Originaltitel: Tooth Fairy__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2010__Regie: Michael Lembeck__Darsteller: Dwayne Johnson, Ashley Judd, Stephen Merchant, Ryan Sheckler, Seth MacFarlane, Julie Andrews, Chase Ellison, Destiny Whitlock, Brandon T. Jackson, Dan Joffre, Billy Crystal u.a. |
Nachdem Arnold Schwarzenegger seinem Kollegen Dwayne ‘The Rock‘ Johnson in „Welcome to the Jungle“ ein „Have Fun“ mit auf den Weg gab, schienen die Parallelen zwischen dem Wrestler und Arnie deutlich hervorzustechen: Ein als charmantes Muskelpaket bekannt gewordener Star, der den harten Mann für die ganze Familie gibt, irgendwo zwischen Komödie und Action. Doch wo Schwarzenegger erst nach mühsam erarbeiteter Actionstar-Credibility den Weg Richtung Comedy ging, schlug Johnson ihn schon bald ein, mit Filmen wie „Zahnfee auf Bewährung“.
Natürlich gehört zu diesem Image auch jene Spielart der Komödie, die den harten Mann in ungewohnte Situationen bringt (Cop muss Kinder hüten, Muskelpaket wird schwanger usw.). Dazu braucht man neben dem Image des Hauptdarstellers auch noch einen entsprechenden Beruf für den Protagonisten. Eishockspieler beispielsweise. Ein solcher ist Derek Thompson (Dwayne ‘The Rock‘ Johnson), der den Spitznamen Tooth Fairy, die Zahnfee also, besitzt. Denn Derek ist für die harten Situationen und die groben Fouls zuständig, die den Gegner auch mal Zähne kosten. Ein Star auf seine Weise, aber kein Torschütze, sondern die Axt zum Zerkleinern der Gegner, weshalb ihm auch nicht mehr als lokal begrenzte Ruhm bleibt.
Natürlich muss so ein Held noch zwischenmenschlichen Verbesserungsbedarf besitzen, damit er im weiteren Verlauf geläutert werden kann. Doch „Zahnfee auf Bewährung“ packt schon in der Beziehung die Samthandschuhe aus: Derek glaubt nicht mehr an Träume und redet sie Kindern aus, ist aber ansonsten ein hingebungsvoller Beziehungspartner für die alleinerziehende Carly (Ashley Judd) und sucht Kontakt zu deren Kindern, dem bockigen Randy (Chase Ellison) und der kleinen Tess (Destiny Whitlock). Kein Ekelpaket wie die Bill-Murray-Figuren in „Und täglich grüßt das Murmeltier“ oder „Die Geister, die ich rief“ beispielsweise. Selbst als Derek den Zahnfee-Dollar unter Tess‘ Kissen als Einsatz für die Pokerrunde mopst, legt er ihn nach dem Spiel wieder zurück. Als Tess wach wird, erfolglos nach dem Dollar für ihren ausgefallenen Zahn sucht und danach fragt, begeht Derek dann jene Tat, die in der Weltsicht von „Zahnfee auf Bewährung“ die Riesensünde ist: Er will ihr erzählen, dass es gar keine Zahnfee gibt.
Da setzt das Schicksal zur Bestrafung an, oder besser gesagt: Die Zahnfeen. Chefin Lily (Julie Andrews) lässt Derek entführen und verdonnert ihn zur Zahnfeenpflicht, die bei Nichterfüllung der Aufträge verlängert werden kann. Mit der flügellosen Fee Tracy (Stephen Merchant) als Mentor an seiner Seite muss sich Derek in die neue Aufgabe hineinfinden, die mit Privat- und Berufsleben kollidiert…
httpv://www.youtube.com/watch?v=GiPsYv7jg9g
Aus dieser Prämisse macht „Zahnfee auf Bewährung“ nun einen Film, der nicht über die Idee hinauskommt, dass es doch megalustig wäre Dwayne Johnson mit Ballettoutfit und Feenflügeln durch die Gegend hüpfen zu lassen. Schon dieser Gag ist eigentlich recht lahm, steht aber gut für das Humorverständnis des Films. Achso lustige Feen-Gadgets lassen Leute schrumpfen oder wie Hunde bellen und kommen natürlich alle zum Einsatz, etwa wenn ein verkleinerter Derek in der Kloschüssel landet oder er einen Teamrivalen zum Bellen verdonnert. All diese Witze sind leider genauso plump wie sie sich anhören und werden dem uninspirierten Auftragsregisseur Michael Lembeck („Santa Clause 2“) auch genauso lustlos inszeniert. Einzige Lichtblicke: Der Auftritt von Jerry (Billy Crystal), der als eine Art Q des Feenreichs die Gadgets bastelt und an Derek ausprobiert, sowie jener von Ziggy (Seth MacFarlane), der Derek minderwertige Gadget-Imitate andreht.
Dass diese beiden Szenen so gut funktionieren, mag auch an den Darstellern liegen: Sowohl Billy Crystal („Ein Vater zuviel“) als auch „Ted“-Regisseur Seth MacFarlane sind Comedy-Profis, die auch aus minderwertigem Material wie diesem noch das Beste herausholen können. Ähnlich souverän ist Stephen Merchant („Fighting With My Family“) als Feenverwalter mit großen Träumen, dessen Sidekick das heimliche Herz des Films ist und fast mehr interessiert als die Geschicke von Derek, Carly und Familie. Dementsprechend ist der Film leider auch geschauspielert: Dwayne ‘The Rock‘ Johnson („Fast & Furious: Hobbs & Shaw“) gibt sich zwar Mühe, wirkt aber nie so ganz bei der Sache und hatte in anderen Komödien wesentlich besseres Timing. Ashley Judd („Die Bestimmung – Divergent“) wird in einer Love-Interest-Rolle der ganz besonders öden Art total verschwendet, Chase Ellison („Unstoppable – Außer Kontrolle“) spielt sich einen 08/15-Stiefel als bockiger Teenager zusammen und Destiny Whitlock („How I Met Your Mother“) ist eine der üblichen Nutellafratzen. Ganz schwach ist Ryan Sheckler („Grind“) als teaminterner Rivale Dereks, während Altstar Julie Andrews („Der zerrissene Vorhang“) sich noch halbwegs achtbar aus der Affäre zieht.
Aber „Zahnfee auf Bewährung“ ist eh nur eine jener zigmal gesehenen Komödien, in denen ein Saulus via Peinlichkeitenparade zum Paulus gewandelt wird, aber hier auf besonders uninspirierte Weise dargebracht: Die episodischen Zahnfee-Einsätze sind nur für verblödete Holzhammergags gut, die Fremdschamszenen, wenn Dereks Zahnfeen-Dasein mit Arbeit und Privatleben kollidiert, sind einfach nur nervig. Und natürlich ist „Zahnfee auf Bewährung“ dermaßen zuckersüß und moralinsauer auf einmal, dass dem Zuschauer Magengrimmen droht: Am Ende glaubt Derek nicht nur an Träume, er verwirklicht sie auch, so wie jeder andere. Randy kann mit Gitarrenkünsten punkten und ein holdes Mädel beeindrucken (natürlich wieder bei einer wichtigen Aufführung, zu der Derek nicht zu spät kommen darf), Tracy kriegt seine Flügel, Carly und Derek heiraten, Derek macht Karriere.
Um es kurz zu machen: „Zahnfee auf Bewährung“ ist eine konfliktarme, kindische und reichlich unlustige Komödie, mit Holzhammer-Moral und übelstem Kitschende, albern und einfältig. Immerhin: Billy Crystal, Seth MacFarlane und Stephen Merchant sorgen für Lichtblicke am Rande, sonst sieht es hier düster aus – allem pinkrosa Zuckerbäckerkitsch zum Trotz.
Knappe:
In Deutschland ist „Zahnfee auf Bewährung“ ohne Altersbeschränkung freigegeben. Die DVD und Blu-Ray von 20th Century Fox bieten alle zwei Featurettes, ansonsten unterscheiden sich die Extras: Seltsamerweise sind auf der Leih-DVD des Films entfallene Szenen zu sehen, die auf der Kauf-DVD fehlen. Bei den Blu-Rays sind diese sowohl auf Leih- als auf Kauf-Variante zu finden, die identisch sind und zusätzlich zum DVD-Bonusmaterial einen Audiokommentar des Regisseurs und weitere Making Ofs bzw. Featurettes bieten.
© Nils Bothmann (McClane)
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