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Wrongful Death

Originaltitel: Wrongful Death__Herstellungsland: USA, Kroatien__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Vjekoslav Katusin__Darsteller: Isabella Brenza, Michael Paré, Alexander Man, Raquel Montes, Eric Roberts, Vjekoslav Katusin, Hubertus Geller, Monique Bartnik, Jenny Paris, Alona Hertha u.a.
Wrongful Death soll ein neues Horror-Franchise begründen

“Wrongful Death” soll ein neues Horror-Franchise begründen.

Der deutsche Schauspieler, Produzent und Regisseur Vjekoslav Katusin gibt im Bonusmaterial zu „Wrongful Death“ zu Protokoll, dass er schon immer großer Fan von Filmen wie „Saw“, „Im Auftrag des Teufels“, „Escape Room“ und „End of Days“ war. Sein großer Wunsch: Ein Konglomerat aus all diesen Filmen. Die Idee für „Wrongful Death“ war geboren.

Ein Drehbuch wurde erstellt, die Preproduction schloss sich an und das Budget erwies sich als üppig genug, um bekannte Namen wie Eric Roberts und Michael Paré an Bord zu holen. Der Film wurde dann an elf Tagen in Kroatien abgedreht. Bei den Dreharbeiten kam Katusin zudem die Eingebung, aus dem Stoff ein Franchise zu kreieren. Der zweite Teil ist entsprechend auch schon in der Mache. Ob es wohl lohnt, sich auf diesen zu freuen?

In „Wrongful Death“ geht es um zwei Menschen, die bar jeder Erinnerung in einem Raum aufwachen, dessen Wände mit Rätseln gespickt sind. Eine finstere Stimme verkündet ihnen, dass sie die Räumlichkeit nur dann lebend verlassen werden, wenn sie ihre Sünden gestehen. Eine ohne Frage unfaire Angelegenheit, denn wie soll man ohne Gedächtnis irgendetwas beichten?

Hier kommen freilich die Rätsel ins Spiel. Und wirklich: Die Lösungen der Aufgaben bringen den beiden Eingeschlossenen nach und nach ihre Erinnerungen zurück. Doch können sie einander überhaupt vertrauen?

Schaut in den Film hinein

Thriller mit Michael Paré und Eric Roberts sowie übernatürlicher Note

Die von Katusin genannten Filme scheinen an neuralgischen Punkten im Film tatsächlich überdeutlich durch. Insofern ist sein Ansinnen, all diese Titel in einem Film zusammenzuführen, durchaus als gelungen zu bezeichnen. Das Problem: Ein wirklich guter Film ist dabei nicht entstanden.

Michael Pare in Wrongful Death

Michael Pare hat eine Schlüsselrolle in “Wrongful Death”.

Wesentlichster Grund dafür sind die beiden Hauptfiguren, die einem tatsächlich vom ersten Moment an einfach nur auf den Zünder gehen. Ständig keifen sie sich an. Das ausgiebig zelebrierte Misstrauen gegenüber dem jeweiligen Konterpart geht einem früh auf die Eier und ist irgendwann auch nicht mehr logisch. Zahlreiche Schauspielmomente wirken fahrig improvisiert und enden im Overacting. Und die Dialoge sind einfach nur leer. Auch kommen beide Figuren sehr früh sehr unsympathisch rüber.

Versteht mich nicht falsch: Unsympathen als Helden müssen für einen Film nicht schlecht sein. Man kann auch mit Fieswichten mitfiebern, wenn sie denn interessant geschrieben sind oder Spannendes tun oder zu sagen haben. Und genau hier scheitert „Wrongful Death“ vollkommen durch. Infolgedessen sind einem die Figuren total egal. Mit verheerenden Folgen für die Spannungskurve des Filmes.

Im Bonusmaterial erklärt Katusin freimütig, dass er in seinem Franchise-Starter bewusst nicht auf viel Splatter und Blut gesetzt habe. Die Story sei ihm zu wichtig gewesen – und die Spannung. Letztere findet in „Wrongful Death“ leider gar nicht statt. Erstere hat zumindest ein nettes, heute hoch aktuelles Motiv zu bieten. Hier verdienen sich der Film und sein Drehbuch ein paar Relevanzpunkte.

Doch das ehrenwerte Ansinnen des Filmes wird in zu viel Leerlauf verpackt – dem zudem echte Höhepunkte abgehen. Selten hat man Splatter und Gore so vermisst wie hier. Denn fies gereicht, hätte man vielleicht in entsprechend blutigen Momenten wenigstens für ein paar Minuten mit den beiden Hauptfiguren mitgefiebert. Das die Macher könnten, beweisen sie mit einer „Schnittszene“ und einem blutigen Kehlenschnitt. Der Rest bleibt seltsam harmlos.

Der Mann und die Frau aus dem Horrorthriller.

Die Frau und der Mann müssen sich ihren Verfehlungen stellen.

Zudem ist „Wrongful Death“ ein trauriges Beispiel dafür, was passiert, wenn man am falschen Ende spart. Leider ist es in Deutschland zu einer Unsitte verkommen, ausgerechnet bei einem Element zu sparen, auf das die deutsche Branche einmal zu Recht stolz war: Die Synchronisation. Immer wieder legt man heutzutage Filme ein, bei denen es reicht, dass irgendein Charakter den Mund aufmacht und man als Zuschauer sofort genervt die Augen verdreht. Einfach, weil hier nichts zusammengeht.

Dieser Film ist ein Musterbeispiel für diesen Umstand. Da klingt ein Michael Paré einfach nur nach alter Opa. Nebenfiguren tönen, als habe man die Putzfrau vom Flur ins Tonstudio gezerrt, wo sie dann seelen- und emotionslos ein paar Zeilen aufgesagt hat. Vor allem die Sprecherin der weiblichen Hauptfigur sollte in Zukunft Rollen absagen, die frustriert, verängstigt oder panisch sind. Nichts davon bekommt sie hin. Infolgedessen wirkt hier jeder Dialog unauthentisch und hölzern und schadet damit dem gesamten Filmerlebnis.

Wrongful Death Cover

Das Cover der “Kaufhaus”-Auflage.

Zudem ist die finale Abmischung total misslungen. Hier gibt es die berühmt-berüchtigten Dynamiksprünge MITTEN in Dialogen! Während also der eine Charakter flüstert, schreit der andere die Bude zusammen. Im O-Ton reden beide normal-laut. Hier kann ich wirklich nur raten, auf den O-Ton umzuschalten. Ansonsten werdet ihr die mit den Sprechleistungen verbundenen Darstellerleistungen und damit mithin den gesamten Film vermutlich nur noch schlechter finden. Mein Beileid gilt den Menschen, die den Film im TV schauen und keine O-Ton-Möglichkeit haben.

In Sachen Schauspiel habe ich bereits viel gesagt. Und da „Wrongful Death“ im Grunde seines Herzens ein Kammerspiel ist, muss man eigentlich auch nicht viel über die Darsteller abseits der beiden schlechten (Isabella Brenza als Frau) und okayen (Alexander Man als Mann) Hauptdarsteller sagen. Dennoch sei erwähnt, dass Michael Paré („Space Wars“) präsenter ist als Eric Roberts.

Rund um Parés Figur kommt auch das bereits angedeutete übersinnliche Momentum in den Streifen. Wobei das Drehbuch hier noch eher oberflächlich in den Andeutungen bleibt. Im Gegensatz zu den Rollennamen im Abspann. Eric Roberts („No Visitors“) hat dagegen die für ihn aktuell typische Rolle inne: Er spielt einen Politiker (hier Senator von Utah) und hockt hinter einem Schreibtisch, wo er wahlweise telefoniert oder mit Blassbacken dialogisiert. Mehr als einen Drehtag dürfte er nicht vor Ort gewesen sein. Paré kam laut Extras zum Film auf drei Drehtage.

Alona Hertha Edition von Wrongful Death

Die Alona Hertha Edition des Horror-Thrillers.

Für Fans nackter Weiblichkeit dürfte interessant sein, dass die zahlreichen freizügigen Cover-Artworks rund um die Mediabook-Veröffentlichungen des Filmes nicht gelogen haben. Denn jede Dame im Cast, die mehr als 30 Sekunden Screentime hat, zieht hier blank. Darunter auch Playboy Hascherl Alona Hertha. Die wertet mit ihrer Weiblichkeit freilich jeden Film auf und prangt zudem auf dem von mir erworbenen Mediabook der Cataleya-Edition. Deren Booklet besteht außerdem aus einer hübschen Nacktfotostrecke der jungen Dame. Ich weiß, ich bin ein Ferkel.

In optischer Hinsicht gerät „Wrongful Death“ etwas arg trist. Das hat vor allem damit zu tun, dass der Film zu über 80 Prozent in dem eigens für den Film errichteten „Gefängnisraum“ spielt und Regisseur Katusin sich schwer tut, diesem interessante Bilder abzuringen. Zudem wirkt der Film stark farbkorrigiert, wobei vor allem die Intensität der Farben zurückgedreht wurde. Was den tristen Look nur noch eintöniger macht. Wobei trist bitte nicht mit billig verwechselt werden sollte. Denn billig sieht der Film definitiv nicht aus. Sobald der Film allerdings den Kellerraum verlässt, wird man als Zuschauer deutlich wacher, weil das Hauptsetting irgendwann schon ermüdet. Musik war da, sie hinterließ aber keinen bleibenden Eindruck.

„Wrongful Death“ hat noch viel Luft nach oben

In den Extras zu „Wrongful Death“ erklärt der Regisseur, dass der zweite Teil deutlich blutiger und brutaler ausfallen werde. Immerhin seien nun die Story und viele Figuren etabliert. Eric Roberts und Michael Paré seien dann auch wieder dabei. Außerdem würden Bai Ling und Costas Mandylor (das Mitwirken des SAW-Recken dürfte dem Regisseur wie Öl runtergehen) zum Cast stoßen. Der Film befindet sich aktuell in der Postproduktion. Und irgendwie bin ich schon interessiert, wie das Ganze weitergeht. Aber mehr wegen den Versprechungen des Regisseurs und weniger aufgrund der Qualitäten des vorliegenden Franchise-Openers.

Der mäandert nämlich lange Zeit reichlich unfokussiert umher, quält sich mit egalen, teils schlecht gespielten Hauptfiguren ab, zieht nicht in seine Welt hinein, wird zunehmend länger und zündet einfach gar nicht. Da können die insgesamt wertige Inszenierung, viele Moppen, ein hehres Motiv und Namen wie Michael Paré und Eric Roberts kaum etwas dran ändern. Es kann also eigentlich nur besser werden.

4 von 10

Der Film erschien in zahlreichen Mediabooks (wattiert und unwattiert) und Hardboxen von dem Label Retro Gold 63. Diese enthalten den insgesamt harmlosen Streifen in ungeschnittener Form. Umfangreiche Interviews mit dem Regisseur, zwei Damen des Castes (Alona!!!) und Michael Pare (60 Minuten!) sorgen für Kurzweil nach dem Filmgenuss. Am 30. August 2024 erscheint der Film zudem über Spirit Media auf Blu-ray und DVD für den Standardhandel. Hier hat der Filme eine hoch gegriffene Freigabe ab 18. Interessant: Das Label wirbt damit, den Film nicht digital anzubieten. Das Ende des Streamings ist gekommen!

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Retro Gold 63 / Spirit Media__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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Categorised in: Reviews, the Horror Pit

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