ein wenig packender und spannender, darf aber auch keinen rechten Blutzoll auffahren. Ganz im Gegenteil: Eine Szene, in der Pitt mit seiner Brechstange in einem Zombie feststeckt, wird aufgrund der nicht erlaubten und daher nicht vorhandenen Zeigefreudigkeit zu einem köstlichen Moment unfreiwilliger Komik. „World War Z“ ist hochtouriges, actionreiches Futter für die „Hirn raus, Film ab“ Fraktion, hätte aber, würde Hollywood mal auf mehr hören als den Schotter, so viel mehr sein können.
„World War Z“ ist seit 27. Juni in den deutschen Kinos zu sehen und dort mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Das nachträglich konvertierte 3D kann man dabei getrost in den Skat drücken. Auf DVD und Blu-ray erschien ein etwas runderer Extended Cut zum Film, der auch diverse Gewaltmomente ergänzte. Die FSK 16 Freigabe blieb dennoch erhalten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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