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Yeti – Der Schneemensch kommt

Originaltitel: Yeti – Il gigante del 20° secolo__Herstellungsland: Italien__Erscheinungsjahr: 1977__Regie: Gianfranco Parolini__Darsteller: Antonella Interlenghi, Mimmo Crao, Jim Sullivan, Tony Kendall, Edoardo Faieta, John Stacy, Stelio Candelli, Loris Bazzocchi, Indio, Donald O’Brien, Aldo Canti, Francesco D’Adda u.a.

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Reform School Girls

Mediabook Cover B von “Yeti – Der Schneemensch kommt”

Wenn man in die tiefblauen Kulleraugen von Mimmo Craig blickt, der in „Yeti“ das titelgebende Geschöpf spielt, dann sieht man darin die Spiegelungen von inzwischen mehr als fünfzig Jahren Monsterfilmgeschichte. Vom Schrecklichen und Schönen, vom Anmutigen und Lächerlichen, das sich im Übergrößenformat auf der Leinwand bricht, und das schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts, vielleicht seit Paul Wegener und Henrik Galeen 1915 ihren Golem aus Lehm formten. Wird das Spatzenhirn des haarigen Hünen von Zorn durchflutet, legen sich die buschigen Brauen über das Blau und lassen es beinah rot wie glühende Lava leuchten; ist die Flut der Raserei versiegt, entspannen sich die Züge und geben einen Ausdruck untröstlicher Agonie frei. Die Unterlippe nimmt aktiv an diesem Spiel der Gezeiten teil: Erst schiebt sie sich vor wie bei einem trotzigen Kind, dem man das Spielzeug weggenommen hat, dann werden ihre Winkel von der Schwerkraft nach unten gezogen, die Yeti-Spucke dabei im Licht der Sonne funkelnd wie frischer Morgentau.

Ein Jahr nach dem groß angelegten „King Kong“-Remake unter Dino De Laurentiis musste die italienische Schmalspur-Variante „Yeti“ mit ihrem fast identischen Handlungsbogen wie ein billig abgekurbeltes Cash Grab wirken. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass sie auch genau das war; Geld verdienen möchte schließlich jeder, und ihre Billigkeit schreit sie als Sonderangebot in Form unsauberer Bildmontagen regelrecht ins Publikum. Nur das Desinteresse am künstlerischen Endresultat, das man einer solchen Ausrichtung vorwerfen würde, das lässt sich nicht ohne Weiteres bestätigen. Dafür ist Regisseur Gianfranco Parolini (aka Frank Kramer) zu versessen auf Details.

Details, natürlich, das ist in Bezug auf diesen Film der Trigger-Begriff schlechthin; schließlich muss man bei da sofort an die spektakuläre Nahaufnahme eines sich versteifenden Yeti-Nippels im Fahrtwind eines Küstenspaziergangs denken. Und derartige Auswüchse hat „Yeti“ noch weit mehr zu bieten; von den blauen Zehen, die mit Flammenwerfern bearbeitet werden, über die klebrigen Haarbüschel, die am gesamten Körper des Hünen wachsen, bis zur Riesenfischgräte, mit der die perfekt sitzende Shampoowerbung-Haarpracht von Antonella Interlenghi gekämmt wird. Wer nur auf das übergeordnete Gerüst blickt, der sieht vielleicht einen dilettantischen Kong-Abklatsch, der durch eine sich selbst erfüllende Prophezeiung torkelt, aber wer sich nach unten bückt und sein Auge auf die wundersamen Details wirft, wird ihre Besonderheiten erkennen und womöglich zu schätzen wissen.

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Unbestritten bleibt: Nichts an diesem Film, von seinen hehren Absichten abgesehen, ist auch nur irgendwie stimmig ausbalanciert. Die Dialoge konterkarieren die Charakterprofile der Sprechenden, die Körpergröße des Yeti variiert je nach Sequenz um mehrere Dutzend Meter und der repetitive Soundtrack ist im Grunde viel zu pompös für das Gebotene. Noch dazu ist seine Notenfolge dreist von Carl Orffs weltberühmter Hymne „O Fortuna“ abgekupfert und wird in der zweiten Hälfte zur endgültigen Verwirrung des Zuschauers von den „Yetians“ (wie herzallerliebst) in eine Funk-Version transformiert. Die Unbeholfenheit, mit der all diese schiefen Bauteile in einen Rahmen gepresst werden, ist kaum in Worte zu fassen, sie lässt sich eigentlich nur mit eigenem Auge – und eigener Gänsehaut – erleben.

Wenn etwas Ambitioniertes auf möglichst spektakuläre Weise misslingt und sich für den Betrachter Vergnügen aus diesem Misslingen ergibt, womöglich auch gegen die Absichten des Filmschaffenden, dann bezeichnet man das gemeinhin als Trash, und wenigstens in dieser Disziplin erweist sich der Yeti als versierter Tänzer. Geschick ist schließlich nicht nur erforderlich, wenn man mit geringen Mitteln glaubwürdiges Storytelling betreiben möchte, auch das effektive Aushebeln von filmischen Regeln will gelernt sein. Immer wieder scheint es so, als habe man klassische Motive (und beileibe nicht nur die aus „King Kong“) aufgegriffen und dann äußerst merkwürdige Schlüsse aus ihnen gezogen.

Alleine die beiden Bezugspersonen des Yeti, ein junges Mädchen und ihr noch jüngerer Bruder, vereinen zwei wesentliche Strömungen des jugendgerechten Monsterkinos: die eine fußend auf dem von „“King Kong“ bekannten Die-Schöne-und-das-Biest-Syndrom, die andere auf der Variante „A Boy and his Monster“, in der der Junge durch die Freundschaft mit einer zumeist von Regierungsvertretern gejagten Kreatur zum Erwachsenen reift. In „Yeti“ wird letztgenannte Ausrichtung von der erstgenannten vollständig aufs Seitengleis verschoben, Jim Sullivans Rolle gerät fast schon taubstumm und in letzter Konsequenz wird ihm die finale Verbindung zum Monster verwehrt. Das hat wohl auch mit der Ausstrahlung Antonella Interlenghis zu tun, die ihrem Filmbruder auf ganzer Linie die Show stiehlt. Trotzdem versucht sich der Film unbeirrt an beiden Ansätzen und nimmt mögliche Fehlkonstruktionen und Sackgassen im Drehbuch dabei in Kauf.

Schaut in den Trailer

Aus dem Mythos hinter dem Schneemenschen macht sich der Film im Übrigen nur wenig. Vergleichsweise desinteressiert zeigt er sich darin, seine Ursprünge aufzuzeigen. Ein wenig Stock Footage von zerberstenden Eisbergen als Untermalung für die Title Credits muss da ausreichen, bevor auch schon der Transport in die Zivilisation per Spielzeug-Helikopter ansteht. Im Grunde ist „Yeti“ das Finale von „King Kong“ auf Filmlänge gestreckt, gleichwohl die Entfremdung der Menschheit von den Ursprüngen der Natur im Asphaltdschungel nicht weniger offensichtlich dargestellt wird als zwischen Lianen und umgestürzten Baumstämmen. Schon die völlig absurde Einführung des Industriemagnaten Hunnicut treibt die Verbindung von Funktionalität und Komfort der modernen Zivilisation auf die Spitze, wenn Eddie Faye per Hubschrauber in einer mit Lederpolstern ausgestatteten Kabine, die von außen eher dem Arbeitsbereich eines Fensterputzers gleicht, auf dem Balkon eines Wissenschaftlers abgesetzt wird. Nicht minder skurril ist dann die Transportbox des Yeti, deren Konstruktion einer alten englischen Telefonzelle gleicht. Dass die Spezialeffekte nicht dazu geschaffen sind, diese und weitere Obszönitäten glaubwürdig abzubilden, ist dabei gewissermaßen ein Statement für sich, das viel aussagt über einen technischen Fortschritt, der immer noch mit sich selbst hadert.

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Mit Schauwerten, seien sie auch noch so fragwürdig, geizt „Yeti“ immerhin nicht. Mussten viele amerikanische Monsterfilme der 50er Jahre und davor aufgrund der aufwändigen Stop-Motion-Animationen noch mit ihren Effektshots haushalten, kann das italienische Plagiat praktisch aus dem Vollen schöpfen, zumal man sich keinen Kopf um ein kohärentes Gesamtbild machen wollte oder konnte. Geboten wird im Wesentlichen eine Mischung aus Bildmontagen, bei denen der in Nahaufnahme gefilmte Schneemensch in das städtische Panorama integriert wurde (nicht ohne dass die Hintergründe in mancher Einstellung durch seinen Körper leuchten wie eine Röntgenaufnahme), kombiniert mit Interaktionen der restlichen Darsteller mit einem beweglichen Körper-Nachbau, der in Form beweglicher Arme und Beine stets aus dem Off ins Bild ragt.

Tricktechnisch bestehen also größere Ähnlichkeiten zum 76er-Remake des Riesenaffenfilms als zum 33er-Original, nur dass eben alles eine Spur günstiger wirkt. Einen besonderen Faible entwickelt der Regisseur dafür, seine Attraktion Fenster einzuschlagen und Mauern durchbrechen zu lassen. Wenn er von außen an der Wand eines Hochhauses hochklettert und dabei mit den Füßen sämtliche Fenster eintritt, dann hat man quasi ein Negativbild der alten Batman-Serie vor dem inneren Auge, in der die Bewohner die Fenster nach außen öffneten, um mit Batman und Robin ein Pläuschschen an frischer Luft zu halten.

Bei der Inszenierung des Yeti selbst könnte man wiederum auf den Gedanken kommen, man habe ihm eine erotische Komponente andichten wollen, so oft wie seine massigen Beine bis zum haarigen Hintern hinauf das Szenenbild bestimmen und die pelzigen Wucherungen immer nur einen Spalt breit davon entfernt sind, gewisse Organe freizugeben. Da braucht es nicht einmal den Nippel, um diese befremdlichen Schwingungen freizusetzen. Wenn man so will, geht die Kopie hier noch einen Schritt weiter als das Original, zumal Mimmo Craigs wunderbare Gesichtsverrenkungen den primitiven emotionalen Ausdruck des (Affen-) Theaters zum Kernmotiv des Films erklären. Parolini ist unzweifelhaft auf der Suche nach dem menschlichen Kern in der archaischen Kreatur, die sonst nur von ihrem Instinkt getrieben wird.

Doch gerade weil wir es letztendlich mit Italo-Trash zu tun haben, der in der Geschichte amerikanischer Tricktechnik wildert, ist „Yeti“ als improvisierte Outsider-Kunst so reizvoll. Gianfranco Parolini stammt schließlich aus einer Filmnation, die kaum andere Monster kannte als Armeen seelenloser Scheusale, die einem Herkules oder anderen Sandalenträgern aus mythologischen Sagen als Kanonenfutter dienten. Dass so jemand nun in den wässrigen Augen eines plumpen B-Darstellers mit Körpervollbehaarung nach der Seele des Kinos sucht, ist gleichermaßen peinlich-vergnüglich wie herzerwärmend.

Auf der Trash-Skala gibt es dafür satte:
07 von 10

Informationen zur Veröffentlichung von “Yeti – Der Schneemensch kommt”

Limited Collector’s Edition #53

DER SCHNEEMENSCH KOMMT! Die Warnung war klar und deutlich, als Ende November der Vorverkauf für diesen bei uns bislang auf digitalen Medien noch nicht ausgewerteten Trashkracher angekündigt wurde. Anstatt aber schreiend wegzulaufen, haben die Leute fleißig geordert… und nach nur zwei oder drei Tagen war bis auf wenige Restbestände die gesamte Auflage abverkauft.

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Cover A war zu Verkaufsstart die einzige Variante und exklusiv im Label-Shop zu bestellen.

Dazu muss man wissen, dass es beim Release dieser 53. Limited Collector’s Edition einen Strategiewechsel gab, den man so von Wicked Vision bisher noch nicht gesehen hat. Anstatt gleich drei Mediabook-Varianten in den bekannten 222/333/444-Auflagen auf den Markt zu werfen, wurde erst einmal nur ein Motiv exklusiv im eigenen Shop angeboten, ohne jedoch die Auflage zu erhöhen. Nur 333 Einheiten waren also bei Start der Edition zu bekommen. Das Ziel war klar: Die Basiskosten für die unter hohem Aufwand zusammengestellte Sammleredition sollten auf diese Weise möglichst risikofrei wieder eingeholt werden, damit man anschließend mit weiteren Auflagen auch ein wenig Gewinn einfahren konnte. Nun sind seit Erstveröffentlichung zur kuscheligen Winterzeit wieder ein paar Monate ins Land gegangen, derzeit fließen die Eiswürfel in Deutschland bei bis zu 35 Grad zu einer warmen Suppe dahin, und inzwischen sind zwei weitere Mediabook-Varianten erschienen.

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Die Cover-Varianten B und C erschienen zeitversetzt erst zu einem späteren Zeitpunkt.

Die Verpackung

Cover B ist Gegenstand dieser Besprechung, und mit Blick auf das Artwork ist schon einzuräumen, dass vermutlich nur wenige Käufer der Erstauflage neidisch auf das zweite Motiv blicken; wahrscheinlicher ist der umgekehrte Fall. Der keifende Zottel auf der A-Variante, der unter Flutlicht die komplette Stadt in Grund und Boden stampft, mag die tatsächlichen Verhältnisse im Film etwas übertrieben darstellen, unverschämt gut sieht das Ding aber dennoch aus. Die B-Version ist dagegen etwas ernüchternd; zum einen ist schon das Motiv selbst in der Idee epischer als in der Ausführung, zum anderen macht es auch noch höchstens ein Viertel der Fläche aus, denn es ist in einen Rahmen gebannt und die Außenfläche ist einfach bloß ebenmäßig in schwarz gehalten. Der Titel „YETI“ thront in unübersehbaren dicken Lettern darüber, unten findet man dann noch den Zusatz „Der Schneemensch kommt“ in einer etwas seltsamen Schriftart. Einen gewissen Reiz bezieht das Artwork zumindest noch daraus, dass es in gewisser Weise an alte Posteraushänge in den Kinos erinnert, aber die epische Variante A ist dann doch eine andere Hausnummer, zumal der im Eis eingeschlossene Yeti auf B mit seinen merkwürdigen Unterhosen (?) in einer mindestens ebenso merkwürdigen Perspektive zumindest gewöhnungsbedürftig aussieht.

In beiden Fällen handelt es sich übrigens um Originalposter aus der Entstehungszeit, und selbiges gilt auch für das im Juli schließlich nachgeschobene Cover C, das dann doch wieder dem A-Cover Konkurrenz macht. Darauf sieht man den Schneemenschen, wie er in seiner Telefonzelle kauert und nur darauf wartet, dass er endlich die kreischenden Menschlein und nervigen Helikopter aus dem Weg klatschen kann. Der besondere Vorzug dieses Motivs liegt darin, dass es als einziges versucht, die tatsächlichen Begebenheiten im Film abzubilden. Mimmo Craig ist darauf jedenfalls sehr schön getroffen und auch springen hier sofort die Synapsen für die Wiedererkennung an.

Das Booklet

Das Booklet im Inneren ist dann nochmal mit einem weiteren starken Motiv ausgestattet, auf dem man ebenfalls viel aus dem Film wiedererkennt. Der Yeti scheint die Stadt samt der Bewohner regelrecht zwischen seinen Pranken einzuschließen, während er dem Betrachter direkt in die Augen blickt und ihn stumm anknurrt. Farblich dazu passend sind die Flächen hinter den Disc-Trays eisblau eingefärbt und mit Eiskristall-Schlieren versehen, von oben hängen dabei Eiszapfen herunter. David Renske stürzt sich im Booklet-Begleittext natürlich gleich auf die Yeti-Nippel und benennt seinen Text nach ihnen, nicht aber, ohne zugleich das weiche Fell zu bewundern. Hier ist ganz klar der richtige Mann beim richtigen Film gelandet, denn mit seiner flapsigen Art wird er dem Film auf allen Ebenen gerecht. Noch dazu liefert er am laufenden Band treffende Assoziationen, etwa dass die Funk-Version des Soundtracks der „Yetians“ ein wenig nach den Avantgarde-Künstlern Magma klingt, oder eben, dass das Main Theme ganz klar Carl Orffs „O Fortuna“ abkupfert (tja, da gibt man für die Filmkritik bei Google aus lauter Verzweiflung extrem vage Suchanfragen ein, um auf den Namen der weltbekannten Klassik-Hymne zu kommen, die wohl jeder Filmfan schon mal gehört hat, ist dabei sogar erfolgreich und freut sich einen Ast über die gefundene Information… und eigentlich hätte man nur ins Booklet schauen müssen). Erstaunlich viel Review-Anteil befindet sich am Anfang des Textes, der ähnlich unterhaltsam zu lesen wie der Film zu schauen ist, bevor die Biografie des Regisseurs zu Ehren kommt und das ziemlich eigenartige Yeti-Bigfoot-Sasquatch-Subgenre umrissen wird. Nach Seite 18 ist Schluss und es übernehmen auf den letzten Seiten noch ein paar Szenenbilder sowie ein Abdruck des italienischen Posters.

Der Ton

Nachdem wir also alle Seiten durchgeblättert haben, sind wir bereit, auch mal einen Blick in die Disc-Inhalte zu werfen. Und kaum haben wir die Scheibe eingelegt, wird schnell klar: „Yeti“ ist wieder einer dieser Filme, bei denen x verschiedene Fassungen herumgeistern. Zu Hauptfassung dieser Edition wurde die internationale Fassung erklärt, die mit rund 101 Minuten schon eine ganze Menge an Yeti-Stoff bereithält. Kürzer und länger geht’s aber auch; dazu gleich mehr. Konzentrieren wir uns zunächst auf das, was unter dem Strich offiziell als Hauptfilm und nicht als Bonusmaterial zählt. Und da finden wir die ungeschnittene internationale Version einmal mit englischem DTS-HD-2.0-Monoton vor, sowie im gleichen Format die deutsche Kinosynchronisation wie auch die deutsche Videosynchronisation. Die Nase vorn hat ganz klar der englische Ton, der zwar hier und da etwas zu klinisch klingt, dafür aber kaum Störgeräusche beinhaltet und bei Dialogen, Hintergrundgekreische und Musik eine harmonische Abmischung bietet. Die deutsche Video-Synchro vereint sehr ähnliche Merkmale wie die englische Spur, wirkt insgesamt aber etwas dumpfer als dieser. Der Kinoton wiederum ist mit einem permanenten Grundrauschen unterlegt, das in den ruhigeren Passagen klar zu hören ist, hat aber die markanteren Sprecher zu bieten. Bei den musikalisch unterlegten Stellen kann man heraushören, dass alles einen Halbton tiefer liegt als bei den anderen beiden Spuren. Da die Kino-Synchronisation auf die kürzere deutsche Kinofassung abgestimmt ist, wurden die fehlenden Stellen mit der VHS-Synchronisation ausgefüllt. Weil die Merkmale dieser beiden Spuren sich stark unterscheiden, sind diese Passagen selbst für den Yeti-unerprobten Zuschauer schnell schon bei der Erstsichtung identifiziert, der Bruch wäre aber sicherlich noch stärker ausgefallen, wenn man diese Stellen OmU angeboten hätte, insofern ist die umgesetzte Lösung zu begrüßen.

Das Bild

Die Bildeigenschaften haben sehr viel damit zu tun, über welche Art von Film wir hier sprechen. Eher schlecht als recht umgesetzte Bildmontagen lassen massenhaft Doppelkonturen, unsaubere Farbübergänge und auffällige Unschärfen entstehen, selbst in manchem Close-Up hat man das Gefühl, man hat die Brille vergessen. Dennoch reicht die Restauration locker aus, um jedes Haarbüschel zu identifizieren, und erst recht, um die Klimaveränderungen am besagten Nippel abzulesen. Verschmutzungen gibt es erstaunlich wenige, derweil die Beige-und-Ocker-Farbpalette in Kombination mit den dargestellten Objekten auf Anhieb die Herkunft des Films verrät. Kurzum: Die technische Präsentation entspricht exakt den Erwartungen an ein Kaliber dieser Art. Die Entschuldigungs-Texttafel zu Beginn bezüglich des Tons ist daher wohl eher für Leute gedacht, die sich in den falschen Film verrannt haben.

Der Audiokommentar

Um noch einmal zu den Tonspuren zurückzukehren: Die Special Features werden wie so oft angeführt von einem Audiokommentar, jedoch in ungewohnter Besetzung. Diesmal sind nämlich Thorsten Anders, Sven Görgens und Kay Pinno zu Gast bei Wicked Vision. Bei dem Trio handelt es sich um Mitglieder des „Trashothek“-Podcasts, der sich laut Selbstbeschreibung die „liebevolle Huldigung des vom Mainstream verdrängten Randgruppenfilmkosmos mit Trash-Charakter“ auf die Fahnen geschrieben hat. Passt also wie Arsch auf Eimer. Sogar die Tonqualität wirkt ein bisschen schlonzig-blechern, als würden sich die Herren in einem Raum über ein einzelnes Mikro beugen wie über einen Eimer Sangria. Geboten wird eine gesunde Mischung aus Späßen und Subsparten-Expertise, so dass es nie zu trocken oder zu albern wird. Es ist eine auffällige Fokussierung auf Nebendarsteller Tony Kendall zu spüren, aber auch andere Gestalten vor und hinter der Kamera kommen nicht zu kurz; gerade Yeti-Darsteller Mimmo Craig muss sich in seinem Kostüm allerhand Vergleiche gefallen lassen, von Helge Schneider über Tina Turner und Franco Nero bis hin zu Paul Breitner, dessen Afro die Ärzte auf „Le Frisur“ auch nicht origineller besungen haben als die drei Barden dieser Runde. Das ist alles schon recht unterhaltsam und passt ideal zu den Bildern, die parallel im Hintergrund für feucht-fröhliches Kopfschütteln sorgen.

Featurette über Tony Kendall

Je bescheuerter der Film, desto wuchtiger die Extras, könnte man meinen, denn „Yeti“ ist wieder eine massig ausgestattete Edition, von der es allerdings nur die wenigsten Bonus Features auch auf die beigelegte DVD geschafft haben, denn nahezu das gesamte Material ist ausschließlich mit einem Blu-ray-Player zu sehen. Die mit rund 42 Minuten längste Dokumentation hat es allerdings auf beide Medien geschafft. „In Gedenken an Tony Kendall“ ist eine Würdigung des 2009 verstorbenen Darstellers durch den „Geheimnisvollen Filmclub Buio Omega“ in Gestalt von Jo Steinbeck, der zwei Monate vor Kendalls Tod noch ein Treffen mit ihm und einigen seiner Kollegen und Freunde organisiert hatte. Entsprechend wird der Werdegang des Italieners verklärt, wenn er gleichermaßen als Womanizer wie als fürsorglicher Gefährte sowie liebenswertes Unikat gezeichnet wird. Steinbecks Ausführungen werden zwischenzeitlich von Aufnahmen des Treffens unterbrochen, so dass man sich selbst ein Bild von der Erzählungen machen kann. Produziert wurde das Feature direkt von Wicked Vision in Zusammenarbeit mit dem Filmclub, nicht jedoch für den vorliegenden Release, sondern schon 2016 anlässlich von „Der Dämon und die Jungfrau“, dem damals erst vierten Titel in der „Limited Collector’s Edition“-Reihe. Der Bava-Streifen ist daher auch prominent im Vorspann mit Filmausschnitten vertreten, der Yeti ist lediglich zwischendrin kurz als Poster zu erkennen. Da Kendall hier aber eine größere Nebenrolle annahm, bot es sich wohl einfach an, die selbst produzierte und somit frei verfügbare Doku noch ein zweites Mal zu verwerten und so einer größeren Käuferschicht zugänglich zu machen.

Ferner findet man noch eine vierminütige Bildergalerie (wie majestätisch eine solche doch wirken kann, wenn die Main Theme vom Yeti unterlegt ist) mit Postern, Artworks, Lobby Cards, Pressematerial, Super-8-Fassungen, Soundtrack und VHS, sowie außerdem den satte drei Minuten langen deutschen Trailer, nach dessen Genuss man doch gar nicht mehr anders kann, als noch eine zweite Runde mit dem Yeti zu starten.

Es sei denn, man macht sich lieber über die weiteren Bonus Features auf der Blu-ray her, denn mit denen kann man locker noch weitere vier Stunden auf den Kopf hauen. Bemerkenswert ist es, dass das komplette Material von Wicked Vision entweder selbst im Jahr 2021 produziert oder gemeinsam mit dem Filmclub Buio Omega bearbeitet bzw. recherchiert wurde.

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Interviews

Da findet man zunächst ein Dreierpack von Interviews mit Beteiligten am Film oder ihren Verwandten. Den Beginn macht David Mancori (10 Min.), dessen Vater Sandro bei „Yeti“ als Kameramann tätig war. Das hat offenbar geprägt, denn auch David hat inzwischen eine stattliche Karriere als Kameramann und Kameraassistent vorzuweisen, die bis in die frühen 80er Jahre zurückreicht. Nicht von ungefähr beginnt er sein Interview mit dem Hinweis, in die Welt des Films hineingeboren worden zu sein, und erzählt schließlich vor der hübschen Kulisse eines öffentlichen Parks von seiner persönlichen Entwicklung und der von ihm erlebten Entwicklung der Filmindustrie.

Im gleichen Park, vermutlich wohl auch am gleichen Tag, wurde dann auch Pierluigi Stella zum Interview gebeten, seines Zeichens Sohn von Tony Kendall, der mit bürgerlichem Namen Luciano Stella hieß. Sein Beitrag besteht darin, die Dreharbeiten aus den Erinnerungen eines Kindes zu beschreiben, das am Filmset der Entstehung eines Monsterfilms beiwohnt. Stella ist sich selbst im Klaren darüber, dass er nicht viel dazu beitragen kann, die tatsächliche Stimmung am Set zu beschreiben oder die Abläufe zu dokumentieren, weil das einem Kind natürlich nicht in der Form möglich ist wie einem Erwachsenen, insofern lassen sich nicht allzu viele Erkenntnisse aus dem elfminütigen Beitrag ziehen; dennoch ist es schön, dass er sich für diese Edition als Gesprächspartner bereitgestellt hat.

Am meisten zu sagen hat letztlich Aldo Marchiori, weil er als Kameraassistent damals aktiv am Film gearbeitet hat. Dementsprechend ist sein Interview mit knapp 28 Minuten auch das längste. Im Endeffekt nimmt das Gespräch einen ähnlichen Verlauf wie das mit seinem Kollegen Mancori, er geht aber noch etwas tiefer auf den Job selbst sowie die Arbeit an „Yeti“ ein – anders als die anderen Beiden nicht im Park, sondern in einem Gebäude, bei dem es sich um ein Café oder Restaurant handeln könnte.

Hinter den Kulissen

Das „Wicked Wohnzimmer“ kennen wir schon aus der ein oder anderen Veröffentlichung – hier blicken wir auf einen Fernseher, der in diesem Fall etwa zehn Minuten an B-Rolls von den Dreharbeiten bereithält. Das Feature erlaubt dabei einen interessanten Einblick in die Kulissen- und Effektarbeit insbesondere jener Szene, in der der Yeti einfach durch die Mauern eines Gebäudes trampelt. Zwischendurch kann man dem Filmteam auch bei seinen Unterhaltungen auf Italienisch zuhören, sofern man der Sprache mächtig ist. Anders als fast alle anderen Bonus Features, die ebenso wie der Hauptfilm gleich auf Deutsch und Englisch untertitelt sind, gibt es hier ausnahmsweise keine Untertitel.

Deutsche Kinofassung, italienische Kinofassung und Super-8-Fassung

Kommen wir nun zurück zur einleitenden Aussage, dies sei wieder einer der Filme, die in unzähligen Fassungen zur Verfügung stehen, so bestätigt sich dies beim Blick ins Bonusmaterial. Da finden wir nämlich zum einen die deutsche Kinofassung, die mit 81:38 Min. Laufzeit rund 20 Minuten kürzer ist als die Hauptfassung. Als Ton ist selbstverständlich der deutsche Kinoton dabei, die Bildqualität entspricht der Hauptfassung, das heißt, es handelt sich um eine rekonstruierte Kinoversion mit dem Schnitt von damals und der Qualität von heute.

Freunde des Grundsatzes „Fasse dich kurz“ werfen sicher auch einen Blick in die zweiteilige „Super-8-Fassung“, in der Teil 1 (16 Min.) als „Yeti – Der Schneemensch kommt“ betitelt wurde und Teil 2 (ebenfalls 16 Min.) als „Yeti – Das Monster aus der Kälte“, wovon die zu Beginn eingeblendeten Super-8-Covermotive Zeugnis abgeben. Teil 1 hat dabei mit Abstand die besseren Szenen abbekommen, Teil 2 wirkt mit seinem Fokus auf das Innere von Lagerhallen etwas langatmig (typisch Sequel). Die naturgemäß schlechte Bildqualität verglichen mit dem restaurierten Hauptfilm teilen sich beide Teile selbstverständlich.

Und dann wäre da noch die ominöse italienische Kinofassung. War diese früher mal ein ebensolcher Mythos wie der Schneemensch selbst, konnte der „Geheimnisvolle Filmclub Buio Omega“ wohl nachweisen, was bis dato nicht einmal Reinhold Messner gelungen war: Der italienische Schneemensch existiert! Zwei Featurettes dienen als Beweis. „Die italienische Kinofassung entlaust“ (12 Min.) beginnt mit einigen Texttafeln, die über die Hintergründe der Fassung aufklären; so sei diese seinerzeit wohl als zu lang eingestuft worden und sollte für den internationalen Markt gekürzt werden. Besonders interessant auch, dass die Spezialeffekte hier deutlich schlechter waren als in der internationalen Fassung, weil man den Film schnell in die Kinos bringen wollte und und sich daher die Zeit für die aufwändige Postproduktion sparen musste. In den Erweiterungen bekommt man einige zusätzliche Szenen aus dem Büro Hunnicuts zu sehen, mehr vom Yeti-Transport in der „Telefonzelle“ und zusätzliche Auto-Action im Finale. Das hat alles kein Yeti-Nippel-Niveau, aber zumindest eine Szene vermisst man nun doch in der offiziellen Fassung, nämlich jene, in der Jane und der Yeti durch den Filmschnitt getrennt miteinander tanzen und sich schließlich auch physisch nahe kommen – Auge in Auge, Pelz an Haut.

Von den schlechteren Spezialeffekten in der italienischen Fassung kann man sich dann besonders in der zweiten Featurette „Die italienische Kinofassung im Vergleich“ (12 Min.) ein Bild machen, die auf zwei Bildschirmen parallel vergleichbare Szenen laufen lässt. In der Rohversion ist der Yeti auf jeden Fall ein ganzes Stück durchsichtiger und wirkt manchmal durch seine Doppelkonturen wie ein Geist. Einen großen Anteil des Vergleichs machen auch Vor- und Abspann aus, wobei der italienische Vorspann ein gutes Stück epischer und cineastischer wirkt.

Und wenn die Erstauflage neben dem schöneren Cover und diversen Gimmicks wie Postern und Postkarten noch einen Exklusivvorteil hatte, dann war es sicherlich die dritte Disc, auf der man den Käufer mit einer italienischen Integralfassung von rund 115 Minuten Laufzeit erfreute. Realistisch betrachtet werden sich aber ohnehin die wenigsten Käufer tatsächlich alle Fassungen auch anschauen, deswegen ist es sehr begrüßenswert, dass es diese kompakten Zusammenfassungen in Form von Featurettes auf die Disc geschafft haben.

Also, wenn das mal nicht unter dem Strich ein verdammt haariges Paket geworden ist. Ach so… wusstet ihr eigentlich, dass Yetis Eier legen? Einfach mal im Blu-ray-Menü auf die Suche gehen, es lohnt sich massiv! Wer im Eiersuchen kein Talent hat, der besucht einfach Seite 2 dieses Artikels und bekommt Hilfestellung.

Sascha Ganser (Vince)

Bildergalerie

Yeti - Der Schneemensch kommt

Typisch Industriemagnat: Kaum riechen sie frische Fischsuppe, regnen sie vom Himmel.

Yeti - Der Schneemensch kommt

Eventuell eine Alternative zu Gas- und Ölheizung: Einfach mit dem Flammenwerfer draufhalten.

Yeti - Der Schneemensch kommt

Im Büro von Mr. Hunnicutt herrscht stets reger Betrieb.

Yeti - Der Schneemensch kommt

E.T. nach Hause telefonieren!

Yeti - Der Schneemensch kommt

Einmal in den zehnten Stock bitte.

Yeti - Der Schneemensch kommt

Da wäre vielleicht mal wieder eine Wachsbehandlung angesagt.

Yeti - Der Schneemensch kommt

Die Gesetzeshüter sind hier mindestens so schießwütig wie in den räudigsten Spaghettiwestern.

Yeti - Der Schneemensch kommt

Da fragt man sich schon, ob so ein Schneemensch zu Fuß nicht schneller am Ziel ist als mit dem Auto.

Sascha Ganser (Vince)

Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision__Freigabe: FSK16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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