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Young Warriors

Originaltitel: Young Warriors__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1983__Regie: John David Foldes__Darsteller: James Van Patten, Ernest Borgnine, Lynda Day George, Anne Lockhart, April Dawn, Ed De Stefane, Britt Helfer, Mike Norris, Linnea Quigley, Tom Reilly, Richard Roundtree u.a.
Young Warriors

“Young Warriors” von Lawrence David Foldes ist ein Selbstjustizfilm, der sein eigenes Genre hinterfragt

Der Selbstjustizfilm erreichte in den 1980ern neue Popularitätshöhen, nachdem Werke wie „Ein Mann sieht rot“, „Walking Tall“ und „Rolling Thunder“ in den 1970ern Vorarbeit geleistet hatten. Auch „Young Warriors“ von Lawrence David Foldes („Nightforce – Schreckenskommando“) lässt sich dem Genre zuordnen, auch wenn hier kein einsamer, erwachsener Mann auf den Rachefeldzug geht.

Viel mehr geht es um Gruppendynamiken, in deren Mittepunkt der junge Kevin Carrigan (James Van Patten) steht. Der ist der Anführer seiner Clique, was er unter anderem dadurch beweist, dass er sein Highschool-Abschlusszeugnis über die Bühne motorradfahrend abholt. Später am College sind er und seine Clique weiter gemeinsam unterwegs, weshalb ein Alternativtitel „The Graduates of Malibu High“ lautet. Und am College machen Kevin und seine Jungs in ihrer Verbindung ordentlich Party, womit der Film zeitweilig auf das Terrain der damals populären Collegekomödien von „Animal House“ und „Revenge of the Nerds“ rückt. Im Gegensatz zu den Helden der genannten Filme sind Kevin und seine Frat Boys keine Underdogs, sondern einfach nur Streiche spielende All-American-Boys.

Kevin ist ein Sohn aus gutem Hause, sein Vater Bob (Ernest Borgnine) Lieutenant bei der Polizei und seine Schwester Tiffany (April Dawn) das nette Mädel von nebenan. Doch genau diesem netten Mädel passiert Schreckliches, als sie und ihr Freund nach einem Date von Rockern überfallen werden: Der Junge stirbt beim provozierten Autocrash, Tiffany wird Opfer einer Gruppenvergewaltigung und verstirbt wenig später im Krankenhaus. Da sind sie, die Schablonen des Eighties-Vigilanten-Films: Das unschuldige Opfer, der persönlich betroffene Held und das asoziale Gesocks aus der Unterschicht. Man muss kaum noch erwähnen, dass die Polizei nichts in der Hand hat, was Bob seinem Sohnemann nur schwer verklickern kann.

Der nimmt von da an das Gesetz in die Hand und rekrutiert seine treuen Freunde für nächtliche Vigilanten-Aktivitäten. Da sie aber keinen Schimmer haben, wer die Täter sind oder wie sie aussehen, gehen sie wie dereinst Paul Kersey auf die Jagd nach allen Kriminellen, die sie finden können…

httpv://www.youtube.com/watch?v=ezvKOuPmduo

Wenn man bedenkt, dass mit Cannon ausgerechnet jene Chef-Krawallbrüder der Ära „Young Warriors“ verliehen, die Selbstjustizfilme wie die „Death Wish“-Sequels produzierten, dann ist Regisseur und Co-Autor Foldes ein regelrecht subversiver Akt gelungen. Denn „Young Warriors“ mag zwar zuerst alle Schablonen des Vigilantenkinos bedienen, unterläuft diese aber nach und nach. Das beginnt schon mit der Vergewaltigung Tiffanys, die Foldes mit Gegenschnitten zur Partysause von Kevins Clique montiert: Nicht nur, dass der zuvor ausgelassene, eben an erwähnte Collegekomödien erinnernde Ton unangenehm kippt, es gibt auch visuelle Parallelen, z.B. wenn die Jungs das Auto eines verhassten Dozenten im See versenken, während die Rocker das Auto von Tiffanys Verehrer crashen lassen. Subtil deutet Foldes dabei auch an, dass das Frauen als leichte Mädchen ansehende Frat-System und vergewaltigenden Rocker vielleicht ideologisch auch nicht ganz so weit auseinanderliegen, auch wenn sich die Mädels auf der Party den College-Boys augenscheinlich freiwillig hingeben. Es geht auf diese Art weiter: Die Selbstjustizaktionen der Jungs sind teilweise ungelenk und enden in Verhaftungen, teilweise erleidet die Crew aber auch Verluste – vor allem als sie den tatsächlichen Schuldigen näherkommen. „Young Warriors“ macht klar, dass Selbstjustiz kein Jux ist, dass hier nur ein paar privilegierte Jungs harte Männer spielen, aber mehr Schaden anrichten als nützen, bis zum wahrlich bitteren Ende. Dabei gehen die Sympathien für die Protagonisten im Allgemeinen und Kevin im Besonderen so nach und nach in den Keller, aber man bleibt an ihnen dran, da der Film sie eben als Identifikationsfiguren anbietet.

Ist „Young Warriors“ somit also ein vergessenes Meisterstück des Vigilantenfilms der 1980er? Leider nein. Denn die schreiberischen Ideen von Foldes und seinem Co-Autor Russell W. Colgin finden leider keine Entsprechung in der Inszenierung, die auch mit Budgetlimitierungen zu kämpfen hat. Das Verbindungshaus ist etwa offensichtlich als dekoriertes Set zu erkennen. Auch die meisten Actionszenen sind eher mäßig inszeniert, wenn die Protagonisten irgendwelche Strauchdiebe anfallen und auf sie einprügeln. Vielleicht soll das inszenatorisch die mangelnde Kompetenz der Vigilanten spiegeln, aber es wirkt trotzdem unbeholfen. Ganz im Gegenzug zum finalen Shoot-Out, bei dem die Vigilanten im Gegensatz zu Paul Kersey in „Ein Mann sieht rot“ dann tatsächlich auf die Schuldigen treffen: Da brennt Foldes eine Zeitlupen-Schießerei in der Tradition von Sam Peckinpah ab, die sich gewaschen hat und ziemlich starke Action bietet. Das ist noch nicht einmal ein Bruch mit der Ideologie des Films: Schließlich kann schicke Action dem Zuschauer die Verführungskraft des Vigilantentums näherbringen, Kevins Gefühle erfahrbar machen.

Um dessen Gefühlswelt geht es nämlich hauptsächlich in „Young Warriors“, der kein klassischer Actionthriller ist und sich mit Kampfhandlungen eben zurückhält. Immer wieder erlebt man Kevin in Alltagssituationen, seine Unfähigkeit mit dem Verbrechen umzugehen, ebenso wie die Reaktionen seiner Umwelt: Die Eltern verzweifeln an seinem Verhalten, die Kumpels machen aus (teilweise falsch verstandener) Loyalität mit, obwohl nicht alle an Selbstjustiz glauben, und die Freundinnen der College-Boys sind eher besorgt, eine mahnende Stimme der Vernunft. Es wäre aber schön gewesen, wenn man besagten Stimmen manchmal bessere Dialoge gegeben hätte, denn die sind weniger gut geschrieben als der Handlungsverlauf. In Sachen Psychologisierung ist „Young Warriors“ sowieso eher grobschlächtig.

Das mag auch daran liegen, dass James Van Patten („Freedom Strike“) in der zentralen Rolle jetzt nicht unbedingt als groß übersehenes Talent erscheint, auch wenn er seine Rolle durchaus solide spielt. Hier wäre aber mehr deutlich besser gewesen. Seine Crew, zu der unter anderem Chucks Sohn Mike Norris („Born American“) zählt, kommt auch nicht über soliden Zuarbeiterstatus hinaus, ähnlich wie deren Freundinnen, in deren Kreis unter anderem Linnea Quigley („Silent Night, Deadly Night“) zu sehen ist. Für Akzente sorgt die ältere Generation in Form von Ernest Borgnine („Geheimcode Wildgänse“) und Lynda Day George („Firebird-Tornado“) als Elternpaar Carrigan sowie Richard Roundtree („Max Havoc: Curse of the Dragon“) als Partner des Cop-Vaters.

Insofern ist „Young Warriors“ ein sehr interessantes, wenn auch nicht vollkommen gelungenes Experiment im Bereich des Selbstjustizfilms der 1980er: Die Action reicht von unbeholfenen Prügelszenen zu einem stilvollen Zeitlupen-Shoot-Out am Ende, die Inszenierung ist bisweilen etwas grobschlächtig und die Psychologie des Ganzen rudimentär. Aber Lawrence David Foldes führt den Zuschauer schon nicht ungeschickt aufs Glatteis, wenn er erst alle Stereotypen der Vigilantenfilms auspackt, nur um diese zu unterlaufen. Einer der wenigen Selbstjustizfilme, der sehr offen die Frage nach dem Preis von Selbstjustiz stellt.

„Young Warriors“ ist meines Wissens bisher nur auf VHS erschienen, in Deutschland bei VMP. Leider ist die deutsche Version trotz FSK-18-Freigabe leicht gekürzt.

© Nils Bothmann (McClane)

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