Originaltitel: Grudge Match __Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Peter Segal__Darsteller: Sylvester Stallone, Robert De Niro, Kim Basinger, Jon Bernthal, Kevin Hart, Alan Arkin, Paul Ben-Victor, Griff Furst, Judd Lormand, Steffie Grote, Anthony Anderson, LL Cool J, Michael Buffer, Mike Tyson, Evander Holyfield u.a. |
Manchmal sitzt man in einem Film, der von der Journaille und den Kritikern dieser Welt recht durchschnittlich besprochen wurde, und weiß gar nicht, was die Leute eigentlich alle haben. Und irgendwie scheint es bei „Zwei vom gleichen Schlag“ nicht nur mir so gegangen zu sein, denn obschon das Kino bei meinem Besuch des Filmes nicht wirklich voll war, habe ich seit langem nicht mehr so offene und herzliche Lacher gehört. Ich selber lehnte mich nach etwa zehn Minuten freudig schmunzelnd im Kinosessel zurück und genoss es wirklich, endlich einmal nicht mit diversen Pipi-, Kacka-, Bums-, Wichs-, Schamhaar- und Spermawitzen bombardiert zu werden. Stattdessen gab sich der Witz des Filmes wie seine Helden: Bodenständig und herrlich Old School.
Henry „Razor“ Sharp und Billy ‘The Kid‘ McDonnen sind seit Ewigkeiten verfeindet. Die beiden Profiboxer traten zweimal gegeneinander an und jeder konnte einmal gewinnen. Doch zu einer Entscheidung, wer der bessere der beiden Sportler ist, kam es nie, denn nach seinem Sieg trat Sharp zurück und versuchte, sich außerhalb des Sports ein Standbein zu schaffen. 30 Jahre später arbeitet er in einer Werft und sein Konkurrent ist Inhaber eines Autohauses. Noch immer sind sich beide spinnefeind, werden aber beide dazu überredet, für ein Videospiel ihre typischen Boxmoves herzugeben. Im Studio, wo man mittels Motion Capturing die Bewegungsabläufe der beiden Boxer einscannen will, treffen beide wider Erwarten direkt aufeinander und geben sich Saures. Ein dabei mitgeschnittenes Video wird zum Riesenhit auf Youtube und plötzlich kommt dem Boxpromoter Dante Slate eine Idee: Warum nicht endlich herausfinden, wer von beiden nun der wahre Champ ist. Und es gelingt ihm tatsächlich, beide Sportler zu einem neuen Fight zu bewegen. Was sich für viele lange wie eine Witznummer anhört, nimmt Konturen an, als die beiden Boxrentner eine MMA Veranstaltung aufmischen…
Im Grunde erinnert „Zwei vom alten Schlag“ an eine Weiterführung der Geschichte von „Rocky Balboa“. Zwei Sportrentner zeigen noch einmal allen auf, dass wer alt ist, noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Diese Message wird von dem Film wirklich charmant und augenzwinkernd transportiert. Zwar kann man es sich nicht verkneifen, beide Charaktere als Dinosaurier zu zeichnen, die mit Twitter und Co. ebenso wenig etwas anfangen können wie mit moderner Technik, das macht den Film und seine Figurenzeichnung aber nur noch sympathischer. Alles an „Zwei vom alten Schlag“ wirkt auf wirklich rührende Art und Weise aus der Zeit gefallen und macht genau darum auch so unerhört viel Spaß. Auch und vor allem, weil das Drehbuch seine Charaktere nicht in Wehmut ertrinken lässt. Natürlich fragen sie sich, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn es den einen, den alles entscheidenden Fight damals noch gegeben hätte, aber sie versinken darum nicht in Depressionen oder lassen sich ihr Leben dadurch verstellen. In Zeiten der Weltwirtschaftskrise kommen zudem weniger ehrenvolle Gründe dazu, warum beide boxen müssen: Die monetäre Seite des Fights ist nämlich auch nicht zu verachten. So bekommt der Film auch eine gewisse sozialrealistische Komponente.
httpv://www.youtube.com/watch?v=-xzS46vDYWU
Ein Mini-Making-Of zum Film
Wichtiger ist dem Film aber, dass beide Charaktere durch den Fight bzw. die Vorbereitungen darauf, wieder mit sich selbst und ihrem Umfeld ins Reine kommen. So gewinnt der eine Fighter seine Familie zurück, während der andere seine große Liebe neu erobert. Dass diese beiden Storystränge auch noch delikat verknüpft sind, macht die Reibereien der beiden Sturköpfe dann nur noch witziger. Allgemein hat „Zwei vom alten Schlag“ einen wundervoll liebenswerten Humor. Dabei will der Film weder eine Gagkanonade darstellen noch setzt er auf laute Lacher. „Zwei vom alten Schlag“ gebärdet sich als Wohlfühlfilm und lässt dafür auch das Tempo durchaus mal ein wenig schleifen und dramatischere Zwischentöne durchscheinen. Bezeichnend dahingehend ist, dass sich die offensivsten Gags des Filmes im Abspann befinden und den Zuschauer mit einem herzlichen Lachen in die Realität entlassen.
Auch die Sportkomponente ordnet sich dem Wohlfühlkonzept unter und ist mehr als Katalysator denn als treibendes Element des Filmes zu verstehen. So dient der Sport in „Zwei vom alten Schlag“ etwa dazu, diversen Humorspitzen Vorschub zu leisten (Dabei werden vor allem die „Rocky“-Filme häufiger zitiert, während Robert de Niros „Raging Bull“ erstaunlich wenig als Vorlage für Injokes dient). Der finale, eher unspektakulär und wenig intensiv ausgefallene Fight unterstreicht diesen Eindruck dann nur zu deutlich. Denn gerade gegenüber den großen Vorbildern „Rocky“ und „Raging Bull“ fällt der Endkampf deutlich ab, sorgt im Umkehrschluss aber für ein wunderschönes Ende, bei dem selbst harte Männer eine kleine Träne vergießen dürfen.
Darstellerisch harmonieren Sylvester Stallone („Shootout“) als Sharp und Robert De Niro („Machete“) als McDonnen prächtig. Sly hält mühelos mit De Niro mit und wirkt vor allem in den humorigen Szenen deutlich sicherer als sein Kollege. Stallone besitzt ein prächtiges Timing und darf einige sehr feine Oneliner zum Besten geben. De Niro wirkt durchweg mal sehr sympathisch und überrascht vor allem in physischer Hinsicht. Was dem großen Endfight zugute kommt, bei dem man im Vorfeld gar nicht mehr sagen kann, wer gewinnen wird. Zumal der Film seine Sympathien sehr gleichmäßig auf beide Figuren verteilt. Unterstützt werden die beiden Stars von einem brillanten Alan Arkin („Sobibor“), der einige köstliche Bonmots abfeuern darf, und auch Kevin Hart als den zweiten Comic Relief Charakter rundweg an die Wand spielt. Als Frau zwischen den alten Herren darf Kim Basinger („Final Call“) auch mal wieder die große Leinwand beehren und… hätte dies durchaus lassen können. Ihre Darstellung geht meines Erachtens etwas am Ton des Filmes vorbei.
Der im besten Sinne altmodisch inszenierte „Zwei vom gleichen Schlag“ ist keine durchkalkulierte Kanonade aus dummen bis grenzdebilen Gags, die durchweg unter die Gürtellinie zielen. Stattdessen nutzt er einen angenehmen und milden Humor. Dieser mag manchem zu harmlos daherkommen, dafür ist er aber auch wunderschön selbstironisch geraten und für Fans der beiden Hauptdarsteller eine willkommene Angelegenheit. Damit setzt der Film einen tollen Kontrapunkt wider die diversen hysterischen Gag-Vehikel aktueller Prägung. Vor allem dank seiner beiden großartig aufgelegten Hauptdarsteller und den sie flankierenden, bis auf wenige Ausnahmen tollen Nebendarsteller (erwähnt sei noch Jon Bernthal aus „The Walking Dead“) sorgt der Film für gute Laune beim Publikum und lässt auch kleinere Tempounstimmigkeiten vergessen, die sich vor allem im Mittelteil durchaus auftun. Am Ende bleibt ein herzlicher und menschlicher Wohlfühlfilm voller Nostalgie, der vielleicht nicht jede Kitschuntiefe zu umschiffen vermag, dafür aber sein Herz am rechten Fleck trägt.
Der Film erschien am 22. Mai 2014 auf DVD und Blu-ray von Warner Bros. im deutschen Handel und ist mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
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Filmhistorisch eine nette Idee, die Hauptdarsteller von zwei der bekanntesten Boxerfilme in einem solchen aufeinandertreffen zu lassen: Rocky Balboa („Rocky“) vs. Jake La Motta („Wie ein wilder Stier“), Italian Stallion vs. Raging Bull, Stallone vs. de Niro.
Natürlich tragen die Figuren hier andere Namen, doch die Darstellergeschichte schwingt mit, wenn man zu Beginn des Films über die Rivalität der Boxer Henry ‘Razor‘ Sharp (Sylvester Stallone) und Billy ‘The Kid‘ McDonnen (Robert de Niro) aufgeklärt wird. In den 1970ern waren sie erbitterte Gegner in ihrer Gewichtsklasse, zweimal trafen sie aufeinander, jeder ging einmal als Sieger aus dem Ring und fügte dem Gegner die jeweils einzige Niederlage zu. Alte Fotos aus den Boxerfilmen der beiden und die digitale Bearbeitung von neuem Material, welches das alte imitiert, lässt die beiden Hauptdarsteller noch mal 30 Jahre jünger erscheinen bei der Chronik ihrer Fehde, die mit Henrys Rückzug aus dem Boxgeschäft beendet wird.
In der Gegenwart hat man Henry um sein Vermögen erleichtert (wie in diversen „Rocky“-Sequels), weshalb er in einer Fabrik schaffen geht, während Billy sein Geld angelegt hat, ein Autohaus sowie ein Restaurant besitzt und in letzterem mit einer Stand-Up-Routine auftritt – ein Wink an „The King of Comedy“, in dem de Niro wie in „Wie ein wilder Stier“ unter Martin Scorseses Regie spielte. In einem Videospiel mit historischen Boxcharakteren sollen beide vertreten sein (ein Verweis auf die Simulation aus „Rocky Balboa“), weshalb der Promoter Dante Slate Jr. (Kevin Hart) die beiden ins Studio lockt, damit sie via Motion Capturing ihre Moves einspielen. Eigentlich sollen beide zu getrennten Zeiten kommen, doch Billy will Henry konfrontieren, es kommt zur Schlägerei im Aufnahmestudio, Clips davon landen auf Youtube – und werden zum viralen Erfolg.
Nachdem Dante, dessen Vater Henry einst um sein Vermögen brachte, Geld wittert, will er einen letzten Kampf der Legenden, das titelgebende Grudge Match, veranstalten. Billy ist sofort dabei, Henry sagt seinem Trainer Louis ‘Lightning‘ Colon (Alan Arkin) zuliebe zu, da er dessen Altenheimrechnungen kaum bezahlen kann. Doch schon im Vorfeld des Kampfes geraten die Streithähne immer wieder einander, selbst bei simplen Promoveranstaltungen…
httpv://www.youtube.com/watch?v=a7E4O4YZ_t0
Peter Segal („Spiel ohne Regeln“) drehte hier keinen klassischen Boxerfilm, sondern eine nostalgische Komödie, die sich selbst nicht ganz ernst nimmt und natürlich viel auf die Filmo- wie Biographien beider Darsteller verweist. Henry schweißt in seiner Freizeit Kunst, so wie Stallone malt, in „Rocky“-Tradition trainiert er auf der Straße, wenn er allerdings im Schlachthof auf eine Rinderhälfte einboxen will, dann klärt Louis ihn auf, dass sie gerade nur Fleisch kaufen wollten, und wenn er einen Truck zieht, dann verweist der Schriftzug auf dem Truck auf Lincoln Hawk aus „Over the Top“. Selbstironisch wird auf das Trinken roher Eier aus den „Rocky“-Filmen verwiesen, das „Never Back Down“ 2008 bereits ironisch zitierte. Billy hingegen wirkt wie der arrogante, selbstzerstörerische Egomane aus „Wie ein wilder Stier“, außerdem sucht er gerne Bars auf, in denen auch de Niros Mafiafiguren gut herumhängen könnten.
So ist der Film auf seine Hauptdarsteller zugeschnitten. Sylvester Stallone („Bullet to the Head“) gibt den nachdenklichen Helden aus der Working Class, der weniger an sich und mehr an seine Leute denkt, mit jener Nachdenklichkeit und Scheue, die ihm in vielen Altersrollen gut zu Gesicht stand. Robert de Niro („Killer Elite“) gibt als laute, aufbrausende Rampensau das Gegengewicht zum ruhigen Stallone und ergänzt sich prima mit seinem Spielpartner (mit dem er bereits in „Cop Land“ zusammen spielte), ohne dass er andere Facetten seiner Figur ausspart, die späte Reue für frühere Vergehen zeigt. Kim Basinger („Final Call“) als frühere Liebe Henrys darf seit langem mal wieder in einer größeren Rolle glänzenden Support liefern, während Alan Arkin („Sobibor“) meist die komödiantischen Sahnehäubchen-Szenen des Films einstreichen darf. Der in den USA beliebte Komiker Kevin Hart („Scary Movie 3“) dagegen erweist sich als eindimensionaler Ersatz für Leute wie Chris Rock, der alle Schwarzenklischees ausspielt: Pimp-Attitüde, lautes Geschrei, Hinweisen auf die eigene Hautfarbe wie Witzen wie „My son is going to private school now. He has white friends and he wants white people stuff.“ In einer Nebenrolle leistet „The Walking Dead“-Star Jon Bernthal Ordentliches, LL Cool J („Deep Blue Sea“) und Paul Ben-Victor („The Corruptor“) haben Gastrollen, die ihnen nicht viel abverlangen, während Anthony Anderson („Cradle 2 the Grave“) einen Cameo-Auftritt absolviert, ebenso die Boxer Mike Tyson und Evan Holyfield in einer Abspannszene mit „Hangover“-Bezug. Ebenso wenig darf natürlich Michael Buffer als Ansager beim Grudge Match fehlen.
Es ist schon erfreulich, wie viel Arbeit hier in die Ausarbeitung von Details gesteckt wurde – was man leider von der eigentlichen Geschichte nicht behaupten kann. Der Weg zum Match ist eine episodenhafte Aneinanderreihung von Comedyszenen, in denen sich die Kontrahenten entweder miteinander fetzen oder andere gegen sich aufbringen, etwa wenn sie MMA niedermachen – als Gäste bei einem MMA-Match. Dazwischen wird der relativ einfach gestrickte Plot fortgesetzt, bei dem die Sympathien recht klar verteilt sind, man aber netterweise auch dem überheblichen Billy ein Knuffel-Happy-End zugesteht, das ja keinem wehtut und das sich schon meilenweit am Horizont abzeichnet. Ein paar familiäre Konflikte um Henry, Billy, Henrys Ex-Freundin Sally (Kim Basinger), die von Billy geschwängert wurde, und ihren Sohn B.J. (Jon Bernthal), der ausgerechnet Billy trainiert, verkomplizieren das Ganze zwar hin und wieder, werden aber nie so dramatisch, dass sie sich nicht gegen Ende schnell in Luft auflösen.
Und auch der Humor baut in erster Linie auf diverse „Huch, was sind wir alt“-Gags, bei denen den beiden Senior-Fightern die Puste ausgeht, die Muskeln versagen oder sie auf ihre angefutterten Rettungsringe hingewiesen werden. Immerhin sieht sich „Grudge Match“ da selbstironisch und verweist darauf, wie viele intradiegetische Zuschauer über die beiden Boxer lachen, doch es ändert nichts daran, dass die Gags etwas mehr Einfallsreichtum zeigen könnten. Es ist immer wieder was zum Schmunzeln dabei, darunter Sprüche, die sich die Gegner drücken, eine Fallschirmbruchlandung oder Louis‘ verbale Ausfälle in einem Schwimmbad, in dem gerade lauter Familien sind, aber die echten Brüller fehlen in „Grudge Match“ leider.
Seit einer Weile verweisen Filme mit Altstars in den Hauptrollen komödiantisch darauf, was rüstige Rentner noch hervorragend draufhaben, egal ob es sich dabei um Raumfahrt („Space Cowboys“), das Agentengeschäft („R.E.D.“) oder Junggesellenabschiede („Last Vegas“) handelt. In „Grudge Match“ ist es nun Boxen und dank der gut aufgelegten Hauptdarsteller und zahlreicher In-Jokes ist das durchaus amüsant, aber doch mehr zum Schmunzeln denn zum herzlichen Lachen. Zu einfach und vorhersehbar ist die Geschichte gestrickt, zu wenig echte Knallergags (die dann meist auf Arkins Konto gehen) bietet Peter Segals nostalgisch-brave Komödie.
Starke:
Der Film startete am 9. Januar 2014 in den deutschen Kinos.
© Nils Bothmann (McClane)
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