Originaltitel: Downhill__Herstellungsland: Chile, Frankreich, Kanada__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Patricio Valladares__Darsteller: Natalie Burn, Ignacia Allamand, Ariel Levy, Bryce Draper, Luke Massy, Matías López, Eyal Meyer, Cristian Cuentrejo, Vittorio Farfan, Evelyn Belmar u.a. |
Der chilenische Regisseur Patricio Valladeres hat sich mit seinem kruden „Hidden in the Woods“ als Mann fürs Grobe einen Namen gemacht. So sehr, dass er unter der Produktion von Michael Biehn „Hidden in the Woods“ direkt selbst für den internationalen Filmmarkt remaken durfte. Das fiel zwar etwas glatter, aber keineswegs harmloser aus. Auch mit seinem Streifen „Downhill“, der in Deutschland als „Wrong Trail“ auf den Markt geworfen wird, gibt er sich wieder höchst exploitativ.
Mountainbike-Star Joe hat die Bereifung seines Sportgerätes an den Nagel gehängt, seit ein guter Freund von ihm bei einem Wettkampf durch einen Fahrfehler ums Leben kam. Seitdem versucht Joe, gar nicht mehr an seinen Lieblingssport zu denken und zieht sich auch von den Menschen, die ihn lieben, mehr und mehr zurück. Seiner Freundin Stephanie reicht es irgendwann mit dem Selbstmitleid und sie ergreift die Initiative. Sie meldet Joe zu einem Mountainbike-Wettkampf in Chile an.
Joe ist zwar zunächst nicht sonderlich entzückt über diesen Schachzug, doch irgendwann packt ihn wieder das Fieber und er beschließt, sein selbstauferlegtes Rad-Zölibat zu brechen. Vor Ort angekommen will er mit Stephanie die Strecke direkt in Augenschein nehmen – und sofort ist Joe wieder in seinem Element.
Doch nach wenigen Kilometern Fahrt hören beide einen lauten Knall. Sie gehen dem Geräusch nach und finden einen verunfallten Wagen. Darin sitzt ein schwerverletzter Mann, der sich mit irgendetwas angesteckt zu haben scheint und munter vor sich hin blutet. Die beiden jungen Sportler rufen sofort Hilfe herbei. Als die eintrifft, eröffnet irgendwer das Feuer auf die Gruppe an Sportlern und Ersthelfern. Joe und Stephanie entkommen und verstecken sich mit dem verletzten Fahrer und anderen Überlebenden im Unterholz. Die Angreifer kennen jedoch kein Erbarmen und hetzen die Gruppe erbarmungslos…
Schaut in den wilden Genre-Cocktail „Wrong Trail“ hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=lPp0-ZyajEY
Patricio Valladeres geht schon früh in die Vollen. Lässt rasante Sportaufnahmen mit Backwoods-Elementen kollidieren. Mischt eine ordentliche Ladung „Cabin Fever“ unter und bläst alsbald zur lustigen Menschenjagd. Die kulminiert in einer wahnhaften Sexorgie mit ganz viel Tentakelhorror und einer Herde Ziegen…
Kurzum: Valladeres kennt mal wieder kein Halten. Er jongliert mit den Genres gerade so, wie er es in der jeweiligen Szene braucht. Das ist nicht sonderlich logisch oder gar konsistent, es sorgt aber auf jeden Fall für diverse What-the-Fuck-Momente und hält den ohnehin nicht sonderlich langen Streifen immer am Laufen. Das Problem dieses wilden Genremischmasches ist jedoch, dass keines der Genres bis zur letzten Konsequenz ausgereizt wird. Dadurch wird „Wrong Trail“ niemals so zwingend, wie er sein könnte. Was vor allem im Mittelteil zu einigen verschenkten Potentialen für echte Spannungsspitzen führt.
So merkt man dann auch leider schnell, dass die Verfolger von Joe und Stephanie nicht die Hellsten zu sein scheinen. Zudem sind sie nicht gegenwärtig genug, um für durchgehende Spannung zu sorgen. Und der mitgeschleifte Verletzte wird irgendwie auch nie wirklich zum Problem, hebt er sich seine ekligsten Body-Horror-Momente doch komplett für das Finale auf. Man muss allerdings auch unumwunden zugeben, dass für jede derartige Schwäche mindestens ebenso viele abgefuckte Ideen in den Film gepackt wurden.
Der durfte nichts kosten. Ist durch und durch ein echter Cheap-Shot, lässt sich das aber niemals so wirklich anmerken. Auch weil Valladeres darauf verzichtet, seinen preiswerten Digitallok noch in eine monochrome Bildersuppe zu verwandeln. Stattdessen dreht er an allen Reglern. Übersteuert die Farben und schafft so einen erstaunlich wertigen, teils surreal farbigen Look. Die Actioncam-Aufnahmen rund um die Mountainbike-Action sorgen für zusätzliche Dynamik in den Bildern. Und in Sachen Gewalt und Bluteffekte setzte der Chilene überwiegend auf Handgemachtes. Ein riesiger Pluspunkt, wenngleich „Wrong Trail“ trotz ein oder zwei harscher Momente im Vergleich zu „Hidden in the Woods“ geradezu brav rüberkommt.
Natalie Burn („Left to Die“) und Bryce Draper (durfte zuletzt an Charisma Carpenters Hupen in „Bound“ herumspielen) geben ein knuffiges Heldenpärchen ab. Wobei man sich definitiv gewünscht hätte, dass der Regisseur beziehungsweise das Drehbuch die Dame zur treibenden Kraft gemacht hätten. Der selbstmitleidige Joe kommt nämlich leider viel zu spät aus seinem Tran, bleibt aber leider immer wichtiger Motor des Streifens.
Die Fieswichte müssen derweil überwiegend nur fies ausschauen. Was vor allem dem wunderbar wuchtig daherkommenden Luke Massy („Savage Dog“) perfekt gelingt, so dass man es schon ein wenig bedauert, dass sowohl er als auch seine Henchmen einfach zu selten im Film wirken dürfen.
Was am Ende bleibt, ist ein Film, der sich mit seinem buntgemischten Genre-Cocktail selbst ein bisschen im Weg steht. Viele Ideen könnten viel mehr knallen, wenn sie sich wirklich hätten richtig entfalten dürfen. Die Konzentration auf den Menschenjagdpart etwa hätte dem Film sicherlich eine handlungstechnisch stärkere Geschlossenheit verliehen und es wären definitiv mehr spannende Momente drin gewesen. Dennoch macht „Wrong Trail“ durchaus Laune. Hat ein paar fiese Jump Scares an Bord und dreht in seinem irren Finale ganz schön ab. Kein Film für die Ewigkeit. Ganz sicher auch kein Film mit irgendeiner Art Nachhall. Aber er bietet für einen verregneten Nachmittag ausreichend schmutzige Unterhaltung aus dem Hause Valladeres.
Sunfilm hat sich in Deutschland des Streifens angenommen und ihn ungeschnitten durch die FSK-Prüfung bekommen. Mit einer Freigabe ab 18 sind die DVDs und Blu-rays von „Wrong Trail“ ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Tiberius Film / Sunfilm__Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |