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Wrong Turn: The Foundation

Originaltitel: Wrong Turn: The Foundation__Herstellungsland: Deutschland, USA__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Mike P. Nelson__Darsteller: Charlotte Vega, Matthew Modine, Emma Dumont, Daisy Head, Bill Sage, Valerie Jane Parker, Tim DeZarn, Adain Bradley, Damian Maffei u.a.
Wrong Turn DVD Cover

“Wrong Turn: The Foundation” setzt der Splatterreihe um die Degenerierten ein Ende und geht neue Wege.

Als „Wrong Turn“ 2003 in den Kinos aufschlug und aufgrund seines zeigefreudigen Aderlasses einiges an Begeisterung im Horror-Fandom auslöste, konnte man noch nicht ahnen, dass über die Jahre fünf Fortsetzungen hinzukommen würden. Diese, schmal budgetiert und vollkommen auf die degenerierten Fieswichte des Originals abgestellt, waren erfolgreich genug, um als eines der erfolgreichsten DTV-Franchises für die produzierende Fox durchzugehen (Unsere Kritiken zu „Bloody Beginnings“, „Bloodlines“ und „Last Resort“).

In Deutschland erlangten die Fortsetzungen vor allem deshalb eine gewisse Berühmtheit, weil sie im Gegensatz zum unvermutet ab 16 freigegebenen, blutigen Original vom deutschen Jugendschutz hart abgestraft wurden und nur stark verstümmelt den Weg in unsere Videotheken fanden. Und trotzdem fanden auch sie ihr Publikum. Was lag da näher, als eine weitere Fortsetzung anzudenken? Doch Regisseur Mike P. Nelson („The Domestics“) schwebte mehr vor. Ein Reboot der erfolgreichen Horrorserie sollte es werden.

Dieses erzählt zunächst von Scott. Dieser ist im Hinterland der USA auf der Suche nach seiner seit Wochen verschwundenen Tochter. Aktuell ist er in einer Gegend unterwegs, wo er auf verdächtig verbissenes Schweigen und besonders misstrauische Blicke stößt. Er hat das unbestimmte Gefühl, seiner Jen sehr nah zu sein. Nun werden wir sechs Wochen zurückversetzt und erleben live und hautnah mit, was Jen passiert ist.

Die ist mit guten Freunden unterwegs, um den Appalachian Trail zu bezwingen. Dabei geraten die weltoffenen Hipster immer mal wieder mit den einheimischen, teils maulfaulen, teils bedrohlichen Hinterwäldlern aneinander. Wer ihnen nicht sofort übel gesonnen ist, versucht die jungen Leute zu warnen, bei ihrer Wanderung nicht vom vorgegebenen Pfad abzuweichen. Doch natürlich macht unsere Heldentruppe genau das.

Als ein heftiger Unfall einen der Wanderer aus dem Leben reißt, wird das Abenteuer zum lebensbedrohlichen Trip. Denn die Truppe spürt schnell, dass sie verfolgt und beständig beobachtet wird. Irgendwann machen die Verfolger dann ernst…

Schaut in das Horror-Reboot von „Wrong Turn“ hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=95SlKmBg1PY

Sobald die einleitenden Szenen um Matthew Modine („Backtrace“) als Scott beendet sind, startet „Wrong Turn: The Foundation“ in seinen schwächsten Abschnitt. Denn wenn der Film seine Figuren einführt, greift er so ungeniert auf die abgegriffensten Klischees des Backwood-Genres zurück, dass beim Zuschauer direkt dieses Augenrollen aufkommt, dass eigentlich kein Film generieren will. Da ist der Gruselopa, der alle verunsichert. Die Gruseloma, die verschwörerisch warnt. Das Missachten jedweder Ratschläge. Die hirnverbrannten Dialoge der Helden. Das Unbrauchbarmachen der Handys. Huschende Schatten an der Zeltaußenwand. Egal welches Backwood-Klischee: You name it you get it.

Wrong Turn: The Foundation die Helden und eines ihrer Opfer

Das vorne war mal ein Mensch…

Selbst wenn unsere Helden dann erstmals mit ihren Verfolgern aneinandergeraten, kriegt der Film nicht die Kurve. Es folgt das allgemein bekannte Blah, dass man dies und das niemals der Polizei verraten dürfe und irgendein Charakter schwingt sich zur großen moralischen Instanz auf. Ich muss zugeben: Nach ungefähr 30 Minuten hatte ich große Lust, den Film abzubrechen. Denn bis hier hin war er dem originalen „Wrong Turn“ so heftig unterlegen, dass das Reboot bereits gescheitert schien.

Doch dann blafft plötzlich einer der Helden die installierte moralische Distanz an. Die bislang weitgehend unsichtbaren Aggressoren ziehen in der Vehemenz ihrer Angriffe an, „Helden“ sterben und wir erfahren, was die titelgebende Foundation ist. Und plötzlich, innerhalb weniger Minuten, hat einen der Film wieder. „Wrong Turn: The Foundation“ legt nun deutlich an Qualität und vor allem auch Spannung zu. Und lässt den Eindruck erstarken, er habe einen zu Beginn bewusst mit den Genre-Standards eingelullt. Um den Zuschauer zumindest in Bezug auf das Franchise auf die falsche Spur zu locken.

Hinterwäldlerhorror mit coolen Kostümen

Die Kostümabteilung hatte ihren Spaß.

Denn es folgt nun nicht der erwartete, übliche Abzählreim mit immer derberen Todesfällen. Und auch Kannibalen hat es nicht mehr. Stattdessen bekommen wir eine mit einer interessanten Mythologie versehene Gemeinschaft, die eigenen Regeln folgt und ein vom Rest der Welt weitgehend abgeschnittenes Leben führt. Eigene Sprache inklusive. Und es wird sogar moralisch interessant, wenn die Anhänger der Gemeinschaft ihre vermeintlichen Absichten darlegen und dadurch die bislang als Helden geführten Charaktere wie menschliche Monster wirken lassen.

Das, die faszinierende Gemeinschaft, deren von Bill Sage („Alien Hunter“) irre charismatisch gegebener Anführer und eine wirklich interessante Entscheidung einer Hauptfigur ziehen immer mehr in den Film hinein und lassen keine Langeweile mehr aufkommen. Zudem sind wir dabei, wie Scott in der Gegenwart seine Bemühungen zur Rettung seiner Tochter verstärkt. Dies mündet in ein höchst überraschendes, schwarzhumoriges Ende eines Befreiungsversuches und kurz darauf in einen blutigen, bodycountintensiven Showdown, der in einer Höhle einen begeisternd surrealen, beklemmenden Moment transportiert.

Wrong Turn: The Foundation Matthew Modine mit Charlotte Vega

Matthew Modine sucht in “Wrong Turn: The Foundation” seine Tochter.

Apropos: Das Reboot ist kein Kind von Traurigkeit und präsentiert immer mal wieder Szenen, die unerwartet deftig und vor allem sehr intensiv ausfallen. Von zermalmten, zerschmetterten und zerschossenen Schädeln über lang ausgespielte Kills mit Hieb- und Stichwaffen bis hin zu ausgebrannten Augen gibt es einiges zu sehen. Die Kostümierung der Foundation-Mitglieder kommt freilich an die Maskenarbeit des Originals nicht heran, macht mit ihrem Mix aus Maximaltarnung und Tierschädeln aber ebenfalls Laune.

„Wrong Turn: The Foundation“ dürfte gut und gerne eine weitere Serie begründen

Ist man nach dem atmosphärischen Abschnitt bei der Foundation und dem coolen Showdown wieder mit dem Einstieg versöhnt, scheint es das Finish urplötzlich wieder zu versauen. Dieses verläuft seltsam antiklimaktisch und wenn plötzlich der Titelschriftzug ins Bild knallt, ist man direkt wieder ein wenig abgeturnt. Doch glücklicherweise belässt es Mike P. Nelson nicht dabei und zelebriert unter dem Abspann zu einer ultra-balladesken Version von „This Land is your Land“ (im Übrigen von Matthew Modines Tochter Ruby ungemein feinfühlig intoniert) dann doch noch ein richtig genial inszeniertes Finish, das dann auch den Bauch zufriedenstellt und nachhallt.

Somit ist „Wrong Turn: The Foundation“ ein wenig der Film der glücklichen Wendungen. Denn immer, wenn man gefühlt raus ist, zieht der Horrorstreifen einen doch noch einmal unvermutet mittenrein. Dazu gesellt sich eine stilsichere Inszenierung, ein ordentliches Tempo, eine gute Spannungskurve und mit der Foundation selbst eine Gemeinschaft, in deren Abläufe man nur zu gerne noch tiefer eingetaucht wäre. Problematisch ist die mit 110 Minuten zu lange Laufzeit des Horrorfilmes und die leider nicht durchweg begeisternden Darstellerleistungen. Insbesondere die sechs jugendlichen Helden spielen teils richtig schlecht.

Viel Licht und Schatten also. Dennoch macht „Wrong Turn: The Foundation“ erstaunlich viel Spaß, gibt sich angenehm kompromisslos und bietet rein von der Idee her eine Menge Potential, noch weitere ähnliche Werke aus der Hüfte zu schießen. Etwa um die Foundation und deren weit zurückreichende Geschichte zu erzählen.

7 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 22. Juli 2021 von Constantin Film. Diese sind mit einer Freigabe ab 18 ungeschnitten. Making-of und Deleted Scenes bilden die Extras.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Constantin Film__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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